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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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52 K. H. Tjaden<br />

lichen, um von diesen Positionen her den Kampf um die politische<br />

Macht einzuleiten. Der Fehlschlag dieser bis dahin erfolgreich verfolgten<br />

Strategie im Oktober 1923, mit dem das Ende <strong>der</strong> latent<br />

revolutionären Nachkriegsperiode zusammenfiel, ist die Ursache für<br />

die Ersetzung <strong>der</strong> bis dahin herrschenden KPD-Fraktion durch die<br />

„Links"-Fraktion, die bis 1925 die Partei führte. Die ultralinke, fast<br />

anarchistische Politik <strong>der</strong> Fischer-Maslow-Gruppe, die durch den<br />

Druck <strong>der</strong> Parteimitgliedschaft an die Macht gekommen war, läßt<br />

sich nur als abstrakte Negation <strong>der</strong> Vor-Oktober-Politik beschreiben,<br />

welche den enttäuschten Hoffnungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>massen <strong>der</strong> Partei<br />

entsprungen war. Die Politik des KPD-ZK nach dem EKKI-Brief<br />

von 1925 aber kann — trotz ihrer Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit gerade in Hinblick<br />

auf das Problem 1923 — umgekehrt als ein Versuch gewertet<br />

werden, aus <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Einheitsfrontpolitik von 1923 wie aus<br />

dem Schaden, den ihre abstrakte Negation in <strong>der</strong> Folgezeit eingebracht<br />

hatte, zu lernen <strong>und</strong> die Einheitsfrontpolitik <strong>der</strong> Brandler-<br />

Thalheimer-Führung, die <strong>der</strong> revolutionären Prädisposition <strong>der</strong> Arbeitermassen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich allzusehr vertraut hatte, durch eine Einheitsfrontstrategie<br />

zu ersetzen, welche die organisatorische Aktivierung<br />

proletarischer Massen durch die Partei selbst zu ihrem Ausgangspunkt<br />

hat. Mit diesem Programm vollzog sich zugleich die Anerkennung<br />

<strong>der</strong> neuen Stabilisierungssituation des Kapitalismus. Das<br />

leninistische Selbstverständnis dieses ZK hat in diesen Lernvorgängen<br />

seine Wurzel. Die ultralinken Rückschläge <strong>der</strong> KPD-Politik in<br />

<strong>der</strong> Periode, die <strong>der</strong> relativen Stabilisierung des <strong>deutschen</strong> Kapitalismus<br />

in den Jahren 1924—1928 folgte, sind zugleich Rückschläge in<br />

diesem Lernprozeß. Die schweren Fehler <strong>der</strong> RGO-Politik <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Sozialfaschismus-Konzeption <strong>und</strong> die Ersetzung <strong>der</strong> klassischen Einheitsfrontstrategie<br />

durch die sektiererische Politik <strong>der</strong> „Einheitsfront<br />

von unten", die die KP-Führung später verurteilte, stellen<br />

blinde Reaktionen deutscher <strong>und</strong> sowjetischer Parteiführer auf die<br />

neue krisenhafte Gesellschaftssituation dar. Es bleibt Aufgabe <strong>der</strong><br />

marxistischen Forschung, die gesellschaftlichen Bedingungen dieser<br />

Politik <strong>und</strong> des falschen Verständnisses <strong>der</strong> revolutionären Interessen,<br />

das ihr zugr<strong>und</strong>e lag, genauer zu bezeichnen. Die Aufhellung<br />

dieser Bedingungen würde aber zweifellos zeigen, daß die „Wandlung<br />

des <strong>deutschen</strong> Kommunismus" in <strong>der</strong> Weimarer Zeit diesen <strong>der</strong><br />

Tradition <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Arbeiterbewegung nicht entfremdete, wie<br />

Weber meint, son<strong>der</strong>n ihn über sie hinaushob.<br />

3. Das Konzept <strong>der</strong> „Wandlungen des Kommunismus" als politisches<br />

Instrument des Antikommunismus<br />

Die „Wandlung des <strong>deutschen</strong> Kommunismus" ist nicht <strong>der</strong> einzige<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Weberschen Kommunismusdeutungen. Von an<strong>der</strong>en<br />

„Wandlungen des Kommunismus" berichtet die Aufsatzsammlung<br />

„Demokratischer Kommunismus?", in <strong>der</strong> vor allem vom Kommunismus<br />

im Weltmaßstab, von seinen historischen Wurzeln <strong>und</strong> vom<br />

Kommunismus in <strong>der</strong> UdSSR gehandelt wird. Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

Kommunismus geht Weber insbeson<strong>der</strong>e nach, weil er in ihnen histo-

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