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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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60 Bärbel Kunze<br />

ausschlüssen <strong>und</strong> Gruppenauflösungen reichten 20 , abschreckende<br />

Wirkung ausüben; dies um so eher, als es <strong>der</strong> Parteiführung gelang,<br />

gegen <strong>der</strong>artig opponierende Gruppen <strong>und</strong> Personen den in <strong>der</strong> Partei<br />

weitverbreiteten Antikommunismus zu mobilisieren.<br />

Das Verhältnis <strong>der</strong> SPD zur Kommunistischen Partei<br />

Die sozialdemokratische Parteiführung betrachtete in den letzten<br />

Jahren <strong>der</strong> Weimarer Republik den Kampf „gegen rechts <strong>und</strong> links"<br />

als die Hauptaufgaben ihrer Politik 21 . Wenngleich Matthias zwar die<br />

sozialdemokratischen Aktionen gegen den Faschismus ausführlich<br />

schil<strong>der</strong>t, das politische Verhalten gegenüber <strong>der</strong> Kommunistischen<br />

Partei aber nur wenig Beachtung erfährt, so soll aber hier auf dieses<br />

Problem <strong>und</strong> seine Behandlung bei Matthias ausführlicher eingegangen<br />

werden; denn eine Analyse des vorhandenen Quellenmaterials,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> sozialdemokratischen Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften,<br />

zeigt, daß die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Kommunistischen Partei<br />

tatsächlich in <strong>der</strong> politischen Praxis <strong>der</strong> SPD in dem behandelten<br />

Zeitraum eine entscheidende Rolle spielte.<br />

Die Beurteilung des Verhältnisses <strong>der</strong> SPD zur KPD ist bei Matthias<br />

wesentlich geprägt durch seine eigene Einschätzung <strong>der</strong> Kommunistischen<br />

Partei; wenngleich er sich nicht eingehend mit <strong>der</strong> KPD<br />

selbst befaßt, so geben doch die Aussagen, die er über diese Partei<br />

macht, eindeutig Aufschluß über seine Position: Für Matthias stellt<br />

sich die Kommunistische Partei dar als eine <strong>der</strong> beiden den Staat von<br />

Weimar bedrohenden „totalitären Bewegungen" 22 , die Gleichartigkeit<br />

von Kommunismus <strong>und</strong> Faschismus wird als Selbstverständlichkeit<br />

vorausgesetzt. Wenn Matthias davon spricht, daß die SPD die<br />

einzige Partei gewesen sei, die keine Zugeständnisse an den aufsteigenden<br />

Nationalsozialismus gemacht habe 23 , so erscheint ihm die<br />

damit getroffene Feststellung, daß die Kommunistische Partei zu den<br />

Parteien <strong>der</strong> Weimarer Republik gehört habe, die versuchten, sich<br />

mit dem Faschismus in irgendeiner Form zu arrangieren, als so wenig<br />

problematisch, daß er sich um keinerlei Beweise hierfür bemüht.<br />

Er beschränkt sich darauf, an an<strong>der</strong>er Stelle auf Beispiele angeblicher<br />

20 Als Beispiele seien hier nur genannt die Auflösung <strong>der</strong> Jungsoziialistischen<br />

Vereinigung im Jahre 1931, die versucht hatte, alternativ zu<br />

<strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Parteiführung marxistische Positionen zu entwickeln; die<br />

Ersetzimg opponieren<strong>der</strong> SAJ-Politiker durch parteiführungstreue Funktionäre<br />

gegen den Wülen <strong>der</strong> Sozialistischen Arbeiterjugend selbst (Fritz<br />

Bieligk, a.a.O., S. 61 f.) ; o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong> Parteiführung gegen die<br />

Parteilinke um Rosenfeld <strong>und</strong> Seydewitz im Jahre 1931, <strong>der</strong> dann mit <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> SAP durch diese Gruppe endete.<br />

21 Vgl. dazu etwa die Erklärung des Fraktionsvorsitzenden Breitscheid,<br />

abgedruckt in: Sozialdemokratische Pressekorrespondenz, Nr. 8/9 vom<br />

Aug./Sept. 1932, S. 411, o<strong>der</strong> Rudolf Hilferding, Zwischen den Entscheidungen,<br />

in: Die Gesellschaft, 10. Jg., Jan. 1933, Nr. 1, S. 1—9.<br />

22 Erich Matthias, Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands,<br />

a.a.O., S. 103.<br />

23 a.a.O., S. 101.

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