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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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explosiv, wie es in sich ist, nun auch die Wegemarke, hingeschleudert wie ein<br />

Naturereignis an den Eingang – nein, noch ein beträchtliches Stück vor den Eingang zur<br />

Hörspielgeschichte der Nachkriegszeit.<br />

Ich glaube, daß Draußen vor der Tür, obgleich nach dem Willen seines Dichters vielleicht<br />

ein Theaterstück, für das Theater bereits heute historisch geworden ist – fast wie manche<br />

expressionistischen Stücke nach dem ersten Weltkrieg. Als Hörspiel aber vermag es, trotz<br />

unsrem Abstand von der Heimkehrerthematik, noch immer seinen Platz im Repertoire zu<br />

behalten. Auf der Bühne verkörpert, überzeugen die Figuren nicht mehr ganz, haben dort<br />

wahrscheinlich immer nur durch ihre brisante Aktualität innerhalb der Gemeinschaft einer<br />

Notzeit überzeugt. Jedenfalls erscheint Borcherts Lieber Gott uns auf dem Theater wie ein<br />

unzulänglicher Dr. Caligari, seine Heimkehrer wirken allzu absichtlich mit Lumpen<br />

drapiert, der Oberst und der Kabarettdirektor zu überzogen, um wirklich glaubhaft zu sein,<br />

und auch die übrigen Figuren scheinen distanziert wie Marionetten. Wenn sie aber bloß<br />

als Sprache existieren, nur aus der Sprache als Phantasiebilder vor uns aufstehen, haben<br />

sie plötzlich eine überlebensgroße, noch immer imponierende Existenz. Als innere Bilder<br />

werden Beckmann und der Hinkende sicher noch lange unterwegs durch Deutschland<br />

sein.<br />

DIE REDAKTIONEN REGEN SICH<br />

Das dritte Ereignis der Jahre 1947/48 ist der spürbare Beginn einer Konzentration der<br />

Kräfte und einer Systematisierung der Arbeit bei den Hörspielabteilungen der Sender.<br />

Ein frühes Ergebnis solcher Regsamkeit war schon die Hamburger Feature-Tätigkeit<br />

gewesen. Doch wahrscheinlich lassen sich Features leichter »machen«, es muß nicht auf<br />

eine Einseitigkeit zurückzuführen sein, wenn Arbeiten dieser Gattung eher zur Stelle<br />

waren als Hörspiele. Danach scheint die Hamburger Abteilung, in der Ernst Schnabel als<br />

Chefdramaturg, Ludwig Cremer als Oberspielleiter wirkten, durch ihre Erfolge auf beiden<br />

Gebieten Mut gefaßt zu haben. Februar 1947 Draußen vor der Tür, März, April und Mai<br />

1947 allmonatlich eine weithin beachtete Feature-Sendung: ein Gespräch mit den Hörern<br />

war in Gang gekommen, das in seelsorgerliche Tiefen führte wie noch nie. Man lese über<br />

Borcherts geradezu ungeheuerliche Resonanz bei Rühmkorf und Meyer-Marwitz nach, die<br />

auch einige Zitate aus Hörerbriefen geben. Und was durch Borchert begonnen worden<br />

war, das setzten Eggebrechts Notlösungsversuch in Was wäre, wenn ... und Schnabels<br />

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