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Autor: Tilmann P - Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

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Hörspieldramaturgie, die es aufführte, mit Recht einiges zugute tat. Schon die<br />

Vorbemerkung verdient, in diesem Zusammenhang zitiert zu werden: »Die Spieler<br />

sprechen ohne Pathetik, durchweg langsam und mit betonten Pausen. Wenn sie nur<br />

deutlich und schlicht sprechen, wird das Pathos sich einstellen, das gemeint ist.« Das<br />

besagt etwas Ähnliches wie der Satz Max Frischs: »Inszeniert mir den Vordergrund<br />

genau, der Hintergrund kommt dann von selber.«<br />

Der Ohlmeyer-Text hat keinerlei Handlung im üblichen Sinn, und doch wirkte die<br />

Inszenierung von Helmut Jedele, die sich genau an die Vorschriften des <strong>Autor</strong>s hielt, sehr<br />

spannend. Alles was geschieht, ist, daß ein halbes Dutzend Stimmen aus dem Nichts<br />

heraus redet (das Nihil wird im Laufe des Hörspiels sogar apostrophiert!) und daß sie mit<br />

unterschiedlichen, keineswegs originellen, absichtlich pseudoweltanschaulichen oder<br />

sentimentalen Behauptungen, sogar mit Sprachklischees – jede für sich – Ansprüche<br />

stellen. Diese Ansprüche widersprechen sich natürlich, die Stimmen sind einsam, jede hat<br />

Interessen und Wünsche, aber kein Echo. Gleichzeitig geschieht eine Art Kommentar<br />

durch einen »Sprecher«, der vornehmlich über die Stille reflektiert. Und ferner greift einer<br />

namens Odilo ein, der alle, ohne daß sie es merken, als »Souffleur« aufruft und lenkt und<br />

der auch dadurch als Mitte des Ganzen wirkt, daß er stets der Leiseste im tiefsten<br />

Hintergrund bleibt.<br />

Das Stimmenkonzert, das weder Ort noch Szene hat, leitet der »Sprecher«<br />

folgendermaßen ein, folgendermaßen antworten die ersten Stimmen: »Still, als ob es gar<br />

nichts gäbe, so still ist es. Als ob wir nichts zu erwarten hätten. Aber wir warten, wir tun<br />

das immer. Wie töricht zu glauben, die Stille hätte keinen Inhalt. Sie hat ihn, man kann ihn<br />

hören. Nur an der Front der Stille ist es still; nur an der Front der Leere ist es leer. Wie ja<br />

auch von den Dingen immer nur der Saum zu sehen ist. So muß man denn wohl gute<br />

Ohren haben, um die Stille zu hören.«<br />

Nun kommt aus diesen sehr gelassenen Sätzen, die mitten im Schweigen stehen, ganz<br />

von fern, fast unhörbar, die Stimme Odilos: »Hier bin ich, Odilo, der Souffleur.« – »Wer<br />

war das«, fragt der Sprecher, »hat da jemand gesprochen?« Da plötzlich eine weitere<br />

Stimme, etwas näher: »Wir wissen nicht mehr, was der Mensch eigentlich ist.« – »Wer<br />

war das, wer sind Sie?« fragt der Sprecher noch einmal. Doch statt einer Antwort kommt<br />

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