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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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72 Bärbel Kunze<br />

dem Hauptvorstand <strong>der</strong> SAJ im April 1933 angeführt. Bei dieser<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung ging es im wesentlichen darum, daß die in Opposition<br />

zur Politik <strong>der</strong> SPD stehende Berliner SAJ sich seit dem<br />

30. Januar 1933 intensiv mit organisatorischen Vorbereitungen zur<br />

Überführung <strong>der</strong> SAJ in die Illegalität befaßt hatte, die auch die<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Parteijugend gehörenden Gel<strong>der</strong> umfaßten.<br />

Die Vertreter <strong>der</strong> Partei <strong>und</strong> des Hauptvorstandes sprachen sich<br />

jedoch strikt gegen diesen Aufbau einer illegalen Organisation aus<br />

<strong>und</strong> for<strong>der</strong>ten die Rückgabe <strong>der</strong> Jugendgel<strong>der</strong> an die Partei. Der<br />

Konflikt endete damit, daß unter Androhung <strong>der</strong> Erstattung einer<br />

Strafanzeige gegen den Jugendvorsitzenden die Gel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Partei<br />

übergeben wurden <strong>und</strong> daß <strong>der</strong> für diese Politik <strong>der</strong> Berliner SAJ<br />

verantwortliche Vorsitzende Erich Schmidt zusammen mit den meisten<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des Bezirksausschusses <strong>der</strong> SAJ aus <strong>der</strong> Partei ausgeschlossen<br />

wurde, obwohl sich die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong><br />

Berliner Jugendgruppen mit den Ausgeschlossenen solidarisiert<br />

hatten.<br />

Matthias versucht nun, dieser Kontroverse einen Teil ihrer politischen<br />

Brisanz im Rahmen <strong>der</strong> Kapitulationspolitik <strong>der</strong> SPD zu nehmen,<br />

indem er folgendes bemerkt:<br />

„Nach Ollenhauers [damaliger Vorsitzen<strong>der</strong> des Hauptvorstandes<br />

<strong>der</strong> SAJ] Auskunft ging es <strong>der</strong> Parteileitung nicht darum, ernsthafte<br />

Ansätze zu illegaler Arbeit in <strong>der</strong> Jugendorganisation durch organisatorische<br />

Maßnahmen zu ersticken, son<strong>der</strong>n um die Verhin<strong>der</strong>ung<br />

einer die Parteieinheit gefährdenden ,Son<strong>der</strong>organisation', eines<br />

illegalen Nebenapparates <strong>der</strong> Partei... ««."<br />

In dem von Matthias in seine Materialsammlung übernommenen<br />

Dokument „Der Berliner Jugendkonflikt vom April 1933" 87 ist indes<br />

das genaue Gegenteil zu lesen:<br />

„Erich Ollenhauer verlangte die volle Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> alten<br />

Arbeit, die Einstellung <strong>der</strong> illegalen .Mätzchen' <strong>und</strong> die Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

des alten Betriebes im Jugendsekretariat 88 ."<br />

Des weiteren macht sich Matthias im Zusammenhang mit <strong>der</strong> angedrohten<br />

Strafanzeige gegen den SAJ-Vorsitzenden gleich zum<br />

Sprecher <strong>der</strong> Partei selbst, wenn er behauptet:<br />

„Es erscheint sehr fraglich, ob <strong>der</strong> Reichstagsabgeordnete <strong>und</strong> langjährige<br />

Vorsitzende des Groß-Berliner Bezirksverbandes <strong>der</strong> SPD,<br />

Franz Künstler, im Ernst an eine Anzeige gedacht hat... Künstlers<br />

Drohung [ist] eher als pädagogische Maßnahme zu verstehen. Der<br />

Gedankengang <strong>der</strong> ,Alten' ist bei <strong>der</strong> in <strong>der</strong> SPD herrschenden<br />

Atmosphäre etwa <strong>der</strong> folgende gewesen: Wenn wir den unbedachten<br />

<strong>und</strong> voreiligen jungen Leuten das Geld wegnehmen, können sie<br />

keine parteischädigenden Dummheiten anstellen «»."<br />

66 a.a.O., S. 247, Anm. 12 (Hervorhebung von <strong>der</strong> Verfasserin).<br />

67 a.a.O., Dokument Nr. 31, S. 242 ff.<br />

68 a.a.O., S. 247.<br />

69 a.a.O., S. 248.

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