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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Was aber tun? Die Zeit ist noch nicht reif, eine sorgsame Registrierung und Ordnung der<br />

Formtypen zu wagen, alles Vorhandene auf seine Berechtigung zu prüfen. Die Übersicht<br />

fehlt noch, und außerdem meint jeder, daß das eigene Rezept allein heilsam sei.<br />

Schirokauer will unter allen Umständen weg vom dramatischen Hörspiel, er ruft nach dem<br />

epischen. Karl Würzburger aber, der wohl damals das feinste Gefühl für den<br />

instrumentalen Charakter des neuen Mediums besaß, macht auf die polare Spannung<br />

Antenne-Mikrophon aufmerksam, unter der, wie der ganze Rundfunk, so auch das<br />

Hörspiel stehe: Antenne gleich offenes Sprachrohr in die Welt hinaus, Mikrophon gleich<br />

Kündung inneren persönlichen Wesens. Die Antenne verlockt zu plakatierendem Aufruf<br />

und Nachdruck, das Mikrophon »erspart die unwesentliche Dynamik und erlaubt die<br />

wesentliche ... Geh auf das Existenzminimum deiner Ausdrucksmittel zurück!« so ruft<br />

Würzburger aus. Und er folgert nach diesem klugen Satz, den die Rundfunkkunst<br />

schließlich geradezu als Axiom annehmen mußte: »Neunundneunzig von hundert<br />

Hörspielen ... sind für die Antenne und nicht für das Mikrophon geschrieben. Das<br />

Mikrophon wird nur gebraucht, weil sonst nichts über die Antenne in den Äther gesendet<br />

werden könnte. Es steht beinahe im Weg, der Grad der Zuwendung ist minimal, erschöpft<br />

bei weitem nicht seine innere Möglichkeit. Es muß aber mit allem Nachdruck<br />

ausgesprochen werden, daß diese Entwicklung auf die Dauer unheilvoll ist. Sie<br />

unterbindet die eigentliche und entscheidende Kraft des Rundfunks.«<br />

An diesem Punkt der Entwicklung ist man im Begriff, eine vollständige Umkehrung der<br />

Methoden zu versuchen. Die Gleichsetzung mit dem Film hatte zu einer Reduzierung und<br />

Trivialisierung des Wortes geführt, und als man dabei gar als Analogon des bewegten<br />

Lichtbilds die unbegrenzten Möglichkeiten der Geräuschmontage entdeckt zu haben<br />

glaubte, endete der Versuch in heillosem Lärm. Darum rief man nun vielfach nach dem<br />

»reinen Wort«. Aber auch diese Forderung blieb nicht unbestritten. »Warum?« fragt Heinz<br />

Harald Trinius. »Weil man vor dem Mikrophon lange Zeit unmöglichen Krach gemacht<br />

hat? Das ist kein Grund!«<br />

Hermann Pongs versuchte als einer der ersten, die Formenvielfalt zu überschauen und zu<br />

unterscheiden. Er will Funkspiel, Funkdichtung und Funkoratorium auseinander gehalten<br />

wissen und behauptet, die drei Möglichkeiten seien typologisch voneinander dadurch<br />

verschieden, »daß sich in ihnen die Dreiheit der dramatischen, der episch-novellistischen<br />

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