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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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seinen mimischen und Bewegungsvorgängen so, wie es sich auf der Bühne abspielt, nicht<br />

reproduzierbar.<br />

Will man Theateraufführungen ins Rundfunkprogramm bringen, dann muß man, wie man<br />

sehr bald merkte, am Mikrophon des Funkstudios alles ganz und gar umarrangieren,<br />

neuarrangieren. Was sich aber, wenn man dies in Kauf nimmt, schließlich im Sendesaal<br />

an sichtbarer Bewegung um die Apparaturen herum vollzieht, hat nicht im geringsten<br />

mehr eine szenisch-theatralische Sinnhaftigkeit, sondern erhält seine künstlerische<br />

Rechtfertigung allein aus technisch-akustischen Gegebenheiten. Obendrein ist es mit<br />

dem Neugruppieren und Neuarrangieren der Bewegungen in solchen Fällen nicht einmal<br />

getan, auch das Akustische, auch die Sprechweise der Darsteller ist umzuarrangieren und<br />

vollständig zu ändern. Im Rundfunk braucht Sprache ja nicht mehr über eine Rampe, über<br />

eine Distanz hinwegzutragen, weil die Distanz durch den technischen Apparat überbrückt<br />

wird.<br />

Was aber bleibt unter solchen Umständen noch vom Theater, wenn bei der Realisierung<br />

am Rundfunkmikrophon sowohl das Sichtbare verschwindet, als auch das Hörbare neue,<br />

nur im Funkgeschehen begründete Gestalt erhält? Fast nichts, selbst wenn man einmal<br />

von dem absieht, was mit den sogenannten »Funkbearbeitungen« von Schauspielen<br />

geschieht. In diesen Bearbeitungen wird dann schließlich versucht, die Schwierigkeit<br />

radikal durch Umdichten der Texte zu beseitigen und aus dem Werk eines Theaterautors,<br />

das für die Leibhaftigkeit von Geste und Mimus eingerichtet ist, etwas zurechtzumachen,<br />

wovon der <strong>Autor</strong> oft nicht einmal eine Ahnung haben konnte: ein Hörspiel. Die<br />

Bedenklichkeit der Methode ist evident, evident ist auch, daß von Reproduktion nicht mehr<br />

die Rede sein kann. Denn was wird reproduziert, wenn mit der vollständigen<br />

Umorganisation alles Theatralischen am Ende sogar der Text zerstückelt werden muß?<br />

Und dies ist es nun, was Helmut Jedele beweist: das Hörspiel hat im Gegensatz zu allen<br />

anderen Funkformen nichts mehr mit Reproduktion zu tun. Seine akustische Wirklichkeit<br />

ist nicht die Übertragung einer akustischen Wirklichkeit, die irgendwo anders leibhaftig<br />

geschieht.<br />

Ein modernes Hörspielstudio besteht im allgemeinen aus fünf Räumen. Drei davon, in<br />

denen Mikrophone aufgestellt werden können, dienen zur Aufnahme der von den<br />

Darstellern gesprochenen Texte und haben unterschiedliche akustische Qualität: geringer<br />

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