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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Ach, mit all dieser Gewalt und Eroberung<br />

Wächst nur ein Reich an. Und das ist<br />

Das Reich der Schatten.<br />

DIE TOTENSCHÖFFEN:<br />

Wir aber, die Totenschöffen, bestimmt, die Gestorbenen<br />

zu richten,<br />

Betrachten, was sie, die Erde verlassend,<br />

Der Erde gegeben.<br />

DER SPRECHER DES TOTENGERICHTS:<br />

Und vom hohen Gestühl erheben sich<br />

Die Ahnen der Nachwelt,<br />

Der mit den vielen Händen zu nehmen,<br />

Der mit den vielen Mündern zu essen,<br />

Der schwer zu täuschenden, eifrig sammelnden fröhlichen<br />

Nachwelt.<br />

Der Gerichtshof zieht sich zur Beratung zurück.<br />

Der ursprüngliche Schluß wurde hier im Wortlaut ∗ wiedergegeben, weil er wenig bekannt,<br />

und weil auch in den Versuchen der Suhrkampausgabe (Heft 11) nur der »amtliche«<br />

Schluß abgedruckt ist. Brecht weist dort aber in einer Anmerkung auf die erste Fassung<br />

hin, die gleich nach dem Verhör mit den Worten »Das Gericht zieht sich zur Beratung<br />

zurück« geschlossen habe (und die übrigens als einzige auch noch die – später<br />

gestrichene – Anekdote von Lukullus enthielt, der angesichts der von Vernichtung<br />

bedrohten Kunstschätze Tränen vergießt).<br />

Alle Änderungen wurden unter dem Druck der sowjetzonalen Staatspartei gemacht, als<br />

das Werk 1951 in der Berliner Staatsoper als Opernlibretto mit Paul Dessaus Musik<br />

∗ In Westdeutschland ist mit einer einzigen Ausnahme (Walter Ohm beim »Bayerischen Rundfunk«) stets<br />

die erste Fassung gesendet worden. Erstsendung unter Harald Braun noch vor Entstehung der<br />

politischen Varianten 1949 ebenfalls beim »Bayerischen Rundfunk«. Danach unser Text. Claus Hubalek,<br />

der auf meine Bitte mit Brecht ein Gespräch darüber führte, und Peter Schulze-Rohr bekunden, daß<br />

Brecht für westdeutsche Aufführungen den Urtext wünschte.<br />

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