33. Sitzung - Deutscher Bundestag
33. Sitzung - Deutscher Bundestag
33. Sitzung - Deutscher Bundestag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2611<br />
Katrin Fuchs (Verl)<br />
tionen gelangt? Bestünde nicht auch die Möglichkeit,<br />
daß die Bundesrepublik ihr Gewicht nutzt und selbst<br />
dafür streitet, daß der frühestmögliche Zeitpunkt terminiert<br />
wird, und daß Sie uns wirklich konkret antworten?<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Genau diese Annahme<br />
entspricht der Tatsache.<br />
(Katrin Fuchs [Verl] [SPD]: Aber das ist ja<br />
nun schon lange her!)<br />
Aber wenn Sie in dem ersten Teil Ihrer Frage sozusagen<br />
auf den gewachsenen Einfluß der Bundesregierung<br />
abheben, Frau Kollegin, und sagen, wir müßten<br />
auf Grund des gewachsenen Einflusses jetzt eine<br />
deutlichere Sprache sprechen, dann muß ich feststellen,<br />
daß das neue Töne aus der SPD-Fraktion sind.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren, wir können noch zwei Fragen<br />
zur Beantwortung zulassen.<br />
Ich rufe die Fragen 27 und 28 des Abgeordneten<br />
Manfred Opel auf:<br />
Welche eigenen Zeitvorstellungen vertritt die Bundesregierung<br />
in den Gremien des Bündnisses bezüglich des Beginns<br />
amerikanisch-sowjetischer SNF-Verhandlungen?<br />
Treffen Berichte zu, wonach die amerikanische Regierung in<br />
Erwägung zieht, auf amerikanisch-sowjetische SNF-Verhandlungen<br />
zu verzichten?<br />
Bitte sehr, Herr Staatsminister.<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Die Fragen 27 und<br />
28 des Kollegen Opel beantworte ich wie folgt: Herr<br />
Kollege, die Bundesregierung setzt sich dafür ein, daß<br />
bis zum NATO-Gipfel — dies ist praktisch die Wiederholung<br />
der Antwort auf die vorhergehende Frage —<br />
eine gemeinsame Position erreicht wird. Ich verweise<br />
in diesem Zusammenhang darauf, daß die amerikanische<br />
Regierung den in der Londoner Erklärung vom<br />
6. Juli enthaltenen Bündnisbeschluß zur Aufnahme<br />
neuer Verhandlungen über die Reduzierung nuklearer<br />
Mittelstreckenraketen kürzerer Reichweite zwischen<br />
den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion<br />
maßgeblich mitgetragen hat. Diese Bündnisposition<br />
wurde auch im Kommuniqué der NATO-Außenminister<br />
vom 7. Juni dieses Jahres noch einmal ausdrücklich<br />
bestätigt.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Herr Abgeordneter<br />
Opel, eine Zusatzfrage.<br />
Manfred Opel (SPD): Herr Staatsminister, kann ich<br />
aus Ihrer vorhin gegebenen Antwort schließen, daß<br />
der Beitrag, den Sie im Bündnis zu leisten gedenken,<br />
ein eigenes Konzept der Bundesregierung einschließt,<br />
das sie im Moment noch nicht zu veröffentlichen gedenkt?<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Ich glaube, man<br />
muß hier zwischen unserer Bemühung bei den Vorbereitungen<br />
zu diesen für uns sehr wichtigen Verhandlungen<br />
und dem tatsächlichen Ergebnis unterscheiden.<br />
Die Verhandlungen werden ja bilateraler Art<br />
sein. Sie erfolgen zwischen den Vereinigten Staaten<br />
und der Sowjetunion, nicht zwischen uns und der Sowjetunion.<br />
Wir werden alles dafür tun, daß es eine<br />
gemeinsame Verhandlungsposition geben wird. Daß<br />
wir dazu Vorstellungen haben, ist klar. Daß wir aber<br />
im Vorfeld dieser Bemühungen zu einer gemeinsamen<br />
Position kommen wollen und unsere Vorstellungen,<br />
nicht jetzt apodiktisch in den Raum stellen wollen,<br />
sondern sie mit den Partnern diplomatisch absprechen,<br />
dafür bitte ich um Verständnis.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Noch eine Zusatzfrage<br />
des Abgeordneten Opel? — Bitte sehr.<br />
Manfred Opel (SPD): Herr Staatsminister, es gab in<br />
der Vergangenheit durchaus Diskrepanzen in der Definition<br />
dessen, was SNF bedeutet. Können Sie mir<br />
sagen, ob die Bundesregierung unterdessen zu einer<br />
einvernehmlichen Interpretation mit den Amerikanern<br />
bzw. den NATO-Partnern und den Sowjets gefunden<br />
hat und wie diese aussieht?<br />
Helmut Schäfer, Staatsminister: Ich glaube, es hat<br />
sich bei den noch bestehenden Differenzen innerhalb<br />
des Bündnisses vor allem um die noch zu klärende<br />
Frage des geographischen Anwendungsgebietes des<br />
SNF-Abkommens gehandelt. Wir haben immer die<br />
Meinung vertreten, und sind auch mit der Mehrheit<br />
der Verbündeten der Auffassung, daß das Anwendungsgebiet<br />
auch den europäischen Teil der Sowjetunion<br />
einschließen sollte. Damit würde auch das sowjetische<br />
SNF-Potential in den angestrebten Abbau<br />
mit einbezogen und nicht nur eine Rückverlegung auf<br />
sowjetisches Gebiet festgeschrieben. Das war unsere<br />
Position. Ich glaube, daß sich hier die Positionen angenähert<br />
haben.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Herr Staatsminister,<br />
vielen Dank.<br />
Ich kann keine weiteren Zusatzfragen zulassen. Wir<br />
haben die Fragestunde schon um zwei Minuten überzogen.<br />
Meine Damen und Herren, ich rufe nunmehr den<br />
Zusatztagesordnungspunkt 8 auf:<br />
Aussprache zum Stationierungskonzept der<br />
Streitkräfte<br />
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll die<br />
Aussprache mit Fünf-Minuten-Beiträgen wie in einer<br />
Aktuellen Stunde erfolgen. — Ich höre und sehe keinen<br />
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.<br />
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat unser Kollege<br />
Albrecht Müller.<br />
Albrecht Müller (Pleisweiler) (SPD): Herr Präsident!<br />
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wer jahrelang<br />
Abrüstung fordert, der sollte nicht kopfstehen, wenn<br />
sie endlich möglich ist<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)<br />
und wenn dies auch Folgen für Menschen und Regionen<br />
haben kann. Wir Sozialdemokraten haben Abrüstung<br />
immer gewollt. Wir begreifen auch den Truppenabbau<br />
zuallererst als eine Chance, nicht als eine<br />
Last.<br />
Allerdings, gerade weil die Arbeit für die Betroffenen<br />
im Konkreten schwierig ist, verlangen wir die<br />
volle Aufmerksamkeit der Verantwortlichen. Das ver-