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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Der Begriff <strong>der</strong> „Wandlungen des Kommunismus" 53<br />

rische Bewegungen von höchster aktueller politischer Bedeutung zu<br />

erkennen meint: das Hervortreten von „Richtungen" des Kommunismus,<br />

die er schon für die Frühzeit <strong>der</strong> KPD als „demokratischen" <strong>und</strong><br />

als „revolutionären" Kommunismus entdeckt zu haben glaubte, die<br />

er aber in <strong>der</strong> weiteren KPD-<strong>Geschichte</strong> verschüttet sah. „Aus dem<br />

monolithischen Kommunismus <strong>der</strong> Stalin-Ära ging eine kommunistische<br />

Weltbewegung hervor, <strong>der</strong>en Spannweite vom diktatorischbürokratischen<br />

Staatskommunismus Moskauer Prägung zum revolutionären<br />

Kommunismus chinesischer o<strong>der</strong> kubanischer Richtung, zum<br />

Reformkommunismus <strong>und</strong> den Ansätzen eines demokratischen Kommunismus<br />

wie etwa 1968 in <strong>der</strong> CSSR o<strong>der</strong> in Jugoslawien reicht"<br />

(VII). Dabei läßt Weber keinen Zweifel daran, daß das Ziel des<br />

„demokratischen" bzw. „Reform-Kommunismus" die „Än<strong>der</strong>ung"<br />

<strong>der</strong> existierenden sozialistischen Gesellschaftssysteme zwecks „Übernahme<br />

<strong>der</strong> bürgerlich-kapitalistischen Errungenschaften, <strong>und</strong> zwar<br />

nicht nur des technischen Fortschritts, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> persönlichen<br />

Freiheit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rechtssicherheit" sowie ihre Anpassung an die<br />

„Realitäten <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Industriegesellschaft" ist, ebenso wie die<br />

„Idee <strong>der</strong> direkten Herrschaft <strong>der</strong> Massen durch die Räte, <strong>der</strong> permanenten<br />

Revolution ohne institutionelle o<strong>der</strong> gesetzliche Fixierung <strong>der</strong><br />

Macht" (XXIII f.) Merkmal <strong>der</strong> Richtung des „revolutionären Kommunismus"<br />

sei. Die Wandlungen des Kommunismus, die Weber registrieren<br />

möchte, stellen sich ihm vor allem als Formen <strong>der</strong> Entfernung<br />

von <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong> hochindustrialisierten sozialistischen<br />

Gesellschaften, als Tendenzen zu ihrer Aufhebung dar. Der betont<br />

antisowjetische Akzent seiner Würdigung <strong>der</strong> „nicht-bürokratischen"<br />

Richtungen geht daraus hervor, daß er sie vorab als Negation des<br />

„bürokratisch-diktatorischen Kommunismus" versteht, <strong>der</strong> „das<br />

Gr<strong>und</strong>modell des orthodoxen Kommunismus <strong>der</strong> Moskauer Richtung"<br />

sei (XIX). Wenn Weber daher aus seinen Wandlungsanalysen<br />

das Resümee <strong>der</strong> „Wandlungsfähigkeit des Kommunismus", zumal<br />

„für die Zukunft", zu ziehen pflegt (XXIX) <strong>und</strong> diese Erkenntnis<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> SED absprechen will (304), so darf man dies wohl so<br />

interpretieren, daß er mit seinen Studien die Meinung för<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

verbreiten will, die Diktatur des Proletariats <strong>und</strong> die Durchsetzung<br />

sozialistischer Produktionsverhältnisse gerade in den fortgeschrittensten<br />

Industrielän<strong>der</strong>n des sozialistischen Weltsystems seien schließlich<br />

wie<strong>der</strong> rückgängig zu machen. Die „Rückschläge", die er für das<br />

Jahr 1953 in <strong>der</strong> DDR, für 1956 in Ungarn <strong>und</strong> für 1968 in <strong>der</strong> CSSR<br />

hinsichtlich einer solchen Richtung des Wandels konstatieren muß,<br />

lassen ihn an dieser Meinung nicht irre werden: „Doch die Wandlungen<br />

des Komunismus dürften weitergehen" (XXXII). Der Begriff<br />

<strong>der</strong> „Wandlungen des Kommunismus" bei Hermann Weber versucht<br />

jedenfalls, <strong>der</strong> antikommunistischen Einwirkung auf die sozialistischen<br />

Gesellschaftssysteme zur Hand zu gehen.

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