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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Ökonomie 177<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> „kapitalistischen Marktwirtschaft" auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

dargestellt, wobei Leptin nicht versäumt, sein Unbehagen über den<br />

Begriff „kapitalistisch" auszudrücken, <strong>der</strong> „durch die politisch-polemischen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen eines Jahrh<strong>und</strong>erts im Bewußtsein<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit weitgehend diskreditiert" sei (10). Leptin versteht<br />

es, sich gegen Mißverständnisse <strong>und</strong> Kritik von rechts abzusichern.<br />

Ein paar Seiten weiter schreibt er in einem Nebensatz, daß die Kommunisten<br />

die gesellschaftlichen Machtverhältnisse zugunsten <strong>der</strong><br />

Arbeiterklasse verän<strong>der</strong>n wollen, kann sich aber vorsichtshalber die<br />

Einschränkung: „d. h. praktisch zu ihren (d. h. <strong>der</strong> Kommunisten,<br />

J. D.) Gunsten" (15) nicht verkneifen. Wenn er über die wachstumspolitische<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Fluchtbewegung spricht, vergißt er<br />

nicht, wenigstens in einer Fußnote auf ihre „erhebliche menschliche<br />

<strong>und</strong> politische Bedeutung" hinzuweisen (61).<br />

Über die Entwicklung in <strong>der</strong> BRD wird nicht viel mehr gesagt, als<br />

daß nach langen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen Vertretern <strong>der</strong><br />

Konzeption des „freiheitlichen Sozialismus" <strong>und</strong> den Neoliberalen<br />

sich Erhard mit seiner „sozialen Marktwirtschaft" durchsetzte <strong>und</strong><br />

damit die Lenkung <strong>der</strong> Wirtschaft einem „sehr komplizierten Marktmechanismus"<br />

anvertraut wurde, in den <strong>der</strong> Staat nur zur Aufrechterhaltung<br />

des Wettbewerbs <strong>und</strong> zur Realisierung „sozialer Zielsetzungen"<br />

eingreifen sollte. Es ist schon bemerkenswert, daß Leptin<br />

das Ergebnis als eine „Restauration" <strong>der</strong> Eigentumsverhältnisse <strong>der</strong><br />

Vorkriegszeit charakterisiert. Für Schlußfolgerungen reichte wohl<br />

<strong>der</strong> Platz nicht.<br />

Ausführlicher wird über die DDR berichtet. Die Sozialisierung<br />

wird nicht nur in ihrem Ablauf beschrieben, son<strong>der</strong>n es werden auch<br />

einige Argumente erläutert: die Beseitigung <strong>der</strong> Ausbeutung des<br />

Menschen durch den Menschen, die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Machtpositionen zugunsten des „kommunistischen Staates"<br />

<strong>und</strong> die Erleichterung <strong>der</strong> staatlichen Wirtschaftsplanung. Dem unglaublichen<br />

Satz, daß in <strong>der</strong> DDR „einige organisatorische Anpassungen<br />

genügten, um aus <strong>der</strong> Kriegswirtschaft des Deutschen Reiches<br />

die sozialistische Planwirtschaft zu machen", während es hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Lenkungsordnung in <strong>der</strong> BRD eine „revolutionäre Verän<strong>der</strong>ung"<br />

gab (32), folgen in sehr gedrängter Form lesenswerte, weil einen<br />

raschen <strong>und</strong> doch zuverlässigen Überblick gebende Ausführungen<br />

über Begründung, Organisation <strong>und</strong> Probleme <strong>der</strong> Planwirtschaft,<br />

die freilich nur auf das Formale <strong>und</strong> auf die Effizienz abstellen, den<br />

spezifischen Charakter <strong>der</strong> DDR-Planwirtschaft, eine sozialistische,<br />

also eine demokratische zu sein, jedoch völlig übergehen, — ein im<br />

Rahmen eines „Ost-West-Vergleichs" ebenso typisches wie unentschuldbares<br />

Versäumnis.<br />

Im dritten Kapitel, überschrieben mit „Westliches <strong>und</strong> östliches<br />

.Wirtschaftsw<strong>und</strong>er' — <strong>der</strong> wirtschaftliche Wie<strong>der</strong>aufbau in beiden<br />

Teilen Deutschlands", wird dann gerechnet. Zunächst wird in einer<br />

recht informativen Analyse begründet, daß die Bedingungen für<br />

einen wirtschaftlichen Aufschwung in <strong>der</strong> DDR auf Gr<strong>und</strong> stärkeren<br />

Potentialverlustes, größerer Strukturprobleme, höherer Belastung

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