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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Bühnenstücken hergestellt, wobei aber nicht nur die Szenerien deutlich gemacht, sondern<br />

auch Auftritte und Abgänge möglichst vermieden oder überbrückt, sichtbare Requisiten<br />

überflüssig, werden mußten.<br />

Braun erzählt in einem Aufsatz von 1929, daß ihm Bertolt Brecht als Bearbeiter geholfen<br />

und Zwischenansagen im Stil eines Ausrufers, einer Moritat, Messerklingenverse geliefert<br />

habe. Später ergänzt er, es sei dabei um die Bearbeitung des Macbeth gegangen<br />

(wahrscheinlich 1927), die dann als eines der kleinen Bändchen in der Reihe der<br />

Sendespiele auch gedruckt und im Straßenhandel verkauft worden sein soll. Auch eine<br />

Hamlet- Fassung sei so, mit Brecht; zustande gekommen. Ferner habe, als Bearbeiter<br />

Arnolt Bronnen eine Rolle gespielt – seit seiner Götz-Fassung, in der er das Frage-<br />

Antwort-Gespräch, das Goethe die Reiter anfangs in der Herberge führen läßt, als Prinzip<br />

für einen »Rahmentext« benutzt hatte. Immer ein »Frager« und ein »Antworter« klärten<br />

die Szenerie. Ehrgeiz dabei: nichts Eigenes hinzutun, alle Worte, auch für den Rahmen,<br />

aus Goethe zusammensuchen. Das Prinzip sei dann oft – nach Braun viel zu oft<br />

praktiziert worden, bis hin zu Bronnens Hörspiel nach Michael Kohlhaas, dem einzigen<br />

Text dieser frühen Funkbearbeitungen, der bisher wiederaufgefunden wurde. Der<br />

»Hessische Rundfunk« hat ihn 1958 wieder auf geführt.<br />

Der etwas gewaltsamen »Übersetzer«tätigkeit, bei der Bühnenwerke zu Rundfunkwerken<br />

gemacht wurden, stand ein Versuch gegenüber, den Max Reinhardt anregte. Reinhardt<br />

meinte (immer nach Brauns Bericht), man könne im Funk einen Traum verwirklichen, den<br />

er schon lange träume: große Dichtung ohne optische Mittel, ohne Musik, ohne Kostüm,<br />

ohne Mimus, der Schauspieler allein mit dem Wort. Die Anregung bewirkte eine Danton-<br />

Aufführung im Stettiner Großen Konzertsaal. ∗ Dabei wurde ein Arrangement wie bei einem<br />

Oratorium getroffen: die Mitwirkenden saßen auf der Bühne im Halbkreis um das<br />

Mikrophon, und jeder trat nur dann heran, wenn er Text hatte. Alle Versuche, mit<br />

Bewegungen und Entfernungen vom Mikrophon zu wirken, wurden vermieden. Die<br />

»Aufführung« hatte keine Folgen. Vielleicht steckte in Reinhardts Vorschlag ein wenig<br />

mitleidige Ironie des großen Theatermanns gegenüber den theatralischen Bemühungen<br />

um das theatralisch so wenig effektvolle neue Instrument.<br />

∗ Seit Dezember 1925 gehörte Stettin als »Nebensender« zur »Berliner Funkstunde«.<br />

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