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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Psychologie 135<br />

<strong>und</strong> vor allen Diiigen vor die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschaftsverhältnisse"<br />

(75). Hier wird Denkers Tabu deutlich: würde er nicht so ängstlich die<br />

Notwendigkeit <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung gesellschaftlicher Verhältnisse umgehen,<br />

sähe er vielleicht, wo Freud <strong>und</strong> Kant — <strong>der</strong>en ethische <strong>und</strong><br />

geschiditsphilosophische Überlegungen er auf den Glauben an die<br />

Vernunft verkürzt (126), gegen Lorenz' biologistische Umdeutung<br />

festhält — den gesellschaftlichen Antagonismus <strong>und</strong> seine Wirkung<br />

auf das bürgerliche Individuum unzureichend interpretieren. Da er<br />

aber auf die kapitalistische Struktur <strong>der</strong> Gesellschaft keinen Gedanken<br />

verschwendet, kann er für seine Version <strong>der</strong> 11. Feuerbachthese die<br />

Patentlösung bieten: „Die Menschen haben bisher den Tod" (den<br />

„menschenverschuldeten, vermeidbaren, unzeitigen Tod") „nur verschieden<br />

abgewehrt, nicht aber den Kampf gegen ihn aufgenommen.<br />

Unter Einsatz aller <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Wissenschaft <strong>und</strong> Technik möglichen<br />

Mittel ist dies <strong>der</strong> erste, leichter beschreitbare Weg. Vielleicht<br />

entfalten sich die menschenfre<strong>und</strong>lichen Kräfte dann ganz von selbst"<br />

(128). Bleibt an Denker die Frage, wie er sich wohl den Zusammenhang<br />

von Wissenschaft, Technik <strong>und</strong> Rüstungsindustrie erklärt.<br />

Irmingard Staeuble (Berlin)<br />

Haensch, Dietrich: Repressive Familienpolitik. Sexualunterdrückung<br />

als Mittel <strong>der</strong> Politik, rororo sexologie 8023. Rowohlt<br />

Verlag, Reinbek 1969 (173 S., kart., 2,80 DM).<br />

Im vorliegenden Band sollen, so Haensch in seiner Einleitung, „die<br />

Thesen erhärtet werden, daß bürgerliche Familie <strong>und</strong> Sexualunterdrückung<br />

unlösbar miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind, daß Sexualunterdrückung<br />

zur Herrschaftssicherung beiträgt <strong>und</strong> daß damit Familienpolitik<br />

zu einem wesentlichen Teil zum Zwecke <strong>der</strong> Herrschaftssicherung<br />

betrieben wird" (7). Gemeint sind die Thesen von Wilhelm Reich<br />

<strong>und</strong> Max Horkheimer über die bürgerliche Familie als „Ideologiefabrik<br />

des Kapitals" (Reich), die im ersten Teil <strong>der</strong> Arbeit ausführlich<br />

behandelt <strong>und</strong> im zweiten zur Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Kritik an Äußerungen<br />

<strong>und</strong> Plänen <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esrepublikanischen Familienminister Wuermeling<br />

<strong>und</strong> Heck gemacht werden. Mit Haenschs Worten: „aus <strong>der</strong><br />

sexualökonomischen Theorie von Reich werden Hypothesen formuliert,<br />

die den realen Äußerungen <strong>der</strong> Familienpolitiker gegenübergestellt<br />

werden" (10).<br />

So postuliert Haensch, „daß dem Menschen die Befriedigung des<br />

Geschlechtstriebes gesellschaftlich ermöglicht werden soll, weil <strong>der</strong><br />

Mensch sich als Mensch nur dann verwirklichen kann" <strong>und</strong> stellt dem<br />

gegenüber, daß Wuermeling zum Beispiel Opferbereitschaft <strong>und</strong><br />

Genußfeindlichkeit predigt. Haensch vertritt mit Reich, die privatwirtschaftliche<br />

Klassengesellschaft müsse „die Familie als die Gr<strong>und</strong>lage<br />

des ,Staates, <strong>der</strong> Kultur <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zivilisation' verteidigen" (31),<br />

<strong>und</strong> führt im zweiten Teil Zitate von Wuermeling <strong>und</strong> Heck an, Familienpolitik<br />

sei Staatspolitik. Ein längeres Kapitel gilt den „autoritäre^)<br />

Eltern-Kind-Beziehungen" (42 ff.) <strong>und</strong> später wird nachgewiesen,<br />

wie Wuermeling <strong>und</strong> Heck die autoritär-patriarchalische

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