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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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dann kann man zusammenfassend sagen, daß das meiste nicht sehr weit über jenen<br />

ehrbaren Schulfunkstil hinausreicht. Aber auch außerhalb der kirchlichen Sendungen<br />

entstand nichts, was Dauerhaftigkeit verspricht, nicht einmal ein gutes<br />

Weihnachtshörspiel, obwohl natürlich Darstellungen, besonders aktualisierende, in<br />

größerer Zahl versucht worden sind, u. a. von Johannes Hendrich Und führte sie nach<br />

Ägypten (Hörspielbuch 1957), und von Josef Martin Bauer. Bauer hat auch ein nicht<br />

unwirksames Judashörspiel geschrieben, das Judas im Gericht zeigt. Außerdem gibt es<br />

ein dem Hörerpublikum sehr wohlgefälliges Epiphaniasspiel Der vierte heilige Dreikönig<br />

von dem Schweizer Hörspieldichter Walther Franke-Ruta, das vielleicht durch die<br />

neuerlichen epischen Bemühungen seines Landsmannes Edzard Schaper um den alten<br />

Stoff auch literarisch wieder auf einiges Interesse zählen kann. Auch von Schaper<br />

existieren ein paar hörspielartige Passionsszenen.<br />

Vor allem aber hat sich Marie Luise Kaschnitz um die Hörspieldarstellung biblischer Stoffe<br />

bemüht: es existieren zwei Versuche Der Zöllner Matthäus und Tobias oder Das Ende der<br />

Angst, die beide in dem 1962 (bei Claassen) erschienenen Band Hörspiele der Dichterin<br />

enthalten sind. Beide scheinen freilich nicht so geglückt wie eine Reihe weiterer Titel des<br />

Buchs, die zu den farbigsten und eindrucksvollsten – leider viel zu wenig gesendeten –<br />

Funkarbeiten der letzten Jahre gehören. Gemeint sind Caterina Cornaro, Die fremde<br />

Stimme und Die Kinder der Elise Rocca. Ferner auch Das Gartenfest, das in der<br />

Anthologie als Reise des Herrn Admet und – meinem Gefühl nach etwas zu direkt – mit<br />

den mythologischen Namen aus der Alkestiade steht. Wenn die zwei religiösen Hörspiele<br />

nicht ganz diesen Rang haben, so liegt das aber nicht an den Stoffen, sondern vermutlich<br />

daran, daß die Stoffe von der Dichterin zu episch entwickelt wurden, wozu sie im Hörspiel<br />

gelegentlich neigt. Darum besteht gerade bei Marie Luise Kaschnitz die Hoffnung, daß sie<br />

eines Tages unsrer Armut an Hörspielen christlicher Provenienz etwas aufhilft.<br />

DAS UNTERHALTENDE HÖRSPIEL<br />

Eine zweite Koordinate, die die erste – die Linie zwischen religiösem Hörspiel und<br />

Problemhörspiel – gleichsam rechtwinklig schneidet, läßt sich vom Unterhaltungshörspiel<br />

zu seinem Gegenpol, dem literarischen Hörspiel, ziehen. Natürlich wirken auch beim<br />

religiösen Hörspiel und beim realistischen Problemhörspiel unterhaltende und literarische<br />

Ambitionen mit, doch ist das nicht gemeint. Gemeint sind vielmehr jene Formen, die<br />

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