33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2610 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Staatsminister Helmut Schäfer<br />
den Verdacht nahe, daß wir das Papier nicht ganz so<br />
ernst nehmen müssen, wie Sie es tun.<br />
Vizepräsident Hans Klein: Gibt es dazu weitere Zusatzfragen?<br />
— Bitte, Herr Kollege Erler.<br />
Gernot Erler (SPD): Herr Staatssekretär, können Sie<br />
bestätigen, daß die bisherigen Bündnispartner der Sowjetunion<br />
im Warschauer Pakt in der Praxis der sowjetischen<br />
Politik nicht unter einen politischen oder<br />
psychologischen Druck gesetzt werden, was ihre jetzigen<br />
Entscheidungen und ihre jetzige Sicherheitspolitik<br />
angeht?<br />
(Vorsitz : Vizepräsident Helmuth Becker)<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Herr Kollege, ich<br />
kann sogar bestätigen, daß sich Vertreter der von Ihnen<br />
genannten Staaten mit Sicherheit einem solchen<br />
Druck nicht mehr unterziehen würden, sondern sich<br />
in ihren Gesprächen mit der Sowjetunion als souveräne<br />
Partner bewähren.<br />
(Gernot Erler [SPD]: Danke!)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Keine weiteren Zusatzfragen.<br />
Dann rufe ich Frage 26 des Abgeordneten Dr. Hermann<br />
Scheer auf:<br />
Für welchen Zeitpunkt erwartet die Bundesregierung den<br />
Beginn von amerikanisch-sowjetischen SNF (Short Nuclear Forces)-Verhandlungen?<br />
Bitte sehr, Herr Staatsminister.<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Soweit ich sehe,<br />
hätte ich noch eine zusätzliche Frage — — Entschuldigung,<br />
nein, das war ein Irrtum. Sie haben recht, Herr<br />
Präsident, wie immer.<br />
(Dr. Peter Struck [SPD]: Das entscheidet der<br />
Präsident, Herr Minister, damit das einmal<br />
klar ist!)<br />
— Ich habe schon klargestellt, daß der Präsident, wie<br />
immer, recht hat. Sie haben das offensichtlich auch<br />
gehört. Das war ein Mißverständnis.<br />
Herr Kollege Scheer, die Bundesregierung setzt sich<br />
dafür ein, bis zum NATO-Gipfel am 7.18. November<br />
1991 eine gemeinsame SNF-Verhandlungsposition<br />
des Bündnisses auszuarbeiten und zum frühestmöglichen<br />
Zeitpunkt danach Verhandlungen zwischen den<br />
USA und der Sowjetunion aufzunehmen.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Zusatzfrage, Herr<br />
Dr. Scheer.<br />
-<br />
Dr. Hermann Scheer (SPD): Herr Staatsminister, da<br />
die Bundesrepublik Deutschland ja kein marginaler<br />
Staat ist und sicherlich eigene Vorstellungen hat: Wie<br />
sehen denn die Vorstellungen für eine Verhandlungsposition,<br />
mit denen man ins Bündnis geht, aus?<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Herr Kollege, soviel<br />
ich weiß, sind Sie Mitglied des Unterausschusses<br />
für Abrüstung.<br />
(Walter Kolbow [SPD]: Vorsitzender!)<br />
— Entschuldigung, Vorsitzender. Ich bitte, mir auch<br />
das nachzusehen.<br />
Ich glaube daher, daß die Erörterung dieser Vorstellungen<br />
nicht in der Kürze einer Fragestunde geschehen<br />
kann. Die Vorstellungen sind bekannt. Der Unterausschuß<br />
behandelt sie hoffentlich; das müßte auf seiner<br />
Tagesordnung stehen.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Eine weitere Zusatzfrage.<br />
Dr. Hermann Scheer (SPD): Da ich das trotz meiner<br />
Funktion als Vorsitzender des Unterausschusses nicht<br />
feststellen konnte, frage ich, ob die Bundesregierung<br />
bereits eine Position hat, die wir dann vielleicht nachfragen<br />
könnten?<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Die Bundesregierung<br />
ist bei dem Ziel, das ich Ihnen genannt habe,<br />
nämlich bis zum NATO-Gipfel zu erreichen, daß es<br />
eine gemeinsame Verhandlungsposition des Bündnisses<br />
gibt, natürlich bemüht, solche Positionen auch ihren<br />
Partnern gegenüber darzustellen. Ich kann nur<br />
sagen: Das Ganze befindet sich in der Mache. Wir<br />
können Ihnen abschließende Vorstellungen der Bundesregierung<br />
jetzt sicher noch nicht mitteilen, weil<br />
das mit unseren Partnern bis zu dem besagten Gipfel<br />
abgesprochen werden muß.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Eine weitere Zusatzfrage<br />
des Abgeordneten Otto Schily.<br />
Otto Schily (SPD): Herr Staatsminister, Sie haben<br />
den Ausdruck „frühestmöglicher Zeitpunkt" verwendet.<br />
Könnten Sie etwas genauer erläutern, nach welchen<br />
Konditionen ein solcher Begriff zu verstehen<br />
ist?<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Für uns wäre dieser<br />
Zeitpunkt so früh wie möglich, was aber nicht unbedingt<br />
alle unserer Partner ähnlich sehen. Wir wollen<br />
erreichen,<br />
(Otto Schily [SPD]: Frühestmöglicher heißt<br />
also so früh wie möglich!)<br />
das mit dem Bündnis so früh wie möglich zu schaffen.<br />
Ich darf es wiederholen: Es ist das Interesse der Bundesrepublik,<br />
solche Verhandlungen so früh wie möglich<br />
zustande zu bringen und insofern auch eine Gemeinsamkeit<br />
der Verhandlungspositionen der Partner<br />
in der NATO zu erarbeiten, so daß wir davon ausgehen<br />
können, daß die Verhandlungsposition des Bünd<br />
nisses bis zum NATO-Gipfel steht. Danach können<br />
die Verhandlungen schnell begonnen werden.<br />
Der Hinweis „frühestmöglich" heißt: Wir müssen<br />
uns auch mit unseren Partnern verständigen. Bei dem<br />
Termin sind wir auch von dem Verlauf der Vorberatungen<br />
bzw. der Erarbeitung dieses Konzeptes abhängig.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Eine Zusatzfrage<br />
der Frau Abgeordneten Katrin Fuchs.<br />
Katrin Fuchs (Verl) (SPD): Herr Staatsminister, es ist<br />
soeben schon meinem Kollegen gesagt worden, daß<br />
die Bundesrepublik eine relativ starke Position in diesem<br />
Konzert hat. Ist es dann eigentlich zu verstehen,<br />
daß die Bundesrepublik immer darauf wartet, welche<br />
Positionen das Bündnis hat, bevor sie zu eigenen Posi-