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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Laien bilden sich ein, daß immer auch ein grob merkbarer Wechsel von Raumakustik oder<br />

von grundierenden Lokalgeräuschen bei der Hörspielblende helfen müsse und daß, wie<br />

beim Film durch das Bild, so beim Hörspiel durch die Geräuschkulisse »Szene« hingestellt<br />

werde. Aber das trifft nicht zu. Die Blende aus einem Geräusch weg und in ein anderes<br />

hinein wird seit den lärmvollen Erfahrungen der Anfangsjahre nur höchst ungern<br />

verwendet, weil sie häßlich und unkünstlerisch ist. Sie hat etwas unerträglich Grobes,<br />

Schwerfälliges und Gewolltes, und vor allem muß bei Geräuschen immer erst mühsam ins<br />

Bewußtsein gehoben werden, was sie meinen, fast nie werden spontan Anschauung und<br />

Bild geweckt. Deshalb blendet man lieber ohne Geräusche von Wort zu Wort. So aber ist<br />

dem Hörer kaum etwas »vorzumachen«, er muß selbst, durch die Gegebenheiten von<br />

Sprache und Klang angeregt, das neue Bild in sich hervorbringen, den Schnitt sozusagen<br />

in sich selber vollziehen. Und nicht die Schere der Cutterin gibt ihm das Zeichen dazu,<br />

sondern immer nur der Dichter in seinem unablässigen Spiel mit der fließenden<br />

Imagination.<br />

Die Worte »Blende« oder »Schnitt«, wenn sie im Hörspieltextbuch vom <strong>Autor</strong> (oft mit<br />

großzügiger Ungenauigkeit) angewendet werden, bedeuten deshalb – im Gegensatz zum<br />

Gebrauch im Drehbuch des Films – fast nie eine Aufforderung an die Technik und werden<br />

deshalb von der Technik auch nie so verstanden. Sie wollen meist nicht mehr sein als das<br />

altmodische Sternchen zwischen zwei Prosa-Abschnitten: Hinweis des Dichters, daß er<br />

an dieser Stelle einen Sprung gemacht hat, den er nachzuvollziehen bittet; man läßt<br />

solche Zeichen heute weg, dennoch wird der Sprung vollzogen. Der wirkliche technische<br />

Schnitt aber und das Zusammenkitten von Magnetband ist beim Hörspiel tatsächlich so<br />

gut wie immer ein rein technischer Vorgang ohne dramaturgische und künstlerische<br />

Bedeutung. Er bringt – im Unterschied zum Film – durchaus nicht etwas wie einen<br />

Szenensprung, einen Bildsprung, einen Sprung in der »Perspektive« mit sich, sondern<br />

bleibt meist absolut unmerkbar, dient nur der Raffung oder Korrektur der Aufnahme.<br />

Auch die Blende als rein technischer Vorgang kann manchmal nur euphonische statt<br />

imaginative Bedeutung haben, dient z. B. zum »Anblenden« akustisch hart<br />

hereinknallender Anfänge und dergleichen. Doch kann die technische Blende auch (es<br />

muß nicht so sein) zusammen mit der poetischen Blende verwendet werden, also<br />

zusammen mit einem Vorgang, wie er eben an dem Beispiel aus der Brandung vor<br />

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