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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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ob und wieweit es möglich ist, das Sendespiel zu schaffen. Ein Funkdrama im Sinne des<br />

Wortes wird kaum geboren werden können, weil die Gefahr des Kitsches und der<br />

Hintertreppenromantik viel zu groß ist, zum zweiten, weil eine dramatische Lösung zeitlich<br />

an den Rundfunkhörer zu große Ansprüche stellt. Mehr als 15 bis 20 Minuten darf ein<br />

derartiges Spiel nicht dauern, wenn es nicht ermüden soll. Diese Erkenntnis weist darauf<br />

hin, daß die Frage nicht auf dem Weg über das Drama, sondern auf dem des Lustspiels<br />

oder gar dem der Groteske, als Parallelerscheinung zum Trickfilm, gelöst werden kann.<br />

Aber auch Dialoge ernster und heiterer Art mit akustischer Begleitung könnten reizvolle<br />

Lösungen sein.«<br />

Fünf Preise, darunter ein erster von 5.000,- Mark, wurden ausgesetzt, zum Preisgericht<br />

gehörten neben auffallend vielen Technikern, Architekten und Ministerialbeamten Ludwig<br />

Fulda und Friedrich Kayssler, natürlich auch der erste Direktor der »Funkstunde«, Georg<br />

Knöpfke. ∗<br />

Das Preisausschreiben wurde wenige Monate später als aussichtslos wieder<br />

zurückgezogen. Man gestand – und fiel damit nach dem extremen Anspruch in extreme<br />

Bescheidenheit: »Wir haben uns davon überzeugen müssen, daß in einer Zeit, in der der<br />

Rundfunk als eine neue Form der Nachrichtenübermittlung und der Unterhaltung noch für<br />

geraume Zeit um die Ausgestaltung dieser Form zu kämpfen hat, die Bestrebung<br />

unmöglich erscheint, den Rundfunk künstlerisch-kulturellen Zwecken höherer und<br />

geistiger Art dienstbar zu machen.«<br />

Sprache und Niveau des Aufrufs und der Absage sind zweifellos nicht repräsentativ für<br />

das, was in den Sendern und am Mikrophon geschah. Eher kündigte sich darin zum<br />

ersten Male der allgemeine Stil der Rundfunkpresse und der Programmzeitschriften an.<br />

Auf jeden Fall hatte das Ausschreiben, das drei Jahre später die<br />

»Reichsrundfunkgesellschaft« veranstaltete, ein anderes Gesicht. Einstweilen aber fuhren<br />

die Sender mit der Darstellung vorhandener literarischer Werke fort, obwohl sie sie selber<br />

immer wieder »für den Rundfunk wenig geeignet« nannten.<br />

∗ Knöpfke wurde ebenfalls Opfer des nationalsozialistischen Rundfunkterrors. Verhaftet, durch<br />

Mißhandlungen schwer verletzt, flüchtete er aus dem Krankenhaus und entzog sich angedrohten<br />

weiteren Mißhandlungen durch Selbstmord.<br />

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