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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Ionesco hat, wie schon gesagt, in seinem Automobilsalon einmal eine hörszenische Idee<br />

geliefert, die Geräuschentfesselung vom Handlungssinn her verlangt. Es wird nicht mehr<br />

als ein Witz, ein kabarettistischer Scherz daraus, den man genau die zehn Minuten lang<br />

erträgt, die er in Anspruch nimmt. Überhaupt haben die Franzosen, der »Club d’Essai«<br />

der Pariser »Radiodiffusion«, der unserm Dritten Programm entspricht – der geistreiche<br />

Jean Tardieu leitet ihn –, sich in jahrelangen Versuchen, unternommen von Pierre<br />

Schaeffer, um Herstellung und Hörspielverwendung diffizilster Geräusche und Musiken<br />

mit den Hilfsmitteln der musique concrète, um ihre Sublimierung auf den Ausdruckswert<br />

und die Ausdruckshöhe des Worts bemüht. Sie sind uns darin ein gutes Stück voraus und<br />

haben in dieser Richtung systematische Erfahrungen gesammelt. Doch haben sie diese<br />

Versuche inzwischen mehr und mehr zwar nicht eingestellt, wohl aber reduziert; die<br />

künstlerischen Wege von Tardieu und Schaeffer haben sich seit einigen Jahren<br />

voneinander entfernt. Das bedeutet nicht, daß die Arbeiten, die sie unternahmen, nicht<br />

wichtig gewesen wären, es bedeutet aber, daß man, wenn die Experimente bis zu einem<br />

bestimmten Punkt gediehen sind, eigentlich alle Möglichkeiten kennt und daß Fortschritte<br />

zu weiterer Erkenntnis kaum mehr möglich sind.<br />

Die Farbpalette, deren Ausdrucksmittel wir nunmehr auch in der deutschen Hörspielarbeit<br />

gern verwenden, liegt heute ausgebreitet vor uns. Freilich denkt niemand mehr daran, in<br />

dem üppigen Ausmaß und so wahllos wie zur Zeit der Entdeckerfreude davon Gebrauch<br />

zu machen, es geschieht in vorsichtiger Dosierung. Immerhin hat die Beherrschung aller<br />

Farben dem französischen Rundfunk jene interessante Inszenierung nach André Bretons<br />

Roman Nadja Etoilé und einige andere Hörspielproduktionen ermöglicht, die<br />

internationalen Ruhm gewannen. Aber auch bei diesen Stücken, auch bei dem<br />

Geräuschspiel des Automobilsalon, ist eines nicht zu leugnen: die eigentliche Tugend<br />

besteht darin, daß sich am Ende der ganze Geräusch- und Musikaufwand den Ideen und<br />

Bildern unterordnet, die durch das Wort zugebracht und geschaffen werden.<br />

Der Dramaturg Lessing sagt über die Sprache folgendes: »Ein einziger Laut kann so viel<br />

ausdrücken, als die Musik nicht anders als in einer langen Folge von Tönen empfindlich<br />

machen kann...« Dies ist einer der Gründe, weshalb der Regisseur eines Hörspiels alle<br />

konstruktiven Mittel, die er besitzt, und auch sich selbst in den Dienst des Wortes stellen<br />

muß.<br />

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