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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Der Begriff <strong>der</strong> „Wandlungen des Kommunismus" 49<br />

retische Interpretation, son<strong>der</strong>n um die bloße Behauptung <strong>der</strong> Eliminierung<br />

<strong>der</strong> „demokratischen" <strong>und</strong> „revolutionären" Momente aus<br />

dem Parteileben. Diese These, die auch in „Die Wandlung des <strong>deutschen</strong><br />

Kommunismus" vertreten wird, findet sich schon in den Einleitungen<br />

zu den genannten Weberschen Editionen des Protokolls des<br />

Gründungsparteitags <strong>der</strong> KPD (zit. als P) sowie <strong>der</strong> KPD-<strong>Geschichte</strong><br />

von Flechtheim (zit. als F), in Arbeiten, in denen sidi ansonsten die<br />

Befähigung des Herausgebers zur Sammlung von Daten <strong>und</strong> Informationen<br />

positiv bewährt. Vorbereitet ist die These in <strong>der</strong> Flechtheimschen<br />

Interpretation <strong>der</strong> KPD-Entwicklung bis 1933 in seinem<br />

Text aus dem Jahre 1948, in <strong>der</strong> es heißt, „daß die Bewegung <strong>der</strong><br />

Partei, die ursprünglich das Ergebnis des Kampfes des rechten <strong>und</strong><br />

linken Flügels war, in dem Maße, in dem die Partei ihre Flügel verliert<br />

<strong>und</strong> zu einer konformistischen Organisation erstarrt, immer<br />

mehr von den Befehlen Moskaus abhängig wird ..." (F 330 f., vgl.<br />

auch 336). Diese Flechtheimsche These <strong>der</strong> „konformistischen Erstarrung"<br />

möchte Weber differenzieren <strong>und</strong> präzisieren, indem er auf<br />

eine Pluralität <strong>der</strong> politischen Richtungen des Gründungsparteitags<br />

verweist, die mit dem Ausscheiden <strong>der</strong> verschiedenen oppositionellen<br />

Gruppen aus <strong>der</strong> Partei vernichtet worden sei. Im „frühen <strong>deutschen</strong><br />

Kommunismus", so heißt es in den verschiedenen Büchern stereotyp,<br />

waren „noch verschiedene <strong>und</strong> recht gegensätzliche Strömungen vorhanden",<br />

so daß „die KPD durchaus unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />

besaß", welche „die Stalinisierung" verschüttet habe<br />

(P 47, F 30).<br />

Die Fehldeutung jener Pluralität des Gründungsparteitags durch<br />

Weber ist Komplement seiner Fehldeutung <strong>der</strong> späteren Parteientwicklung,<br />

<strong>der</strong> zögernden, wi<strong>der</strong>spruchsvollen <strong>und</strong> durch Rückschläge<br />

gehemmten Durchsetzung leninistischer Prinzipien, als Prozeß <strong>der</strong><br />

Stalinisierung <strong>der</strong> KPD. Denn für die Zeit des Gründungsparteitags,<br />

dessen Teilnehmer sich zumindest nach den politischen Richtungen<br />

des Spartakusb<strong>und</strong>es, <strong>der</strong> Internationalen Kommunisten Deutschlands<br />

sowie einer ausgesprochen abstrakt-revolutionären Strömung<br />

unterschieden, meint Weber die KPD vor allem in zwei Tendenzen<br />

differenzieren zu müssen, die in Wirklichkeit Momente <strong>der</strong> Politik<br />

<strong>der</strong> Spartakusführung darstellten, welche sich den Stimmungen <strong>der</strong><br />

Parteitagsmehrheit entgegenstemmte: als „die beiden Richtungen, die<br />

auf dem Gründungsparteitag <strong>der</strong> KPD noch überwogen", werden <strong>der</strong><br />

„revolutionäre Kommunismus" — „eng mit dem Namen Karl Liebknecht<br />

verb<strong>und</strong>en" — <strong>und</strong> <strong>der</strong> „demokratische Kommunismus" genannt,<br />

als dessen „Vorläuferin, ja ... eigentliche Begrün<strong>der</strong>in" Rosa<br />

Luxemburg gilt. „Die beiden Richtungen ... wurden mit den Wandlungen<br />

des <strong>deutschen</strong> Kommunismus zurückgedrängt" (P 47 f.; vgl.<br />

auch F 30 f.). Das Unverständnis <strong>der</strong> spartakistischen Strategie, <strong>der</strong>en<br />

revolutionärer <strong>und</strong> demokratischer Charakter in — voneinan<strong>der</strong> getrennte<br />

— Persönlichkeitsmerkmale ihrer Vertreter aufgelöst wird,<br />

<strong>und</strong> die Blindheit gegenüber den eigentlichen Problemen des Parteitags,<br />

gegen sektiererische <strong>und</strong> anarchistische Tendenzen den Kampf<br />

um die Mehrheit <strong>der</strong> Arbeiterklasse aufzunehmen, sind nicht allein

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