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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Widerspruchsvollen, nicht absolut Konsequenten, Neues zu entwickeln – leichter als aus<br />

einem im Positiven und Negativen »vollendeten« Stil. Andererseits dürfen wir nicht jene<br />

Skepsis vergessen, von der ich sprach, jenen Verdacht, daß wir uns vielleicht im<br />

Wellental eines Understatements befinden, in dem Schröder-Jahn dann den extremsten<br />

Punkt einnähme.<br />

Im übrigen hat sich, da die Gruppe der vielseitigen Regisseure, die sonst auch dem<br />

Hörspiel zur Verfügung stand, heute oft durch Fernsehverträge absorbiert ist, eine<br />

symptomatische Entwicklung ergeben. Mehr und mehr werden <strong>Autor</strong>en als Regisseure<br />

herangezogen – und zwar solche, die sich schon früher wiederholt in diesem Metier<br />

erprobt haben. Nicht als ob sie nun ihre eigenen Stücke inszenierten: im Gegenteil, damit<br />

sich die Vorzüge und Fehler von Regisseur und <strong>Autor</strong> nicht überlagern und potenzieren,<br />

ist es besser, sie nehmen sich fremder Texte an. So hat Martin Walser höchst<br />

eindrucksvolle Produktionen besonders von Weyrauch-Manuskripten geliefert, deren<br />

Inszenierung, da sie fast immer auch etwas Deklamatorisches haben, stets ein<br />

schwieriges Problem war. Außerordentlich überzeugend war als Regisseur vor allem auch<br />

Heinz von Cramer, der, von Haus aus Musiker, den einzigartigen Vorzug besitzt, sich die<br />

notwendigen musikalischen Akzente selbst schaffen zu können, was er mit einer<br />

erstaunlichen Improvisationsmethode oft erst im Studio, während der Inszenierung,<br />

keineswegs immer wie die anderen im voraus, zu tun pflegt. Cramers Produktionen, etwa<br />

von Hildesheimers Opfer Helena und Unter der Erde, besonders aber von Nelly Sachs’ Eli,<br />

beweisen, daß sich auch aus dem von Schröder-Jahn angefangenen Stil, aus der<br />

Kultivierung der Stille, noch weitere Entwicklungen ergeben können.<br />

Auf alle Fälle ist bemerkenswert, daß <strong>Autor</strong>en sich auch zu Inszenierungen rufen lassen.<br />

Selbst darin ist die Situation des Hörspiels der des Films genau entgegengesetzt. Dort<br />

schreiben sich, wie Beispiele lehren, zur Not die Regisseure ihre Texte selber, die Texte<br />

sind halt nicht so wichtig. Hier aber sind – nicht nur zur Not – die Schriftsteller auch zur<br />

Verwirklichung des Worts, zur Mithilfe bei seiner Verlautbarung bereit. Sie mußten ja für<br />

die Hörspielkunst ohnehin über das Schreiben hinaus das Hören und die<br />

»Sprachstellerei« erlernen.<br />

Sogar die Erörterung der Produktionsprobleme weist im Hörspiel auf den <strong>Autor</strong> zurück. So<br />

soll nun von den <strong>Autor</strong>en gesprochen werden.<br />

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