33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2619<br />
Gerhard Neumann (Gotha)<br />
der umweltverseuchten und oft in desolatem Zustand<br />
befindlichen Liegenschaften festlegen, die vielfach<br />
schon als Bauerwartungsland behandelt werden?<br />
Der von der Bundesregierung eingeschlagene Verfahrensweg<br />
ist unzureichend, was den Preis der Liegenschaften<br />
betrifft, unangemessen und deshalb<br />
nicht akzeptabel.<br />
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Vera<br />
Wollenberger [Bündnis 90/GRÜNE])<br />
In das Preiskalkül müssen zumindest die Sanierungskosten<br />
der Liegenschaften einbezogen werden.<br />
Zu fordern ist die gesamte Übernahme der Kosten für<br />
die Altlastenbeseitigung durch den Bund.<br />
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Vera<br />
Wollenberger [Bündnis 90/GRÜNE])<br />
Neue wehrtechnische Entwicklungen werden im<br />
Haushalt 1991 mit mehr als 3 Milliarden DM veranschlagt.<br />
Hinzu kommen 800 000 Millionen DM für das<br />
mehr als fragliche Waffensystem Jäger 90.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Herr Kollege Neumann,<br />
ich muß Sie bitten, zum Schluß zu kommen.<br />
Gerhard Neumann (Gotha) (SPD): Mit Blick auf die<br />
sicherheitspolitische Lage in Europa sollte es jedem<br />
eingängig sein, daß diese Summe zur Sanierung der<br />
Altlasten auf NVA-Liegenschaften erheblich sinnvoller<br />
eingesetzt werden könnten. Als persönlich betroffener<br />
Abgeordneter aus den neuen Ländern kann ich<br />
Ihnen zudem versichern: Die Bevölkerung der ehemaligen<br />
DDR — und nicht nur sie — wüßte eine solche<br />
Umverteilung im Haushalt als den Beweis für einen<br />
verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern zu<br />
schätzen.<br />
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Vera<br />
Wollenberger [Bündnis 90/GRÜNE])<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Ich muß Ihnen das<br />
Wort entziehen, Herr Kollege Neumann. Noch einen<br />
Schlußsatz bitte.<br />
(Zuruf von CDU/CSU: Der kriegt doch Senio<br />
renzuschlag, Herr Präsident!)<br />
Gerhard Neumann (Gotha) (SPD): Ich wollte nur<br />
noch darauf hinweisen, daß mit hochspezialisierten<br />
Analyse- und Meßlabors und umwelterfahrenen<br />
Wehrgeologen und vor allem mit dem Spürpanzer<br />
„Fuchs" ohne Schwierigkeiten die Beseitigung der<br />
ökologischen Schäden auf ehemaligem Militärgelände<br />
in den fünf neuen Ländern erfolgen könnte.<br />
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. -Vera<br />
Wollenberger [Bündnis 90/GRÜNE])<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Nun muß ich aber<br />
wirklich sagen: Es ist Schluß, Herr Kollege Neumann!<br />
Wir können das nicht machen.<br />
Ich will noch einmal auf unsere Regeln aufmerksam<br />
machen. Wenn wir allgemeine Debatten haben, kann<br />
es vorkommen, daß die Redezeit einmal etwas überzogen<br />
wird. Aber wir müssen bei unseren Regeln bleiben:<br />
Dies sind Fünfminutenreden; es darf nicht länger<br />
geredet werden. Ich muß wirklich, so unangenehm<br />
das auch ist, bei fünf Minuten abläuten.<br />
Nun hat als nächster das Wort unser Kollege Karl<br />
Stockhausen.<br />
Karl Stockhausen (CDU/CSU): Herr Präsident!<br />
Meine Damen und Herren! Außer Kritik und Vorwürfen<br />
habe ich von der SPD in den zwei Beiträgen nichts<br />
Konkretes gehört.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Meine Damen und Herren, ich möchte deutlich die<br />
Frage stellen: Welches Zeitverständnis haben Sie eigentlich?<br />
Wenn die SPD-regierten Länder vier Monate<br />
brauchen, um eine Stellungnahme zu der Planung<br />
abzugeben, dann muß man doch einmal fragen,<br />
welche Zeit es beansprucht, bis ein Verteidigungsminister,<br />
bis die Hardthöhe in der Lage ist, eine solche<br />
Herausforderung, wie sie die Entspannungspolitik im<br />
Gefolge hat, nämlich die Abrüstung, zu bewältigen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP —<br />
Zurufe von der SPD)<br />
Meine Damen und Herren, wir sind Gerhard Stoltenberg,<br />
unserem Verteidigungsminister, ausdrücklich<br />
dankbar — und wenn einmal einige undichte<br />
Stellen im Ministerium vorhanden sind, ist dafür nicht<br />
der Minister verantwortlich.<br />
(Zurufe von der SPD: Nein?! — Weitere Zu<br />
rufe von der SPD)<br />
— ach, passen Sie doch einmal auf; das mit Guillaume<br />
war noch viel schlimmer —,<br />
(Beifall bei der CDU/CSU — Lachen und Zu<br />
rufe von der SPD)<br />
daß er den Erfolg unserer Politik, nämlich Frieden zu<br />
schaffen mit weniger Waffen, in dieser konkreten<br />
Form vorgelegt hat. Frieden schaffen mit weniger<br />
Waffen heißt natürlich auch: Frieden schaffen mit weniger<br />
Soldaten.<br />
Daß dies möglich wurde — auch daran muß man<br />
sich erinnern — , verdanken wir vor allen Dingen den<br />
Alliierten, insbesondere den USA, zu denen Sie immer<br />
ein distanziertes Verhältnis hatten.<br />
(Lachen und Widerspruch bei der SPD)<br />
Ich erwähne aber auch ausdrücklich Herrn Gorbatschow,<br />
der erkannt hat, daß man den Freiheitswillen<br />
von Völkern auf Dauer nicht mit militärischer Macht<br />
unterdrücken kann. Darum gilt unser Dank Gorbatschow,<br />
(Zuruf von der SPD: Seien Sie vorsichtig!)<br />
daß er den mutigen Schritt gewagt hat, die Völker des<br />
Warschauer Pakts ihren Weg selbst bestimmen zu lassen.<br />
Meine Damen und Herren, ich sage noch etwas,<br />
was Sie auch nicht gern hören: Es war ganz entscheidend,<br />
daß diese Bundesregierung und die sie tragenden<br />
Parteien durch den Vollzug des NATO-Doppelbeschlusses<br />
deutlich gemacht haben,<br />
(Klaus Lennartz [SPD]: Aha! Weitere Zurufe<br />
von der SPD)<br />
daß diese Bundesrepublik zu ihren Verpflichtungen<br />
im Rahmen der NATO steht. Meine Damen und Her-