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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Selbstporträt der Zeit hieß eine zweiteilige, insgesamt vierstündige Sendung, in der ich mit<br />

Ausschnitten aus Hörspielen den Geschichtsverlauf vom Zusammenbruch bis zur<br />

heutigen atombedrohten Weltlage, gleichfalls mit aktuellen Absichten (zweimal am<br />

Vorabend von Bundestagswahlen), zu illustrieren versuchte. Rund fünfundzwanzig<br />

Hörspiele lieferten dazu jeweils Szenenbeiträge. Sicherlich sind seit dem Krieg alles in<br />

allem nicht viel weniger als hundert Hörspiele direkt zeitbezogen gewesen und haben zu<br />

Gegenwartsfragen Stellung genommen. Gerade weil Aktualität und politische<br />

Bezüglichkeit der genaue Gegenpol zum Surrealen und Phantastischen sind, darf das<br />

nicht vergessen werden. Es beweist, daß die Gegenpole sich durchaus nicht<br />

ausschließen, daß die Spannweite der Kunstform Hörspiel jedenfalls über sie<br />

hinausreicht. Welche andere Kunstform dürfte sich rühmen, so real und eigenwilligimaginativ<br />

zugleich sein zu können?<br />

STATISTIK, AUSTAUSCH, WERTUNG: DAS AUSLAND<br />

Mit den Begriffen Literatur und Unterhaltung, Problematik und Aktualität ist das Feld<br />

abgesteckt, in dem die Möglichkeiten des Hörspiels liegen. Die Stärke der deutschen<br />

Hörspielproduktion im letzten Jahrzehnt war, daß die Entwicklung nicht einseitig verlief,<br />

daß in allen vier Richtungen Neues entstand und daß die weitaus meisten Arbeiten nicht<br />

den Ehrgeiz hatten, irgendeine der Komponenten rein darzustellen. Dies ist durchaus<br />

nicht selbstverständlich, denn seit kurzem haben die Hörspieldramaturgen den Eindruck,<br />

als ob einseitig literarische Ambitionen bei den <strong>Autor</strong>en zunähmen. Das kann entweder<br />

bedeuten, daß der Rundfunk im allgemeinen Bewußtsein seine Funktion als Mittel der<br />

Verständigung zu verlieren beginnt oder (wofür es auch Anzeichen gibt) daß bei den<br />

jüngeren Schriftstellern die Neigung zum monologischen Experiment, zum solipsistischen<br />

Spiel steigt. Das eine würde auf das Fernsehen, das andere auf wachsende Saturiertheit<br />

als Ursache deuten. Doch kann es sich um eine vorübergehende Erscheinung handeln,<br />

man muß abwarten.<br />

Bisher gab es solche Einseitigkeit nicht. Erst recht nicht in den Jahren 1955 und 56, die<br />

wohl den Höhepunkt der deutschen Produktion bildeten und in denen jede Spielzeit oft<br />

mehrere neue Werke jener <strong>Autor</strong>en brachte, die uns heute schon wie Klassiker des<br />

Hörspiels vorkommen. Damals wurden wir uns der Fruchtbarkeit der Gattung bewußt und<br />

begannen vergleichende Blicke nach draußen zu richten. Wie stand es um den<br />

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