02.03.2014 Aufrufe

Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

50 K. H. Tjaden<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Fiktion von den beiden dominierenden Parteitags-<br />

Richtungen, die in dem etwas späteren Buch über die KPD-,,Wandlung"<br />

abgeschwächt wird (14, auch 348); sie sind vor allem auch Ausgangspunkt<br />

<strong>der</strong> Legende, daß die späteren Ausschlüsse <strong>und</strong> Austritte<br />

oppositioneller Gruppen aus <strong>der</strong> KPD — in denen zum Teil ausgesprochene<br />

Gegner <strong>der</strong> beiden ersten Führer des Spartakusb<strong>und</strong>es<br />

vereint waren — speziell <strong>der</strong> „Ausschaltung" von „Anhängern"<br />

Luxemburgs bzw. Liebknechts gedient <strong>und</strong> so die demokratischen<br />

<strong>und</strong> revolutionären „Richtungen ... zurückgedrängt" hätten (vgl.<br />

P 48, F 30 f.). Die Entwicklung <strong>der</strong> KPD in <strong>der</strong> Weimarer Republik<br />

reduziert sich in dieser Annahme für Weber tendenziell auf die<br />

Unterdrückung eines <strong>deutschen</strong> Kommunismus <strong>der</strong> Luxemburg <strong>und</strong><br />

Liebknecht durch Machenschaften eines russischen Apparatschik<br />

Stalin.<br />

Nun besteht freilich kein Zweifel daran, daß die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><br />

KPD in <strong>der</strong> Weimarer Zeit durch einen Prozeß von Fraktionskämpfen,<br />

Fraktionsausschlüssen <strong>und</strong> Fraktionsverselbständigungen vermittelt<br />

ist, dessen Verlauf mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> eng mit <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> KI-Politik zusammenhängt <strong>und</strong> <strong>der</strong> zeitweilig gewiß auch<br />

durch die Interessen von Fraktionen <strong>und</strong> Führungen <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Sowjet-Union herrschenden kommunistischen Partei gesteuert worden<br />

ist. Schon nach dem zweiten Parteitag im Herbst 1919 <strong>und</strong> nach<br />

dem dritten Parteitag Anfang 1920 trennte sich die KPD — nicht<br />

zuletzt unter dem Einfluß Lenins — von <strong>der</strong> Masse des linksradikalsyndikalistischen<br />

Teils ihrer Mitglie<strong>der</strong>, so wie sie nach <strong>der</strong> Vereinigung<br />

mit <strong>der</strong> USPD-Linken im Verlauf <strong>der</strong> Jahre 1921 <strong>und</strong> 1922<br />

bestimmte „rechtskommunistische" Funktionäre ausstieß. Wie die<br />

Jahre bis zum Oktober 1923 im wesentlichen durch einen innerparteilichen<br />

Kampf gegen die — heterogene — „linke" Parteimin<strong>der</strong>heit<br />

gekennzeichnet waren, so die Zeit bis zum September 1925<br />

hauptsächlich durch den Kampf gegen die „rechte" Min<strong>der</strong>heit <strong>und</strong><br />

die „Mittelgruppe" in <strong>der</strong> Partei. Und ganz gewiß sind die Funktionsenthebungen<br />

<strong>und</strong> Ausschlüsse von ultralinken <strong>und</strong> „links"-oppositionellen<br />

Kommunisten nach dem Offenen Brief des EKKI an die KPD<br />

vom September 1925 ebenso Ergebnis eines von sowjetischen Parteiführern<br />

initiierten Eingriffes <strong>der</strong> KI in die Partei gewesen, wie die<br />

Funktionsenthebungen <strong>und</strong> Ausschlüsse von „Rechten" <strong>und</strong> „Versöhnlern"<br />

nach dem zweiten EKKI-Brief vom Dezember 1928 auf<br />

einen Sieg <strong>der</strong> Stalin-Gruppe im EKKI-Präsidium über die zu<br />

Bucharin neigenden Präsidiumsmitglie<strong>der</strong> zurückgingen. Schließlich<br />

kann auch kein Zweifel daran bestehen, daß mit diesen Ausschlüssen<br />

<strong>und</strong> Verselbständigungen von KPD-Fraktionen eine Reihe ebenso<br />

revolutionärer wie demokratischer wie kommunistischer Arbeiter<br />

<strong>und</strong> Intellektueller zum Schaden <strong>der</strong> Partei <strong>und</strong> ihrer Politik auf das<br />

Feld <strong>der</strong> sozialistischen Splittergruppen gedrängt wurde o<strong>der</strong> dorthin<br />

abgewan<strong>der</strong>t ist.<br />

Aber die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Fraktionskämpfe, die die Parteientwicklung<br />

vermitteln <strong>und</strong> auf die sich die Darstellungen Webers beschränken,<br />

ist nicht wesentliches Charakteristikum <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> KPD.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!