33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2664 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Dr. Norbert Rieder<br />
samtsituation ebenfalls vor Ort. Das BMFT organisiert<br />
den Einsatz deutscher Löschtechnik. Die Kuwaitis, die<br />
sich ja lange Zeit etwas gesperrt haben, sind inzwischen<br />
an dieser deutschen Hilfe interessiert. Der Einsatz<br />
der Bundeswehr bei den Minenräumaktionen ist<br />
ebenfalls allgemein bekannt. Deutsche Wissenschaftler<br />
waren oder sind vor Ort, um Daten zur ökologischen<br />
Gesamtsituation zu erheben. Somit sind Deutsche<br />
ohne Zweifel in angemessener Weise an dieser<br />
internationalen Aufgabe voll beteiligt.<br />
Weitere Konsequenzen werden mit Sicherheit gezogen<br />
werden, sobald neue, weiterführende Daten vorliegen.<br />
Wir sind deshalb der Ansicht, daß der erste Teil<br />
des Antrags der GRÜNEN unbegründet ist, da die vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen entweder bereits vollzogen<br />
sind oder auf Grund der noch mangelnden Daten<br />
nicht sinnvoll durchgeführt werden können. Zum Teil<br />
können sie aber auch nicht unsere deutsche Aufgabe<br />
sein; denn wir sind sicherlich nicht dazu da, überall<br />
auf der Welt alles, was irgendwo schiefgegangen ist,<br />
hinterher wieder in Ordnung zu bringen. Ein paar<br />
eigene Probleme im eigenen Land haben wir schließlich<br />
auch.<br />
Dem zweiten Teil Ihres Antrags können wir voraussichtlich<br />
ebenfalls nicht zustimmen, denn leider haben<br />
Sie der Versuchung nicht widerstehen können<br />
und haben die große Gebetsmühle — ich muß das einmal<br />
so ausdrücken — wieder einmal anlaufen lassen.<br />
Ich zitiere aus Ihrem Antrag:<br />
Viele der im vorliegenden Antrag skizzierten<br />
Überlegungen und Forderungen für eine neue<br />
Energie-, Verkehrs- und Weltwirtschaftspolitik<br />
sind bereits ... in der 11. Wahlperiode in zahlreichen<br />
parlamentarischen Initiativen ausgeführt<br />
worden.<br />
Nun, das können wir nur bestätigen. Es ist immer das<br />
gleiche; nur der Vorspann ändert sich. Dieses Mal ist<br />
es der Golfkrieg, morgen sind es vielleicht die Vulkanausbrüche<br />
in Japan oder auf den Philippinen, und<br />
wenn übermorgen in der Antarktis ein großer Gletscher<br />
kalbt, kommt wieder derselbe Antrag mit einem<br />
anderen Vorspann.<br />
Deshalb kann ich nur sagen: Sicherlich müssen wir<br />
Deutsche unserer Verantwortung der Welt und der<br />
Natur gegenüber gerecht werden, das aber Schritt für<br />
Schritt, und nicht alles auf einmal. Am deutschen Wesen<br />
kann und wird die Welt sicherlich nicht allein<br />
genesen.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren, der nächste Redner ist der<br />
Abgeordnete Dr. Klaus Kübler.<br />
Dr. Klaus Kübler (SPD): Herr Präsident! Meine Damen<br />
und Herren! Ich will nicht so anfangen wie der<br />
von mir wirklich geschätzte Kollege Rieder, der eine<br />
ganz interessante schwarz-grüne Mischung in der Argumentation<br />
hat. Das ist nicht negativ gemeint, das ist<br />
wirklich im wahrsten Sinn des Wortes eine interessante<br />
Mischung.<br />
Ich möchte auch nicht meine Kritik an der Bundesregierung<br />
von der letzten Woche in denselben Punkten<br />
im wesentlichen wiederholen, sondern nur das<br />
ansprechen, was in der Zwischenzeit, in dieser einen<br />
Woche, im Zusammenhang mit dem Antrag der<br />
Gruppe Bündnis 90/GRÜNE erfolgt ist.<br />
Ich begrüße es, daß Sie, Herr Feige, und auch Ihre<br />
Gruppe dieses Thema in der Öffentlichkeit wachhalten<br />
wollen. Ich bin dafür außerordentlich dankbar.<br />
Ich füge hinzu: Dazu wäre es sicherlich besser gewesen,<br />
einen Antrag mit kurzfristig notwendigen<br />
Maßnahmen zur Bekämpfung der Ölbrandkatastrophe<br />
nicht mit Anträgen für längerfristig wirkende<br />
Strategien zu verbinden. Ich glaube, daß dies ein strategisches<br />
oder auch taktisches Handicap Ihres Antrages<br />
ist. Eine Trennung hätte den Antrag möglicherweise<br />
politisch erfolgreicher gemacht. Trotzdem: Der<br />
Antrag hat in nicht unwichtigen Teilen seinen politischen<br />
Stellenwert.<br />
Die Expertengruppe, die im Auftrag des BMFT<br />
letzte Woche nach Kuwait gereist ist, hat gestern eine<br />
Presseerklärung abgegeben, die heute in den Zeitungen<br />
erschienen ist und die die Katastrophe und ihre<br />
Folgen — ich betone: in erfreulicher Offenheit und in<br />
dramatischer Weise — geschildert hat. Ich begrüße<br />
ausdrücklich — ich wiederhole dies heute genauso,<br />
wie ich es in der letzten Woche gesagt habe — diese<br />
offene Informationspolitik der Bundesregierung in<br />
diesem Punkt und hoffe — ich spreche dies deutlich<br />
aus —, daß dies in Zukunft anhält.<br />
Viel zu lange hat es gedauert — das hat der Besuch<br />
und das Ergebnis des Besuchs der Expertenkommission<br />
bestätigt — , bis diese Expertenkommission vier<br />
Monate nach Kriegsende nach Kuwait gereist ist. Ich<br />
stelle die nicht nur rheto rische Frage — dies muß man<br />
zugestehen — : Wie wäre die Situation heute, wenn<br />
die Amerikaner dazu auch vier Monate gebraucht<br />
hätten?<br />
Ich muß deshalb, bestätigt durch das Ergebnis dieses<br />
Besuchs, das zögerliche Verhalten der Bundesregierung<br />
erneut scharf verurteilen. Ungeschicktes Management,<br />
Unentschlossenheit, aber vor allem auch<br />
mangelndes Vertrauen der Bundesregierung in die<br />
Fähigkeit und in das Know-how deutscher Firmen<br />
und deutscher Experten beim Löschen von Ölbränden<br />
haben die unnötigen Verzögerungen verursacht.<br />
Leider war die deutsche Expertenkommission<br />
— entgegen nachhaltig erhobenen Forderungen der<br />
SPD — ohne einen einheitlichen umfassenden Vorschlag<br />
für das Löschen der Ölquellen dorthin gereist.<br />
Jetzt kommen die Experten zurück, und was sagen<br />
sie? — Der Bundesforschungsminister Riesenhuber<br />
teilt mit, mehr oder weniger wörtlich wiedergegeben,<br />
die kuwaitische Seite habe die Deutschen aufgefordert,<br />
einen solchen einheitlichen umfassenden deutschen<br />
Vorschlag nun endlich — „endlich" füge ich<br />
hinzu — vorzulegen.<br />
Das hatte ich Herrn Riesenhuber nach unserer<br />
Rückkehr von Kuwait schon vor Fünf Wochen genau<br />
in diesem Punkte mitgeteilt. Auch im persönlichen<br />
Gespräch hatte er eigentlich nichts gegen diese Verfahrensweise<br />
eingewendet. Übrigens hatte sich auch