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33. Sitzung - Deutscher Bundestag

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2596 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />

Staatsminister Helmut Schäfer<br />

ihm dabei die schweren Bedenken der Bundesregierung<br />

über die anhaltenden Verfolgungen, insbesondere<br />

von Palästinensern, und die ausgesprochenen<br />

Todesurteile vor.<br />

Die Bundesregierung erwartet, daß diese Todesurteile<br />

nicht vollzogen und daß keine weiteren ausgesprochen<br />

werden. Der kuwaitischen Regierung ist<br />

klargemacht worden, daß wir hierin eine Verletzung<br />

elementarer Menschenrechte sehen. Kuwait ist in einer<br />

internationalen Aktion befreit worden, um dem<br />

Lande wieder zu seinen vollen Rechten zu verhelfen.<br />

Es kann deshalb nicht hingenommen werden, daß<br />

dort jetzt Menschenrechte in dieser Form verletzt werden.<br />

Auch unser Botschafter in Kuwait hat mehrmals bei<br />

der kuwaitischen Regierung interveniert, um ihr die<br />

zunehmende Besorgnis der deutschen Regierung und<br />

Öffentlichkeit über Menschenrechtsverletzungen in<br />

Kuwait vorzutragen. Zuletzt hat Botschafter Mulack<br />

am 17. Juni im Anschluß an die Berichte über die Verhängung<br />

weiterer Todesurteile und die Abschiebung<br />

von Irakern in den südlichen Irak gegenüber Kronprinz<br />

und Premierminister Scheich Saad al Sabah die<br />

Betroffenheit der Bundesregierung zum Ausdruck gebracht.<br />

Bei allem Verständnis für die Leiden des<br />

kuwaitischen Volkes unter der irakischen Besetzung<br />

können wir diese Maßnahmen nicht hinnehmen.<br />

Schließlich hat das Auswärtige Amt am 18. Juni,<br />

also gestern, unsere Ständige Vertretung bei den Vereinten<br />

Nationen in New York angewiesen, den Vereinten<br />

Nationen uns vorliegende neue und zuverlässige<br />

Informationen über anhaltende Menschenrechtsverletzungen<br />

in Kuwait zu unterbreiten. In gleicher<br />

Weise erhielt die deutsche Botschaft in Washington<br />

Weisung, die US-Regierung zu unterrichten.<br />

Darüber hinaus legte die Bundesregierung am<br />

18. Juni den zwölf EG-Partnern in Kuwait gewonnene<br />

zuverlässige Informationen über aktuelle Menschenrechtsverletzungen<br />

vor.<br />

Die Bundesregierung — lassen Sie mich das in diesem<br />

Zusammenhang sagen — legt großen Wert darauf,<br />

daß sich die internationale Staatengemeinschaft,<br />

deren gemeinsames Handeln ausschlaggebend für<br />

die erfolgreiche Abwehr des irakischen Überfalls auf<br />

Kuwait war, mit der gleichen Geschlossenheit für die<br />

Einhaltung der Menschenrechte in Kuwait einsetzt.<br />

Vizepräsident Hans Klein: Zusatzfrage, Herr Kollege<br />

Kübler.<br />

Dr. Klaus Kübler (SPD): Wenn ich dies sagen darf:<br />

Ich bin für den letzten Satz sehr dankbar.<br />

Sind Ihnen Zahlen über Todesurteile, über vollstreckte<br />

Todesurteile und über Inhaftierte bekannt?<br />

Helmut Schäfer, Staatsminister: Ich kann Ihnen<br />

jetzt keine genauen Zahlen angeben, bin aber gerne<br />

bereit, nachprüfen zu lassen, was uns an Zahlen bekannt<br />

ist.<br />

Vizepräsident Hans Klein: Ihre zweite Zusatzfrage.<br />

Dr. Klaus Kübler (SPD) : Meine zweite Frage geht<br />

dahin: Wird sich die Bundesregierung bemühen<br />

— gegebenenfalls gemeinsam mit anderen Ländern<br />

— , zu ermöglichen, daß amnesty international<br />

dorthin fahren und sich vor Ort informieren kann?<br />

Helmut Schäfer, Staatsminister: Ich halte es für gut,<br />

wenn amnesty international im Zusammenhang mit<br />

den von mir eben bereits ausgeführten Maßnahmen<br />

diese Möglichkeit bekommt. Amnesty international<br />

ist die Organisation, die weltweit die Möglichkeit hat,<br />

vor Ort neutral zu prüfen und Vorwürfe zu untersuchen.<br />

Vizepräsident Hans Klein: Eine Zusatzfrage des Kollegen<br />

Bindig.<br />

Rudolf Bindig (SPD): Angesichts von Informationen<br />

über nicht rechtsstaatlich zustande gekommene Urteile<br />

möchte ich Sie fragen, ob Ihnen bekannt ist, wie<br />

die Sondergerichte in Kuwait zusammengesetzt sind,<br />

die jetzt die Urteile fällen, und ob es nach Auffassung<br />

der Bundesregierung in Kuwait überhaupt eine<br />

rechtsstaatliche Strafgerichtsbarkeit gibt.<br />

Helmut Schäfer, Staatsminister: Herr Kollege, uns<br />

ist von kuwaitischer Seite immer wieder versichert<br />

worden, daß nach der Beendigung des Überfalls des<br />

Irak und nach der Wiederherstellung der Autonomie<br />

Kuwaits Reformen erfolgen sollten. Ich selbst habe<br />

während des Golfkrieges eine Delegation von Oppositionellen<br />

aus Kuwait empfangen, die ihrer Hoffnung<br />

Ausdruck gegeben haben, daß dort nach Beendigung<br />

des Krieges die Demokratie hergestellt werden<br />

könnte. Wir haben diese Hoffnung weiterhin und sind<br />

der Meinung, daß die Regierung in Kuwait ihren Versprechungen<br />

zur Herstellung von Rechtsstaatlichkeit<br />

und Demokratie jetzt Taten folgen lassen sollte.<br />

Vizepräsident Hans Klein: Weitere Zusatzfrage der<br />

Kollegin Ganseforth.<br />

Monika Ganseforth (SPD): Herr Staatsminister, Sie<br />

haben gesagt, daß Sie mit den anderen Regierungen<br />

über die Botschafter Kontakt aufgenommen haben. Ist<br />

schon bekannt, ob andere Regierungen interveniert<br />

oder ob internationale Maßnahmen, Gespräche oder<br />

Proteste stattgefunden haben?<br />

Helmut Schäfer, Staatminister: Da ein Teil unserer<br />

Maßnahmen erst in dieser Woche erfolgen konnte,<br />

gehe ich davon aus, daß weitere internationale Bemühungen<br />

einsetzen werden. Wir haben auch die Vereinten<br />

Nationen eingeschaltet und sind in Gesprächen<br />

mit unseren Nachbarstaaten. Ich glaube, daß<br />

dort die Entwicklung in Kuwait genauso kritisch gesehen<br />

wird wie bei uns. Ich erinnere mich, daß bei dem<br />

Treffen mit den Außenministern der Golf-Kooperationsstaaten,<br />

bei dem der kuwaitische Außenminister<br />

anwesend war, auch von Kollegen aus der Europäischen<br />

Gemeinschaft entsprechende Fragen gestellt<br />

worden sind. Davon kann man also ausgehen.<br />

Vizepräsident Hans Klein: Dazu keine weiteren Zusatzfragen.<br />

Dann, Herr Staatsminister, darf ich mich<br />

bei Ihnen bedanken.<br />

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministers<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit auf.

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