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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Kölner elektronische Studio ist fast ausschließlich von einigen wenigen Musikern belegt,<br />

die Elektronik als Weltanschauung betreiben.<br />

Aber da im Hörspiel nicht allgemein, sondern immer nur von Fall zu Fall zu entscheiden<br />

ist, wie und mit welchen Mitteln Musik und Geräusch erzeugt werden, ob instrumental<br />

oder elektronisch, ist es angezeigt, endlich von den weltanschaulichen Fragen wieder zu<br />

den wesentlich wichtigeren Funktionsfragen zurückzukehren – zu den Beispielen und<br />

Anwendungen, den positiven wie den negativen und falschen, die bisweilen noch<br />

lehrreicher sind.<br />

Natürlich gibt es auch im Hörspiel etwas, was der Bühnenmusik entspricht,<br />

»Bühnenmusik« ohne Bühne. Sie wird von den handelnden Personen oder für sie<br />

gemacht, z. B. damit sie im Spiel tanzen können, oder weil sie zufällig ein Klavier oder ein<br />

Grammophon besitzen, dem ihr <strong>Autor</strong> mehr zutraut als seinen Dialogen. Manchmal auch,<br />

weil die handelnden Personen auf Radio oder neuerdings auf Fernsehen abonniert sind.<br />

Die naturalistische Musik-»Matratze«, die dann unter dem Wort liegt, sowie diese<br />

Personen ihre Instrumente in Betrieb nehmen, gehört zu genau denselben sinn- und<br />

funktionslosen Scheußlichkeiten wie Geräusch-»Matratzen«, die lärmvolle Schauplätze<br />

andeuten müssen, weil ihre Verfasser meinen, ein Hörspiel sei desto besser, je größer die<br />

Quantität an Hörbarem ist, die es mit sich bringt. Die Feststellung gilt leider auch für einen<br />

<strong>Autor</strong> wie den berühmten dänischen Hörspiel- und Bühnendichter Christian Branner, der<br />

einmal als Schauplatz einer seiner Rundfunkarbeiten – sie trägt obendrein den Titel Ich<br />

liebe dich – eine Tanzbar wählt; die Personen müssen fast ununterbrochen ihre<br />

Gespräche bei Tanzmusik führen. Das Stück dürfte trotz größter Bemühung nicht<br />

erträglich zu inszenieren sein.<br />

Anders zu beurteilen ist »Bühnenmusik«, die eine wirkliche Handlungsfunktion hat. In<br />

Josef Martin Bauers Hörspiel Der glaubwürdige Lügner ist das vierhändige Klavierspiel<br />

der merkwürdigen alten Liebesleute, das rondoartig immer wiederkehrt, mehr als<br />

Stimmung, fast schon Symbol, zumal auch der rührend-verstaubte<br />

»Albumblatt«-Charakter des Ganzen dadurch unterstrichen wird.<br />

Durch ein anderes (genau entgegengesetztes) Beispiel für eine Handlung mit<br />

musikalischem Motor hat sich kürzlich der junge Bühnendichter Hermann Moers mit Der<br />

klingende Musiker als Hörspielautor legitimiert. Ein Orchestermusiker hat berufliche<br />

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