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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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FLUCHT WOVOR ODER WOHIN? GESCHICHTE EINER FALSCHEN<br />

KORREKTUR UND IHRER BERICHTIGUNG<br />

Am Schluß dieser Überlegungen und dieses Abschnittes der Hörspielgeschichte mag das<br />

Beispiel einer verfehlten Team-Arbeit aus jener frühen Periode stehen, das Beispiel eines<br />

durch falsche dramaturgische Aktivität gründlich verdorbenen Hörspiels. Zweifellos wäre<br />

es vergessen worden, hätte nicht fast drei Jahrzehnte später ein anderes Teamwork<br />

(nicht nur zwischen <strong>Autor</strong> und Dramaturg, sondern auch mit Einbeziehung von Regisseur<br />

und Techniker) das Werk künstlerisch »gerettet«.<br />

Am 7. März 1933 wurde in Köln – noch unter der Ära Ernst Hardts – ein Hörspiel von Fred<br />

von Hoerschelmann Flucht vor der Freiheit gesendet. Zwei Monate zuvor, am 3. Januar<br />

desselben Jahres, stand ein Hörspiel Hoerschelmanns mit genau entgegengesetztem<br />

Titel Weg in die Freiheit im Berliner Programm. Was war vorgegangen? Um einen<br />

naheliegenden Verdacht von vornherein zu beseitigen: es handelte sich nicht um eine<br />

politische Korrektur, es handelte sich um die Eigenmächtigkeit eines Dramaturgen und<br />

Regisseurs, nämlich Arnolt Bronnens. Seine Gründe lassen sich heute nicht mehr<br />

ermitteln, fest steht nur, daß ihnen der damals dreißigjährige <strong>Autor</strong>, da sie mit dem<br />

Nachdruck der Entscheidungsinstanz, mit der Macht des Senderfunktionärs vorgetragen<br />

wurden, nicht gewachsen war. Der Wehrlose wurde vergewaltigt, sein Werk ins Gegenteil<br />

verkehrt.<br />

Das Stück spielt auf einem einsamen Leuchtturm zwischen zwei Männern, die durch das<br />

lange gemeinsame Eingesperrtsein mit einer Art Haßliebe ineinander verbissen sind.<br />

Beide – Bronnen hat sie mit Heinrich George (Rauk) und Lothar Müthel (Wegel) besetzt –<br />

haben etwas auf dem Kerbholz. Aber der jüngere hat seine Strafe verbüßt, die Schuld<br />

drückt nur noch sein Gewissen, während den älteren nichts drückt als sein vermeintliches<br />

Recht über den jüngeren, er ist ein hämischer, gewalttätiger Orang-Utan. Eine Frau mit<br />

einem Segelboot (Franziska Kinz) war eben für eine kurze Stunde zufällig in diese<br />

Einsamkeit der Leuchtturminsel geraten. Doch hatte sie nur mit Wegel, dem jüngeren,<br />

gesprochen, der dem neidischen Rauk nun davon erzählt. Damit beginnt das Stück. Es<br />

wird gezeigt, wie die Stimmung zwischen den beiden durch Rauks Eifersucht noch böser<br />

wird.<br />

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