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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Soziale Bewegung <strong>und</strong> Politik 171<br />

tischen Erfolge relativ gering. Die Gründe dafür sind in erster Linie<br />

abzuleiten aus dem Zerfall <strong>der</strong> alliierten Kriegskoalition. Nach dem<br />

Zusammenschluß <strong>der</strong> britischen <strong>und</strong> amerikanischen Besatzungszone<br />

zur Bizone sorgte vor allem amerikanischer Einfluß dafür, daß die<br />

Gewerkschaften allmählich in die Defensive gerieten. „Die Besetzung<br />

<strong>der</strong> entscheidenden wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Kommandostellen<br />

bei <strong>der</strong> amerikanischen, aber auch zum Teil bei <strong>der</strong> britischen<br />

Militärregierung, mit Kräften, die von ihren Wirtschaftsgr<strong>und</strong>sätzen<br />

her <strong>der</strong> Unternehmerseite zuneigten, bedeutete ein schweres Hin<strong>der</strong>nis<br />

für die Durchsetzung <strong>der</strong> wirtschaftspolitischen Vorstellungen <strong>der</strong><br />

Gewerkschaften. Hinzu kam, daß diese Kräfte sich naturgemäß für<br />

ihre Verwaltungsaufgaben, die sie <strong>deutschen</strong> Stellen übertrugen,<br />

eher auf konservativ orientierte Personen stützten" (99).<br />

Der verschärfte Ost-West-Konflikt griff in <strong>der</strong> zweiten Phase<br />

(1947 bis 1949) radikal auch in die Gewerkschaften selbst hinein:<br />

Sozialdemokraten <strong>und</strong> Kommunisten verfeindeten sich zunehmend.<br />

„Zwar wird man nicht unterstellen dürfen, daß die Gewerkschaftsführung<br />

in den Westzonen den Ausschluß <strong>der</strong> Kommunisten betrieb,<br />

um die Anerkennung <strong>der</strong> Besatzungsmächte zu erhalten. Dennoch<br />

bedeutete diese Politik, die auf Ausschaltung <strong>der</strong> Opposition zielte,<br />

einen weiteren Schritt <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in das westliche Blockdenken"<br />

(124). Den gewerkschaftlichen Angriff schwächte zudem,<br />

daß <strong>der</strong> Klassenfeind — von den Besatzungsmächten vielfach begünstigt<br />

— verlorene Positionen zurückgewinnen <strong>und</strong> damit immer<br />

offener wagen konnte, für eine Wirtschaftsordnung auf privatkapitalistischer<br />

Gr<strong>und</strong>lage zu streiten.<br />

Mit Recht nimmt Sch. das Gründungs jähr <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik nicht<br />

als entscheidende Zäsur, als Endpunkt <strong>und</strong> Anfang. Seine Analyse<br />

reicht vielmehr bis 1952, sie verfolgt die gewerkschaftliche Aktivität<br />

nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> alten Macht- <strong>und</strong> Besitzverhältnisse<br />

bis zur Nie<strong>der</strong>lage im Kampf um das Betriebsverfassungsgesetz. „Die<br />

innere Konsolidierung des restaurierten Wirtschafts- <strong>und</strong> Gesellschaftssystems<br />

fand einen vorläufigen Abschluß mit <strong>der</strong> Unterordnung<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften unter den Willen des Parlaments" (221).<br />

Als sei diese Unterordnung die Garantie späteren Erfolgs — aufgeschlossene<br />

Mehrheiten in künftigen Parlamenten —, ließen sich<br />

Gewerkschaftsspitze <strong>und</strong> breite Schichten <strong>der</strong> Mitgliedschaft vom<br />

Klassenfeind täuschen <strong>und</strong> begriffen Aktionen gegen die parlamentarische<br />

Alleinentscheidung in Gr<strong>und</strong>fragen <strong>der</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Sozialordnung „in Denkkategorien, die denen <strong>der</strong> herrschenden<br />

Schichten entsprachen" (224).<br />

Manfred Hahn (Gießen)<br />

Dornberg, John: Deutschlands an<strong>der</strong>e Hälfte. Profil <strong>und</strong><br />

Charakter <strong>der</strong> DDR. Verlag Fritz Molden, Wien, München, Zürich<br />

1969 (352 S., Ln., 19,80 DM).<br />

Der Autor, ein 1930 im Gebiet <strong>der</strong> heutigen DDR geborener amerikanischer<br />

Journalist, beschreibt „Deutschlands an<strong>der</strong>e Hälfte" nadi<br />

seinen bei einigen DDR-Aufenthalten gewonnenen Eindrücken, die

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