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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Der Begriff <strong>der</strong> „Wandlungen des Kommunismus" 51<br />

Deren Entwicklung ist wesentlich die Auseinan<strong>der</strong>setzung einer um<br />

die Revolutionierung <strong>der</strong> arbeitenden Massen kämpfenden Partei mit<br />

den Bedingungen <strong>der</strong> kapitalistischen Gesellschaft, die diese Massen<br />

unterdrückt <strong>und</strong> im Zaume hält. Eine angemessene Historiographie<br />

des Kommunismus in <strong>der</strong> Weimarer Republik beruht daher zunächst<br />

<strong>und</strong> vor allem auf <strong>der</strong> Entschlüsselung <strong>der</strong> das Parteigeschehen mit<br />

<strong>der</strong> Gesellschaftsgeschichte verschränkenden Politik. Ihr Leitfaden ist<br />

die Entfaltung, Verwirklichung o<strong>der</strong> Vernachlässigung <strong>der</strong> Strategie,<br />

die die Arbeit <strong>der</strong> revolutionären Partei <strong>und</strong> den Gestaltwandel <strong>der</strong><br />

kapitalistischen Gesellschaft vermittelt 4 . Diese Strategie hatte die<br />

KPD im Verein mit <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> KI in den Jahren bis 1923 — von<br />

ultralinken Rückschlägen abgesehen — in <strong>der</strong> Einheitsfrontpolitik<br />

entwickelt, in <strong>der</strong>en Entstehung- <strong>und</strong> Wirkungsgeschichte die innerparteilichen<br />

Kämpfe bis 1924 ihren Stellenwert erhalten. Sinn <strong>der</strong><br />

Einheitsfrontstrategie war, die Herstellung <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Arbeiterklasse<br />

für den Kampf um die politische Macht <strong>und</strong> die Aufhebung<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise aus den Tageskämpfen um die<br />

unmittelbaren Interessen des Proletariats hervorgehen zu lassen.<br />

Ihrer Form nach bestand sie aus gemeinsamen Aktionen aller Organisationen<br />

<strong>der</strong> Arbeiterbewegung für solche Tagesziele, bei denen<br />

sich die KPD die Propagierung des revolutionären Ziels <strong>und</strong> unter<br />

Umständen auch das Eintreten für revolutionierende Übergangslosungen<br />

vorbehielt. Der Kampf um die Erfüllung solcher Teilfor<strong>der</strong>ungen<br />

an allen Fronten, zumal in Gewerkschaften <strong>und</strong> Parlamenten,<br />

zeitigte dieser Argumentation zufolge Konsequenzen, die über diese<br />

Ziele hinauswiesen: entwe<strong>der</strong> nämlich würde <strong>der</strong> Kampf um die<br />

Teilfor<strong>der</strong>ungen von den reformistischen Funktionären zurückgewiesen<br />

o<strong>der</strong> gehemmt, wodurch sie sich <strong>und</strong> ihre Organisationen als<br />

arbeiterfeindlich entlarven <strong>und</strong> die Schranke beseitigen würden,<br />

welche die Masse <strong>der</strong> nicht-kommunistischen Arbeiter von <strong>der</strong> revolutionären<br />

Partei trennt; o<strong>der</strong> die Teilfor<strong>der</strong>ungen würden von ihnen<br />

bejaht <strong>und</strong> mit ihrer Unterstützung verwirklicht, so daß die Machtpositionen<br />

<strong>der</strong> Arbeiterklasse insgesamt gestärkt werden würden,<br />

wodurch die Aktionsmöglichkeiten <strong>und</strong> Zielsetzungen <strong>der</strong> kommunistischen<br />

Partei künftig weiter ausgreifen könnten. In beiden Fällen<br />

war es nach dieser Konzeption möglich, eine Intensivierung <strong>der</strong> einheitsfrontpolitischen<br />

For<strong>der</strong>ungen, die gleichwohl stets den objektiven<br />

<strong>und</strong> subjektiven Vorbedingungen des Revolutionsprozesses angepaßt<br />

werden konnten, zu erreichen: bis hin zu Übergangslosungen<br />

wie <strong>der</strong>jenigen, auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage beson<strong>der</strong>er proletarischer Machtorgane<br />

die Durchsetzung von Produktionskontrollen <strong>und</strong> die Einsetzung<br />

einer Arbeiterregierung noch im Kapitalismus zu verwirk-<br />

4 Ich habe die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> KPD in <strong>der</strong> Nachkriegs- <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Stabilisierungsperiode<br />

<strong>der</strong> Weimarer Republik aus dem Blickwinkel <strong>der</strong> späteren<br />

„Rechts"-Opposition am Leitfaden <strong>der</strong> Strategieentwicklung dargestellt<br />

in: Struktur <strong>und</strong> Funktion <strong>der</strong> „KPD-Opposition" (KPO), Meisenheim<br />

1964. Vgl. für die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungszüge die entsprechenden<br />

Bände <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Arbeiterbewegung,<br />

Berlin (DDR) 1966.

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