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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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unbekannten Gesetze nicht mit extravaganten Atelierexperimenten, sondern durch die<br />

Arbeit am täglichen Verbrauchsgut mit literarischen Kompromissen und<br />

Anpassungsversuchen. So beginnt also das Hörspiel nicht anspruchsvoll, sondern<br />

bescheiden, und seine erste praktische Erprobung geht in der Gebrauchsware, in der<br />

Kolportage, beim Unterhaltungsspiel und Reißer vonstatten – in Arbeiten, die mit Recht<br />

vergessen, in Manuskripten, die mit Recht verloren wären, gäbe es nicht in Genf<br />

gewissenhafte Archivare.<br />

Dennoch müssen die anonymen Funkautoren hier gelobt, ihre Verdienste dürfen nicht<br />

verschwiegen werden. An dem Trend, der sie hervorbrachte, an der Vermehrung des<br />

Kulturverbrauchs, an der allgemeinen Erscheinung, daß Quantität überall auf Kosten der<br />

Qualität wächst, sind sie nicht schuldiger als alle anderen. Zwar haben sie in der ersten<br />

Epoche wirrer Geräuschseligkeit und hochgemuter Expressivität kein einziges Werk<br />

hervorgebracht, das im Repertoire bestehen könnte, aber sie haben gezeigt, daß der<br />

Weg, im Rundfunk mit quasi-dramatischer, dialogischer Technik Handlungen zu<br />

entwickeln, weiterführt, daß das Hörerpublikum mitgeht, daß die Synchronisierung der<br />

Hörerphantasie durch Vermittlung des Apparats gelingt.<br />

LESSING UND SCHILLER ALS ZEUGEN: DIE ZWEITE DEFINITION<br />

Hermann Pongs nennt in der kleinen Broschüre Das Hörspiel, die seine Antrittsrede an<br />

der Stuttgarter Technischen Hochschule und einen ersten Versuch zur Klärung<br />

hörspieldramaturgischer Fragen enthält, bei Aufzählungen der Hörspielverfasser 1930<br />

bereits folgende Namen: Brecht, Bronnen, Ehrler, Heynicke, Walter Mehring, Kesser,<br />

Erich Kästner, Kyser, Reinacher, W. E. Schäfer, Schirokauer, Friedrich Wolf. Dabei<br />

vergaß er – außer Döblin und Kasack – mindestens noch den Hamburger Ernst<br />

Johannsen und den Deutsch-Italiener Felix Gasbarra, der dem Hörspiel als einer seiner<br />

stilsichersten Schreiber von 1929 bis heute treu geblieben ist. Auch hätte Pongs mit<br />

gleichem Recht wie Schirokauer, Otto Zoff und Geno Ohlischlaeger nennen können – und<br />

gar neben einem Namen wie Ehrler könnte noch mindestens ein Dutzend andere stehen. ∗<br />

∗ In Hamburg hatte Bodenstedt einen Mitarbeiterkreis, den sog. »Kreis der Zwölf«, berufen, dem u. a.<br />

folgende <strong>Autor</strong>en angehörten: Martin Beheim-Schwarzbach, Erich Ebermayer, Ernst Glaeser, Manfred<br />

Hausmann, Hans Leip, Waldemar Maass, Ernst Sander und Robert Walter.<br />

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