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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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entfielen sämtliche George-Repliken aus der von Bronnen geschriebenen falschen<br />

Schlußszene.)<br />

So entstand das ursprüngliche Hörspiel in einem neuen Text wieder, dessen Ablauf aber<br />

zweifellos nur in Äußerlichkeiten von dem der Urfassung abweicht. Wegel wurde bei der<br />

Neuproduktion mit Wolfgang Wahl, die Frau mit Margit Ensinger besetzt. Besonders<br />

Wahls Leistung ist bewundernswert. Er hatte sich nicht nur gegen die geniale Darstellung<br />

Georges zu behaupten – wobei die Auseinandersetzung mit der Lautsprecherstimme des<br />

Toten den Begegnungen des Odysseus im Schattenreich ähnlich gewesen sein mag –,<br />

sondern er mußte George als neuer Partner einen zusätzlichen Dienst erweisen: nicht nur<br />

auf Georges Tonfall genau replizieren, sondern auch den eigenen Tonfall so formen, als<br />

repliziere ein lebender George auf ihn.<br />

Um es kurz zu machen: Hoerschelmanns Erstling (von dem übrigens der <strong>Autor</strong> behauptet,<br />

daß er schon 1928 geschrieben und daß weder die Hardtsche noch die Bronnensche<br />

Aufführung die erste gewesen sei) wurde in der neuen Form ein überzeugender Erfolg.<br />

Die Presse, die bei der Ankündigung des Vorhabens zum Teil bedenklich gewesen war,<br />

fand nahezu einstimmig: die Umformung bedeute mehr als ein interessantes Experiment,<br />

eines der wirkungsvollsten Hörspiele der Frühzeit und darüber hinaus eine bedeutende<br />

Darstellerleistung sei durch sie dem Repertoire wiedergewonnen. Gerade aber mit der<br />

Übernahme des Darstellers ist etwas erprobt worden, was wohl ein zweites Mal – weil nie<br />

wieder so günstige Umstände zusammentreffen dürften – kaum versucht werden kann.<br />

Die Stimme, die vor drei Dezennien gesprochen hatte, wurde in die unmittelbare<br />

Gegenwart neben Stimmen gestellt, die eben sprachen. Die Hörer, wenn nicht in der<br />

Ansage jedesmal das Geheimnis gelüftet würde, kämen ihm nicht auf die Spur, so<br />

gegenwärtig wirkt alles.<br />

Es gibt unter den Darstellerleistungen der zwanziger Jahre, die auf Schallplatten erhalten<br />

sind, meines Wissens keine, die einer gleichen Prüfung standhalten könnte. Dieses Urteil<br />

darf als einigermaßen gesichert gelten, denn wir haben in einer umfangreichen<br />

Sendereihe Tönende Theatergeschichte, für die Egon Monk in meiner Redaktion 1960<br />

verantwortlich zeichnete, wohl alle noch zugänglichen alten Schauspielerplatten<br />

auszugsweise gesendet.<br />

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