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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Ill<br />

Besprechungen<br />

Philosophie<br />

Tökei, Ferenc: Zur Frage <strong>der</strong> asiatischen Produktionsweise.<br />

Soziologische Essays. Luchterhand Verlag, Neuwied<br />

<strong>und</strong> Berlin 1969 (128 S., kart., 10,— DM).<br />

Der Wissenschaftscharakter des historischen Materialismus steht<br />

<strong>und</strong> fällt mit <strong>der</strong> Lehre von den ökonomischen Gesellschaftsformationen.<br />

Diese Lehre hat sich in <strong>der</strong> Analyse des Kapitalismus durch<br />

Marx glänzend bewährt. Wie aber steht es mit den vorkapitalistischen<br />

Produktionsweisen? Lassen sie sich wirklich, wie die Theorie<br />

es will, als logische Stufen einer historischen Entwicklung begreifen?<br />

Wer auf diese Frage eine konkrete Antwort sucht, sieht sich auch<br />

heute noch auf Marx <strong>und</strong> Engels zurückverwiesen. Wenn erst die<br />

zwar oft nur sporadischen, aber ungemein klarsichtigen Äußerungen,<br />

die sich vor allem im Marxschen Werk reichhaltig vorfinden, ausgeschöpft<br />

<strong>und</strong> ins allgemeine Bewußtsein gehoben sind, dürfte es schon<br />

eher gelingen, auch die Erforschung <strong>der</strong> vorbürgerlichen <strong>Geschichte</strong><br />

auf das Niveau einer strengen Gesetzeswissenschaft zu heben. F.<br />

Tökei tat daher gut daran, an sein Problem nicht primär empirisch<br />

heranzugehen, son<strong>der</strong>n auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> von Marx <strong>und</strong> Engels getroffenen<br />

<strong>und</strong> vom damals vorliegenden empirischen Material abgezogenen<br />

Bestimmungen die Kategorie „asiatische Produktionsweise"<br />

möglichst rein herauszuarbeiten. Tökei will damit, wie er selbst sagt,<br />

überhaupt erst zur Forschung anregen <strong>und</strong> nicht etwa zusammenfassen,<br />

was sich noch nicht zusammenfassen läßt (117). Seine Marx-<br />

Interpretation stützt sich vor allem auf den Abschnitt „Formen, die<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Produktion vorhergehn" aus den „Gr<strong>und</strong>rissen",<br />

die 1939 zum ersten Mal veröffentlicht wurden <strong>und</strong> daher in <strong>der</strong> Diskussion<br />

<strong>der</strong> zwanziger <strong>und</strong> dreißiger Jahre noch nicht ausgewertet<br />

werden konnten. Damals wurde vielfach behauptet, die asiatische<br />

Produktionsweise sei lediglich eine Hypothese gewesen, die Marx<br />

nach <strong>der</strong> Lektüre des Werkes von Morgan gänzlich habe fallen lassen<br />

(5). Schließlich einigte man sich jedoch auf die Vorstellung einer<br />

asiatischen „Variante" <strong>der</strong> Sklaverei <strong>und</strong> des Feudalismus (45). An<br />

diesem Kompromiß halten nach Tökei auch heute noch viele Orientforscher<br />

<strong>der</strong> Sowjetunion fest. Tökei selbst arbeitet demgegenüber<br />

heraus, daß Marx die „asiatische" scharf von den Eigentums- <strong>und</strong><br />

Gesellschaftsformen <strong>der</strong> Antike wie des Feudalismus unterschieden<br />

hat; <strong>und</strong> die letzte Absicht seiner Schrift ist es zu erweisen, daß sich<br />

ohne die Marxsche Kategorie <strong>der</strong> asiatischen Produktionsweise die<br />

wirkliche historische Bewegung we<strong>der</strong> in Asien noch in <strong>der</strong> mensch-

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