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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Erich Matthias' Apologie <strong>der</strong> SPD-Entwicklung 65<br />

sonstige Verlautbarungen <strong>der</strong> Partei, in den letzten Jahren <strong>der</strong><br />

Weimarer Republik in <strong>der</strong> SPD einen breiten Raum einnahm <strong>und</strong><br />

mit außerordentlicher Heftigkeit geführt wurde, legt jedoch die Vermutung<br />

nahe, daß dieser Antikommunismus tiefergehende Gründe<br />

haben muß:<br />

Da die Sozialdemokratische Partei in <strong>der</strong> Periode <strong>der</strong> Weimarer<br />

Republik mit ihrer Politik lediglich auf die Erhaltung des bürgerlichparlamentarischen<br />

Systems abzielte, <strong>und</strong> das „Endziel" einer sozialistischen<br />

Gesellschaft endgültig in den Bereich <strong>der</strong> Utopie verwiesen<br />

worden war, mußte die Partei die Kommunisten, die mit dem Anspruch<br />

auftraten, mit ihrer Politik eine revolutionäre Strategie zu<br />

verfolgen, von vornherein als Bedrohung des Staates, mit dem sie<br />

sich identifizierte, <strong>und</strong> damit auch ihrer eigenen Existenz empfinden.<br />

So muß eine Ursache des Antikommunismus in <strong>der</strong> SPD in <strong>der</strong> reformistischen<br />

Theorie <strong>und</strong> Praxis dieser Partei selbst gesucht werden.<br />

Daß <strong>der</strong> Antikommunismus darüber hinaus für den Zusammenhalt<br />

<strong>der</strong> Partei eine wichtige <strong>und</strong> von parteioffizieller Seite bewußt im<br />

Konkurrenzkampf mit <strong>der</strong> KPD um Parteianhänger benutzte Rolle<br />

spielte, wird deutlich, wenn man feststellt, daß sich dieser Antikommunismus<br />

im wesentlichen in <strong>der</strong> Verbreitung stereotyper Vorstellungen<br />

über den Kommunismus bewegte, die allerdings die<br />

Ebene moralischer <strong>und</strong> politischer Verleumdung meist nicht verließen.<br />

Kernpunkt <strong>der</strong> Angriffe gegen die Kommunisten war die<br />

Behauptung, das Ziel <strong>der</strong> KPD sei die Errichtung einer Diktatur, wie<br />

auch das Gesellschaftssystem <strong>der</strong> Sowjetunion mit dem Kriterium<br />

<strong>der</strong> Diktatur <strong>und</strong> des Terrors hinreichend charakterisiert <strong>und</strong> damit<br />

die Identität von „Bolschewismus" <strong>und</strong> Faschismus offensichtlich sei.<br />

Als Beispiele für diese Art des Kampfes gegen die Kommunistische<br />

Partei, auf den keineswegs mit <strong>der</strong> zunehmend bedrohlicher werdenden<br />

Gefahr einer faschistischen Machtergreifung verzichtet wurde,<br />

seien aus einer Vielzahl <strong>der</strong>artiger Äußerungen einige herausgegriffen,<br />

<strong>der</strong>en Wirkung auf die Parteianhänger <strong>der</strong> SPD sich unschwer<br />

nachvollziehen läßt.<br />

So schreibt die zur Information <strong>der</strong> sozialdemokratischen Funktionäre<br />

herausgegebene „Parteikorrespondenz":<br />

„Die Kommunisten aber sind Feinde <strong>der</strong> Demokratie. Sie wollen sie<br />

beseitigen, wollen Demokraten überhaupt nicht in ihr Sowjetparlament<br />

hineinlassen, geschweige denn, ihnen das Wort geben, sie<br />

wollen sie aufhängen o<strong>der</strong> erschießen... 4 '" ;<br />

<strong>der</strong> Parteivorsitzende Otto Wels äußerte auf dem Leipziger Parteitag<br />

<strong>der</strong> SPD im Jahre 1931:<br />

„Bolschewismus <strong>und</strong> Faschismus sind Brü<strong>der</strong>. Sie basieren auf <strong>der</strong><br />

Diktatur, mögen sie sich noch so sozialistisch <strong>und</strong> radikal gebärden«";<br />

43 Sozialdemokratische Parteikorrespondenz, Jg. 1930, Nr. 1, S. 18.<br />

44 Protokoll des Leipziger Parteitages, a.a.O., S. 19.

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