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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Erich Matthias' Apologie <strong>der</strong> SPD-Entwicklung 63<br />

den Hakenkreuzlern betrieben", <strong>und</strong> es gelte, „diese B<strong>und</strong>esgenossen<br />

<strong>der</strong> schlimmsten Nationalisten in Deutschland ... auf das stärkste zu<br />

bekämpfen" 33 , beim Berliner Verkehrsarbeiterstreik habe eine „Verbrü<strong>der</strong>ung<br />

zwischen Nazis <strong>und</strong> Kozis" stattgef<strong>und</strong>en 34 — die Beispiele<br />

ließen sich weiter fortsetzen. Worin nun die „Dämpfung" <strong>der</strong><br />

antikommunistischen Polemik bestehen soll, die Matthias festzustellen<br />

meint, wird nicht recht deutlich, zumal die Lektüre des „Vorwärts"<br />

aus <strong>der</strong> angegebenen Zeit erweist, daß sich die Polemik <strong>der</strong><br />

Sozialdemokraten gegen die KPD nicht in <strong>der</strong> Diffamierung <strong>der</strong> kommunistischen<br />

Partei als „B<strong>und</strong>esgenosse" <strong>der</strong> Faschisten erschöpft.<br />

Zu den immer wie<strong>der</strong>kehrenden Vorwürfen gehört zum Beispiel<br />

auch eine unsachliche Kritik an den Parteiführern <strong>der</strong> KPD. So ist in<br />

dem von Matthias als „Höhepunkt ... [<strong>der</strong>] publizistischen Kampagne"<br />

zur Verständigung mit den Kommunisten bezeichneten Artikel<br />

35 Friedrich Stampfers im „Vorwärts" folgendes zu lesen:<br />

„Ich halte jedes Wort <strong>der</strong> Kritik an jenen Führern [<strong>der</strong> KPD] für<br />

berechtigt — aber mich dünkt auch die Frage des Nachdenkens wert,<br />

wieso es dieser geistig <strong>und</strong> moralisch nicht gerade hochstehenden<br />

Führerschaft gelingen konnte, zwischen diese Massen [<strong>der</strong> KPD]<br />

<strong>und</strong> die Sozialdemokraten einen Abgr<strong>und</strong> zu legen... Erst wenn sie<br />

bemerken werden, daß ihre Führer zum Kampf gegen den Kapitalismus<br />

nur das Geschrei liefern, während wir die Arbeit leisten, erst<br />

dann werden sie den Weg zu uns finden ... 3«."<br />

Nicht Verständigung mit den Kommunisten, son<strong>der</strong>n ihre Diffamierung<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> Gewinnung von Kommunisten für die<br />

Sozialdemokratische Partei scheint das strategische Konzept zu sein,<br />

das hinter <strong>der</strong>artigen Artikeln steht. Auch die von Matthias zitierte<br />

Rede Rudolf Breitscheids am 31. Januar 1933, in <strong>der</strong> er feststellt, daß<br />

ein neues Verhältnis zur Kommunistischen Partei nur gef<strong>und</strong>en werden<br />

könije, „wenn die Kommunisten ihre Haltung än<strong>der</strong>n", <strong>und</strong><br />

meint, „wir werden nicht in <strong>der</strong> Lage sein, die neue Entwicklungsstufe<br />

herbeizuführen 37 ", kann keineswegs als Beweis für eine tatsächlich<br />

vorhandene Bereitschaft zu einem wie auch immer gearteten<br />

Bündnis mit den Kommunisten gewertet werden, zumal sie die ausdrückliche<br />

Erklärung enthält: „Von Verhandlungen mit den Kommunisten<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> Einheitsfront verspreche ich mir nichts 38 ."<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Nachprüfung des von Matthias angegebenen Belegmaterials<br />

ist also: Eine Bereitschaft zur Verständigung mit den<br />

Kommunisten von seiten <strong>der</strong> SPD ist ihm jedenfalls nicht zu entnehmen.<br />

Wenn Matthias gleichwohl damit seine These belegen will,<br />

33 a.a.O., 25. Okt. 1932.<br />

34 a.a.O., 5. November 1932.<br />

35 Erich Matthias, Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands,<br />

a.a.O., S. 155.<br />

36 „Vorwärts", 26. Jan. 1933.<br />

37 Bereit sein ist alles! Rede des Genossen Breitscheid im Parteiausschuß<br />

<strong>der</strong> Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 31. Januar<br />

1933, Son<strong>der</strong>druck, hrsg. vom PV <strong>der</strong> SPD, S. 11.<br />

38 a.a.O., S. 12.

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