33. Sitzung - Deutscher Bundestag
33. Sitzung - Deutscher Bundestag
33. Sitzung - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2665<br />
Dr. Klaus Kübler<br />
der deutsche Botschafter unmittelbar nach unserem<br />
Besuch entsprechend geäußert.<br />
Wir alle wissen ja, daß die Katastrophe in Kuwait<br />
nicht kleiner, sondern immer größer wird. Ich will<br />
auch nicht zwischen den Zeilen der Erklärung von<br />
Herrn Riesenhuber lesen, daß die Deutschen dorthin<br />
müssen, um, was nachher ganz schwierig ist, abräumen<br />
zu helfen. Aber auch damit würde ich mich einverstanden<br />
erklären.<br />
Die SPD sieht jetzt gleichwohl einen Fortschritt bei<br />
der Realisierung einer wirksamen deutschen Beteiligung<br />
beim Löschen der Ölbrände. Wer will, daß das<br />
bisherige Tempo der Löscharbeiten beschleunigt wird<br />
— dies ist nicht nur eine Frage Kuwaits — , der muß im<br />
Grunde die Beteiligung aller weltweit vorhandenen<br />
Löschkapazitäten fordern.<br />
Sie wissen, daß der amerikanische Löschexperte<br />
Ted Adair davon gesprochen hat: Wenn es so weitergeht<br />
wie bislang — er hat seine amerikanischen<br />
Freunde und Arbeitskollegen genannt — , dann würden<br />
die Löscharbeiten noch fünf Jahre andauern.<br />
Die sozialdemokratische Fraktion fordert deshalb<br />
die Bundesregierung erneut auf, auf politischer Ebene<br />
eine Beteiligung bei der Ölbrandbekämpfung durchzusetzen,<br />
gegebenenfalls auch dadurch, daß zu diesem<br />
Zweck auch Kontakte zur US-Regierung aufgenommen<br />
werden.<br />
Ich frage deshalb insbesondere den Bundesforschungsminister<br />
— ich gehe davon aus, daß er dies<br />
hinterher zur Kenntnis nimmt —: Bis wann wird denn<br />
nun der konkrete Vorschlag für eine deutsche Löschexpertengruppe<br />
erarbeitet sein, und wann wird der<br />
Bundesforschungsminister nach Kuwait reisen? Da es<br />
bisher sehr schwerfällig gelaufen ist, muß sich wohl<br />
der Minister persönlich durch eine Reise bis hin vor<br />
Ort einschalten. Ich darf dies nicht nur ironisch sagen:<br />
Ich bitte den Bundesforschungsminister, sich rechtzeitig<br />
um ein Visum zu bekümmern, damit er nicht vier<br />
oder sechs Wochen braucht, um ein Visum zu erhalten.<br />
Lassen Sie mich zum Schluß als Perspektiven folgendes<br />
sagen: Aus dem Völkerrecht kann durchaus<br />
eine Informations- und Kooperationspflicht Kuwaits<br />
abgeleitet werden. Ich komme deshalb kurz auch auf<br />
Kuwait zu sprechen. Wir müssen — nicht nur im Interesse<br />
Kuwaits, aber auch im Interesse Kuwaits — die<br />
Regierung von Kuwait auffordern, mögliche Vorbehalte<br />
gegen eine deutsche Beteiligung aufzugeben.<br />
Mögliche Vorbehalte: ausdrückliche habe ich nie gehört.<br />
Ich betone noch einmal: Selbst wenn mögliche<br />
Vorbehalte da sind, muß ich eben politisch - handeln<br />
und muß wissen, wie ich diese möglichen Vorbehalte<br />
abbaue. Aber ich fordere die Regierung von Kuwait<br />
auf, mögliche Vorbehalte gegen eine deutsche Beteiligung<br />
aufzugeben. Ich bitte die kuwaitische Regierung<br />
auch, richtig zu verstehen, wenn ich unterstreiche<br />
und in Erinnerung rufe, daß sich Deutschland mit<br />
über 17 Milliarden DM an der Befreiung Kuwaits beteiligt<br />
hat.<br />
Die Bundesregierung ist aufgefordert, auch die anderen<br />
Lehren zu ziehen und internationale Initiativen<br />
zu ergreifen. Lassen Sie mich in der Kürze der Zeit<br />
zwei oder drei Punkte ansprechen.<br />
Es kann wohl nicht sein, daß auch relativ unzulängliche<br />
Umweltschutzabkommen völkerrechtlicher Art<br />
von der Bundesrepublik und auch von anderen Ländern<br />
unterzeichnet worden sind, aber von wesentlichen<br />
Ländern der EG und unseres Bündnisses NATO,<br />
wie immer man dazu auch steht, nicht ratifiziert worden<br />
sind. Was dem Umweltstandard in dieser völkerrechtichen<br />
Weise angeht, müssen die Partner der<br />
NATO, wenn wir uns als richtige Partner verstehen,<br />
und die Mitglieder der EG an einem Strang ziehen. Ich<br />
fordere die Bundesregierung auf, mit darauf hinzuwirken,<br />
daß die Länder, die nicht ratifiziert haben, in<br />
Richtung Ratifizierung arbeiten.<br />
Ich bitte die Bundesregierung weiterhin und fordere<br />
sie auf, zu überlegen, wieweit das internationale Umweltschutzvölkerrecht<br />
fortzuschreiben ist. Ich spreche<br />
hier den Gedanken an, daß es wohl nicht sein kann,<br />
daß das internationale Umweltschutzrecht immer sofort<br />
zurückstecken muß, wenn militärische Notwendigkeiten<br />
unterstellt werden. Mit einer militärischen<br />
Notwendigkeit kann man in der Tat jede Umweltschutzmaßnahme<br />
aushebeln.<br />
Ich fordere die Bundesregierung auch auf, ihre<br />
Überlegungen zu einem internationalen Strafgerichtshof<br />
— Überlegungen, die von ihr durch den Außenminister<br />
angesprochen wurden — weiter zu prüfen.<br />
Ich fordere die Bundesregierung auf, Haftungsfragen<br />
in diesem Zusammenhang zu klären, wer für<br />
solche Umweltschäden international zur Haftung zu<br />
ziehen ist.<br />
Ich glaube, die Bundesrepublik Deutschland wäre<br />
gut beraten, wenn sie im internationalen Spektrum in<br />
schwierigen Situationen ihre Umweltaktivitäten und<br />
ihr Umweltprofil schärfen würde. Dies ist mit diesen<br />
Möglichkeiten als e i n Schritt gegeben.<br />
Ich bedanke mich herzlich für die Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der SPD, der PDS/Linke Liste,<br />
beim Bündnis 90/GRÜNE sowie bei Abge<br />
ordneten der CDU/CSU)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Meine Damen und<br />
Herren, ich erteile der Abgeordneten Birgit Homburger<br />
das Wort.<br />
Birgit Homburger (FDP): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen! Herr Kübler, Sie haben gerade<br />
gesagt, Sie wollten eigentlich nicht das wiederholen,<br />
was wir hier schon in der letzten Woche an<br />
gleicher Stelle gesagt haben. Aber ich denke, das wird<br />
sich nicht vermeiden lassen; denn sehr viel Neues in<br />
der Sache gibt es eigentlich seit letzter Woche nicht.<br />
Nach wie vor gibt es die gleiche schlimme ökologische<br />
Situation am Golf. Es brennen nach wie vor ungefähr<br />
gleich viele Ölquellen in Kuwait.<br />
Im Umweltausschuß haben wir heute morgen in<br />
Fortsetzung der Expertenanhörung, die wir am<br />
29. April durchgeführt haben, einen weiteren Zwischenbericht<br />
des Bundesministers für Umwelt erhalten.<br />
Dieser Bericht unterstreicht im Prinzip zweierlei:<br />
erstens, daß man nach wie vor nur unzureichend<br />
schnell oder, besser gesagt, viel zu langsam mit dem<br />
Löschen der Brände vorankommt, und zweitens, daß<br />
offensichtlich nach wie vor insbesondere von Kuwait