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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Die Aufzählung zeigt, wie weit das Feld plötzlich, kaum zwei Jahre nach der negativen<br />

Bilanz von 1927/28, geworden war.<br />

1929 beginnt mit einem Schlag die Zeit des literarisch relevanten Hörspiels in<br />

Deutschland. Allerdings brachen nach der wilden, geräuschvollen Euphorie der Frühzeit<br />

nun seltsamerweise im Theoretischen erst einmal Enttäuschung und Katzenjammer aus<br />

und hielten bis in die Jahre 1931/32 an. Dabei merkte man gar nicht, daß diese Reaktion<br />

inzwischen unbegründet war, daß sie eigentlich die voraufgehende Zeit meinte, die sich<br />

so munter und selbstsicher gebärdet hatte. Aber Trauer pflegt ja immer erst nach den<br />

Anlässen zu beginnen. Nun wurde sie noch schreckhaft vermehrt durch den verwirrenden<br />

Eindruck, der von der gleichzeitig ungeheuer anschwellenden Quantität von Hörspielen<br />

ausging: von der Fülle der <strong>Autor</strong>en und der Formtypen, die diese <strong>Autor</strong>en, oft mit<br />

dogmatischem Nachdruck, vertraten.<br />

Ein paar Stimmen aus den ersten Heften der 1931 gegründeten Fachzeitschrift des<br />

Rundfunks Rufer und Hörer machen die Lage deutlich: »Der Schrei nach der Form, die<br />

ohne Zweifel eine wichtige Aufgabe im Rundfunk ist, ist von literarischen Straßenhändlern<br />

um so lauter hinaustrompetet worden, je geringer ihre literarische Gestaltungskraft war...«<br />

Eberhard Moes, der seine Kritik Ein offenes Wort überschreibt, weist auf die »tönenden«<br />

Gattungsbezeichnungen hin, die sich immer vermehren: Sommerkantate, Jazzoratorium,<br />

Funkballade, Funkrevue, Lehrstück usf. – und ferner auf die »Zeitstückindustrie«. Und<br />

dann fragt er: »Was ist im Eindruck aus den letzten Jahren übrig? ... Man hat das Gefühl,<br />

hundert Hörspiele gehört zu haben, entsinnt sich aber nur auf drei, vier oder wenig mehr.<br />

Der Rest? Führt eine laute Sprache, befindet sich auf Jagd nach Wirkungen, die das neue<br />

Instrument zuläßt, spielt in kindlicher Freude mit Möglichkeiten, würfelt sie bunt<br />

durcheinander, tüftelt immer neue Stellungen aus, felsenfest überzeugt, dem allmächtigen<br />

Publikum das zu geben, dessen es bedarf ... Zirkusspiele des Geistes, vielmehr des<br />

Ungeistes, dem Film nachgeäfft, in der Anhäufung von Mitteln.«<br />

Carl Hagemann, der Intendant der »Berliner Funkstunde«, gibt der formalen<br />

Kompliziertheit, mit der das Hörspiel jede andere Kunstgattung übertreffe, die Schuld,<br />

»daß sich aus den sehr eifrigen Versuchen der deutschen Rundfunkgesellschaften noch<br />

immer kein brauchbares und überzeugendes Ergebnis herausschälen läßt«.<br />

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