33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2602 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Vizepräsident Hans Klein<br />
Die Fragen 11 und 12 der Kollegin Dr. Christine<br />
Lucyga sollen schriftlich beantwortet werden. Die<br />
Antworten werden als Anlagen abgedruckt.<br />
Ich rufe die Frage 13 des Abgeordneten Schily<br />
auf :<br />
Wie hoch schätzt die Bundesregierung die Gesamtkosten der<br />
durchgeführten und noch durchzuführenden Maßnahmen zur<br />
Asbestsanierung in öffentlichen und privaten Gebäuden der<br />
Bundesrepublik Deutschland?<br />
Herr Parlamentarischer Staatssekretär, Sie haben<br />
das Wort.<br />
Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär bei der<br />
Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und<br />
Städtebau: Herr Kollege Schily, die Bundesregierung<br />
sieht sich nicht in der Lage, die Höhe der Gesamtkosten<br />
der durchgeführten und noch durchzuführenden<br />
Maßnahmen zur Asbestsanierung in öffentlichen und<br />
privaten Gebäuden zu schätzen. Die dazu notwendigen<br />
umfangreichen und schwierigen Erhebungen<br />
und Untersuchungen liegen weder beim Bund noch<br />
bei den für das Bauen zuständigen Bundesländern<br />
vor. Erhebungen einzelner Hochbauverwaltungen<br />
wie z. B. der Deutschen Bundespost oder Einzelangaben<br />
zu den Kosten bisher durchgeführter oder veranschlagter<br />
Sanierungsmaßnahmen im Zuständigkeitsbereich<br />
des Bundesbauministeriums haben für die<br />
Gesamtsituation der öffentlichen Gebäude keine Aussagekraft,<br />
die ja zum überwiegenden Teil Kommunaloder<br />
Landesbauten sind. Für den privaten Bereich<br />
sind derartige Erfassungen ohnehin nicht möglich,<br />
weil dafür eine Begehung und Untersuchung mindestens<br />
aller bis 1978 errichteten Privatgebäude notwendig<br />
wäre.<br />
Vizepräsident Hans Klein: Herr Kollege Schily, Zusatzfrage.<br />
Otto Schily (SPD): Herr Staatssekretär, meinen Sie<br />
nicht, daß es notwendig wäre, solche Zahlen zu erarbeiten,<br />
und sehen Sie Möglichkeiten, solche Zahlen in<br />
Zukunft zu eruieren? Denn ich könnte mir vorstellen,<br />
daß auch Sie die Auffassung teilen, daß ja in sehr breitem<br />
Umfang solche Sanierungsmaßnahmen notwendig<br />
geworden sind und mit Sicherheit auch schon sehr<br />
kostenaufwendig waren und daß die Politik in der<br />
Zukunft doch darauf gerichtet sein sollte, solchen Reparaturbedarf<br />
zu vermeiden? Wenn man das im Kopf<br />
hat, sollte man sich vielleicht auch Erkenntnisse darüber<br />
verschaffen, welche Größenordnungen zur Debatte<br />
stehen.<br />
Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege<br />
Schily, wir sind uns einig, daß die Politik alles tun<br />
muß, um solche Bauschäden und Gesundheitsschäden,<br />
wie sie aufgetreten sind, zu vermeiden. Aus diesem<br />
Grunde ist schon seit 13 Jahren die Verwendung<br />
des hier besonders relevanten Spritzasbestes untersagt.<br />
In der Zwischenzeit sind weitere Verordnungen<br />
erlassen worden, die letzte Verordnung erst vor wenigen<br />
Wochen von der Bundesregierung, durch die<br />
auch jeder Handel mit asbesthaltigen Produkten untersagt<br />
wird, so daß über den Verordnungsweg sichergestellt<br />
ist, daß Bauschäden und Gesundheitsschäden<br />
im Zusammenhang mit Asbest nicht mehr auftreten<br />
können.<br />
Nichtsdestoweniger bleibt die Frage der Sanierung,<br />
die schon seit vielen Jahren Bund und Länder gemeinsam<br />
beschäftigt. Wir haben schon vor fünf Jahren von<br />
seiten des Bundes gemeinsam mit der ARGE Bau, der<br />
Vereingiung der Länderbauminister, eine Sch rift über<br />
die Sanierung der Asbestschäden in den öffentlichen<br />
Bauten herausgegeben. Die Sanierung ist bereits in<br />
vollem Gange. Eine Kostenschätzung stößt aber auf<br />
die Schwierigkeiten, die ich eben dargelegt habe.<br />
Vizepräsident Hans Klein: Eine zweite Zusatzfrage,<br />
Herr Kollege Schily.<br />
Otto Schily, (SPD): Herr Staatssekretär, welche<br />
Konsequenzen ziehen Sie denn aus dem Vorgang<br />
überhaupt, wenn Sie nun schon kein Zahlenmaterial<br />
haben und ein bißchen im Nebel stochern und wir uns<br />
darüber einig sind, daß es ein Schaden großen Ausmaßes<br />
ist, wie immer man ihn definiert, für die Frage,<br />
welche Baustoffe man zulassen soll, welche Kennzeichnungspflichten<br />
eingeführt werden sollen usw.?<br />
Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege<br />
Schily, es gibt Institute, die Baustoffe auf ihre<br />
Verwendbarkeit und ihre gesundheitliche Unschädlichkeit<br />
prüfen. Die Schäden, die im Zusammenhang<br />
mit Asbest aufgetreten sind, sind allerdings nicht vorhergesehen<br />
worden. Als sie auftraten, ist sehr bald<br />
— im Jahre 1978 — eine Verwendung des Spritzasbestes<br />
untersagt worden.<br />
Vizepräsident Hans Klein: Eine Zusatzfrage, Herr<br />
Kollege Professor Diederich.<br />
Dr. Nils Diederich (Berlin) (SPD): Herr Parlamentarischer<br />
Staatssekretär, wenn es, was einzusehen ist,<br />
schon schwierig ist, einen Gesamtüberblick zu haben:<br />
Haben Sie denn wenigstens einen Überblick über<br />
Anzahl bzw. Anteil der asbestverseuchten Gebäude<br />
und über die notwendigen Kosten der Sanierung der<br />
bundeseigenen Gebäude, einschließlich der Gebäude,<br />
die von Bundesorganen usw. gebraucht werden?<br />
Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär: Es gibt in<br />
Einzelbereichen Untersuchungen, z. B. im Bereich der<br />
Post. Es gibt keine Gesamtuntersuchung für alle Bauten,<br />
die im Eigentum des Bundes stehen. Jedenfalls<br />
kenne ich solche Zahlen im Moment nicht.<br />
(Dr. Peter Struck [SPD]: Solche Auskünfte<br />
kann man sich auch sparen! Das ist ja die<br />
absolute Inkompetenz!)<br />
Vizepräsident Hans Klein: Dann rufe ich die<br />
Frage 14 des Abgeordneten Jürgen Koppelin auf:<br />
Inwieweit werden im Rahmen der Stadt- und Dorfsanierung<br />
und beim städtebaulichen Denkmalschutz im Rahmen des Gemeinschaftswerkes<br />
„Aufschwung Ost" in den einzelnen neuen<br />
Bundesländern die Sanierung bzw. Renovierung von Gastronomiebetrieben<br />
berücksichtigt?<br />
Herr Staatssekretär, Sie haben das Wort zur Beantwortung.<br />
Jürgen Echternach, Parl. Staatssekretär: Herr Kollege<br />
Koppelin, die Durchführung von Baumaßnahmen<br />
im Rahmen von städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen<br />
ist regelmäßig Angelegenheit der privaten<br />
Eigentümer. Nach § 177 des Bundesbaugesetzes