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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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66 Bärbel Kunze<br />

das Parteivorstandsmitglied Rudolf Breitscheid sprach bei demselben<br />

Anlaß von den „Faschisten mit dem kommunistischen Vorzeichen"<br />

<strong>und</strong> meinte, daß<br />

„die Regierungen Stalins <strong>und</strong> Mussolinis in verhältnismäßig guter<br />

Fre<strong>und</strong>schaft miteinan<strong>der</strong> leben, einer Fre<strong>und</strong>schaft, die zum Teil<br />

darauf zurückzuführen sein mag, daß hier Regierungsformen bestehen,<br />

die im Gr<strong>und</strong>e von <strong>der</strong>selben Idee, wenn auch mit einem<br />

an<strong>der</strong>en Vorzeichen, getragen sind 45 ".<br />

Und im „Volkswillen", <strong>der</strong> Hannoverschen SPD-Zeitung, war am<br />

30. Oktober 1932 zu lesen:<br />

„Der deutsche Kommunismus ist geistig <strong>und</strong> moralisch ein Betrüger<br />

... Wer die Praxis <strong>der</strong> kommunistischen Intelligenz kennt, dem<br />

graut bei <strong>der</strong> Vorstellung, daß eines Tages diesen blinden Hirnen<br />

Staat <strong>und</strong> Gemeinde, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft anvertraut werden<br />

könnte. Wir würden nach vier Wochen das Chaos <strong>und</strong> die Hölle<br />

haben... Wir prangern ... die Irrlehre von Moskau ebenso schonungslos<br />

an wie den Lügenkult des Braunen Hauses ..."<br />

Es ist nur konsequent im Sinne dieser Einschätzung <strong>der</strong> Kommunistischen<br />

Partei, wenn von Seiten <strong>der</strong> Sozialdemokratie an eine wie<br />

auch immer geartete Zusammenarbeit mit den Kommunisten im<br />

Ernst nie gedacht wurde 48 , <strong>und</strong> wenn Einheitsfrontpolitik für die<br />

Parteiführung <strong>der</strong> SPD nichts an<strong>der</strong>es bedeutete als den Versuch,<br />

Kommunisten für die SPD zu gewinnen 47 . Kontakte zwischen Sozialdemokraten<br />

<strong>und</strong> Kommunisten, die auf örtlicher Ebene gelegentlich<br />

zu gemeinsamem Vorgehen gegen den Terror <strong>der</strong> Nationalsozialisten<br />

führten, wurden von Seiten <strong>der</strong> Parteiführung den SPD-<br />

Mitglie<strong>der</strong>n verboten 48 . Daß Matthias diese Tatsache nicht erwähnt,<br />

ist sicherlich kein Zufall: könnte doch sonst das Bild von <strong>der</strong> verständigungsbereiten<br />

SPD ins Wanken geraten.<br />

Dieses Bild, so wurde gezeigt, stimmt zwar mit den historischen<br />

Tatsachen keinswegs überein, jedoch erfüllt diese Art <strong>der</strong> Darstellung<br />

des Verhältnisses <strong>der</strong> SPD zur KPD sehr wohl die Funktion,<br />

Überlegungen darüber, inwieweit <strong>der</strong> Antikommunismus in <strong>der</strong> SPD<br />

dazu beigetragen haben könnte, ein gemeinsames Vorgehen <strong>der</strong> Arbeiterschaft<br />

gegen den Faschismus zu verhin<strong>der</strong>n, von vornherein<br />

gar nicht erst aufkommen zu lassen.<br />

45 a.a.O., S. 88.<br />

46 Dies wurde von Seiten <strong>der</strong> SPD selbst bestätigt in dem Memorandum<br />

„Wir <strong>und</strong> die Kommunisten", das im Jahre 1941 von Mitglie<strong>der</strong>n des<br />

ehemaligen Parteivorstandes in London verfaßt wurde. Parteiarchiv <strong>der</strong><br />

SPD in <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung, G 23.<br />

47 Dazu noch ein weiteres Beispiel: So schreibt <strong>der</strong> „Vorwärts" am<br />

19. August 1932: „Wo bliebe schließlich die gesamte KPD, wenn die Arbeiterschaft<br />

sidi einigen würde?"<br />

48 Siehe z. B. R<strong>und</strong>schreiben des Parteivorstandes <strong>der</strong> SPD vom<br />

28. Juni 1932 an die Bezirksleitungen <strong>der</strong> SPD, hier nach: Die Antifaschistische<br />

Aktion, Dokumentation <strong>und</strong> Chronik, Mai 1932 bis Januar<br />

1933, Berlin (DDR), 1965, S. 178.

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