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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Dabei hat Peter Hirche als der älteste von ihnen (1923 in Schlesien geboren) wohl schon<br />

am meisten literarisches Profil. Nach der erwähnten Seltsamsten Liebesgeschichte der<br />

Welt (53), in der zwei Monologe zu einem Dialog werden, nach dem schlesischen<br />

Sterbelied in Heimkehr (55), worin Gisela von Collande ihre schönste Hörspielrolle fand,<br />

nach Zum Empfang sind erschienen (54), ursprünglich unter dem Titel Lob der<br />

Verschwendung, dem Remigranten-Stück aus lauter befremdlichen Begegnungen, die nur<br />

durch den Willen zur Liebe und zum Ja ertragen werden, hat Hirche 1958 ein<br />

umfangreiches Stück mit langen Erzählerpartien geschrieben, das wohl am meisten von<br />

seiner Art zeugt: Nähe des Todes. Das Nibelungenschicksal wiederholt sich im Schicksal<br />

von ein paar Kindern, die während des Dritten Reiches heranwachsen und zugrunde<br />

gehen. Gedanklich kompliziert, ja fast etwas verquält, scheint das Werk mit seinem für die<br />

Gegenwartsdichtung ungewöhnlichen Atem – äußerlich – der realistischen Erzähltradition<br />

etwa Kellers oder Stifters verwandt, seltsamerweise auch ein wenig mit Ibsen, nämlich<br />

insofern die Figuren voll von Menschlichkeit und Liebe sind und nicht, wie heute üblich, an<br />

ihrer Morbidität, sondern gerade an ihrem leidenschaftlichen Willen zum Guten und zur<br />

Güte scheitern. Ein widerspruchsvoller <strong>Autor</strong>, dieser Hirche, reich und arm zugleich.<br />

Immer wieder bekennt er sich zum Theater und sogar zum Fernsehspiel, und dabei<br />

weisen ihn gerade seine Dramen und Fernsehspiele als Hörspieldichter – vielleicht auch<br />

als noch unentdeckten Epiker – aus. Seit Jahren konstatierte er, daß die Hörspielform, die<br />

er so meisterhaft handhabt, als Form leider erschöpft sei, ließ sich aber zum Glück nicht<br />

daran hindern, erst neuerdings (62) wieder zwei Hörspiele zu schreiben: Lehmann und vor<br />

allem Der Unvollendete – mit einem genialen Entwurf, der Geschichte eines frühen<br />

Naturgotts, der unter die Menschen geht und sich von ihnen gutmütig verbrauchen läßt.<br />

Benno Meyer-Wehlack, 1928 in Stettin geboren, ist neben Heinz Huber unter den<br />

namhaften Hörspielautoren der einzige, der sich mehrere Jahre lang um das Fernsehen<br />

bemüht hat. Dennoch hat sich sein kleines Fernsehspiel Die Nachbarskinder (60) auch<br />

nicht annähernd so durchsetzen können wie seine – leider noch nicht mehr als fünf –<br />

Hörspiele. Es scheint mir im Gegenteil einer der einleuchtendsten Beweise dafür, wie<br />

dornenvoll der Weg ist, der vielleicht – vielleicht! – vom Wort her einmal zum Fernsehspiel<br />

führen könnte. Wie viele »Berliner« hat Meyer-Wehlack – besonders in seinen kleinen<br />

halbstündigen Hörspielen – eine ganz eigene, unverwechselbare Art, die (bedingt) auch<br />

psychologisch genannt werden kann. In Kreidestriche ins Ungewisse schildert er einen<br />

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