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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Der Begriff <strong>der</strong> „Wandlungen des Kommunismus" 45<br />

Element in <strong>der</strong> schwungloser werdenden Partei, seine Macht wuchs<br />

enorm" (12). Art, Umfang <strong>und</strong> Zusammensetzung dieses Partei-<br />

„Apparats" werden alles an<strong>der</strong>e als eindeutig bestimmt; Weber unterscheidet<br />

so zum Beispiel den Apparat <strong>der</strong> „hauptamtlichen Funktionäre"<br />

(266), den aus „Arbeitsorganen, Ressorts, Sekretären"<br />

bestehenden Apparat (267), den „die Funktionäre" anleitenden<br />

„hauptamtlichen Apparat" (288); den „eigentlichen Parteiapparat,<br />

d. h. die von <strong>der</strong> Partei bezahlten politischen Funktionäre" mit „500<br />

(höchstens 1000) Personen" (289), den durch „die Führung" dirigierten<br />

Apparat (291), dazu „den Apparat <strong>der</strong> Nebenorganisationen"<br />

sowie „die Geheimapparate <strong>der</strong> KPD" (290) <strong>und</strong> mancherlei an<strong>der</strong>e<br />

Apparate mehr. Gleichwohl wird die angeblich 1924 einsetzende<br />

„Stalinisierung" <strong>der</strong> KPD — wohl angesichts <strong>der</strong> Tatsache, daß selbst<br />

nach Auffassung von westlichen Kommunismusforschern wie Günter<br />

Nollau erst seit 1930 von einer Beherrschung <strong>der</strong> KI durch Stalin<br />

gesprochen werden kann (vgl. 296) — von Weber gleichgesetzt mit<br />

<strong>der</strong> behaupteten „Entstehung einer monolithischen, straff disziplinierten<br />

<strong>und</strong> zentralisierten Organisation, in <strong>der</strong> die Führung mit<br />

Hilfe des hierarchisch aufgebauten Parteiapparats (d. h. <strong>der</strong> hauptamtlichen,<br />

von <strong>der</strong> Partei bezahlten Funktionäre) die Mitglie<strong>der</strong><br />

beherrscht <strong>und</strong> die Politik im Sinne <strong>und</strong> entsprechend den Weisungen<br />

<strong>der</strong> Stalinschen KPdSU bestimmt" (8).<br />

Diese Substitution <strong>der</strong> geschichtlichen Bestimmung <strong>der</strong> Parteientwicklung<br />

als „Stalinisierung" durch die gesellschaftliche Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Apparatherrschaft ist freilich ob <strong>der</strong> soziologischen Leere<br />

dieses Begriffs ihrerseits <strong>der</strong> historiographischen Deutung bedürftig.<br />

Die an Robert Michels Oligarchisierungsgesetz anknüpfende pseudosoziologische<br />

Idee von <strong>der</strong> „Apparatherrschaft als Zeiterscheinung"<br />

<strong>der</strong> „sozial differenzierten mo<strong>der</strong>nen Industriegesellschaft" — eine<br />

These, für die Weber in <strong>der</strong> neueren seriösen organisationssoziologischen<br />

Literatur gleich welcher Provenienz vergeblich nach Unterstützung<br />

suchen würde — wird daher auch, obwohl sie die erste<br />

Bedingung <strong>der</strong> Parteibürokratisierung bezeichnen soll, zum Glück<br />

nur über eine Seite ausgebreitet (9 f.), wenn sie auch später vereinzelt<br />

wie<strong>der</strong>kehrt. Die übrigen Bedingungen <strong>der</strong> als Stalinisierung etikettierten<br />

angeblichen „Apparatherrschaft" aber werden als zeitgeschichtliche<br />

Faktoren in einiger Breite vorgestellt. Dabei schwebt<br />

Weber als „strukturelle" Voraussetzung <strong>der</strong> Parteientwicklung, die<br />

jene Erscheinungen geför<strong>der</strong>t habe, anscheinend die lange fraktionelle<br />

Zerrissenheit <strong>der</strong> KPD zumal in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> zwanziger<br />

Jahre vor, die „das Bedürfnis nach ,Einheit'" för<strong>der</strong>te (11, vgl. zum<br />

folgenden 251 ff.). Der Versuch <strong>der</strong> KPD-Führungen, ihr durch die<br />

Verwirklichung <strong>der</strong> Prinzipien des demokratischen Zentralismus<br />

(seit dem Vereinigungsparteitag mit <strong>der</strong> USP-Linken 1920) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Betriebszellenorganisation (seit dem Leipziger Parteitag 1920) zu<br />

begegnen, kann freilich angesichts des diametralen Gegensatzes<br />

zwischen diesen Prinzipien <strong>und</strong> dem, was <strong>der</strong> bürgerliche Sozialwissenschaftler<br />

beim Reizwort Bürokratisierung assoziiert, nur mit<br />

Hilfe historiographischer Strategeme für die Stützung <strong>der</strong> „Appa-

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