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Geschichte und Geschichtsschreibung der deutschen ...

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Erich Matthias' Apologie <strong>der</strong> SPD-Entwicklung 67<br />

Sozialdemokratie <strong>und</strong> Faschismus<br />

Wie bei seiner Beschreibung des Verhältnisses <strong>der</strong> SPD zu den<br />

Kommunisten geht es Matthias offensichtlich auch bei seiner Schil<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Reaktionen in <strong>der</strong> Sozialdemokratischen Partei auf den<br />

Vormarsch des <strong>deutschen</strong> Faschismus in den Jahren seit 1930, <strong>der</strong><br />

sozialdemokratischen Politik in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Halblegalität <strong>der</strong> Partei<br />

zwischen Januar <strong>und</strong> Juni 1933 <strong>und</strong> des Verhaltens von Sozialdemokraten<br />

in <strong>der</strong> Frühphase des faschistischen Staates in erster<br />

Linie darum, die Politik <strong>der</strong> SPD im Sinne einer Rechtfertigung<br />

darzustellen. Diese Behauptung soll im folgenden an Hand einiger<br />

Thesen von Matthias, die die Auseinan<strong>der</strong>setzung in <strong>der</strong> SPD mit<br />

dem Faschismus vor <strong>und</strong> nach 1933 betreffen, nachgewiesen werden.<br />

1. Faschismuseinschätzung <strong>und</strong> „Wi<strong>der</strong>standsvorbereitungen" in <strong>der</strong><br />

SPD vor 1933<br />

Nach Matthias wurde die „deprimierende politische Ohnmacht <strong>der</strong><br />

Sozialdemokratie nach dem 14. September 1930 durch eine den Alltag<br />

<strong>der</strong> Partei tief aufwühlende Welle kämpferischer Impulse überlagert",<br />

„drängten die jungen aktivistischen Kräfte auf die Straße",<br />

demonstrierten „Massenveranstaltungen <strong>der</strong> Eisernen Front... [die]<br />

Einsatzbereitschaft <strong>der</strong> sozialdemokratischen Arbeiter", wuchs allgemein<br />

in <strong>der</strong> Partei „die Bereitschaft zu aktiver <strong>und</strong> notfalls bewaffneter<br />

Gegenwehr", wurden bis in den Parteivorstand hinein die<br />

verschiedensten Wi<strong>der</strong>standsvorbereitungen getroffen 48 .<br />

Keinesfalls soll hier bezweifelt werden, daß, beson<strong>der</strong>s bei den<br />

aktiven Parteimitglie<strong>der</strong>n auf unterer Ebene, die durch die tägliche<br />

Konfrontation mit den Nationalsozialisten einen unmittelbaren Eindruck<br />

vom faschistischen Terror erhielten, durchaus das Bestreben<br />

vorhanden war, sich gegen diesen Terror aktiv zur Wehr zu setzen.<br />

Im Rahmen einer kritischen Überprüfung <strong>der</strong> Darstellung bei Matthias<br />

ist jedoch festzustellen, daß hinter <strong>der</strong> Ausführlichkeit <strong>der</strong><br />

Schil<strong>der</strong>ung von „an vielen Orten <strong>und</strong> von vielen Instanzen geplanten<br />

Abwehrmaßnahmen 50 ", die die Vorstellung eines durchgängig in<br />

<strong>der</strong> Partei vorhandenen Bewußtseins von <strong>der</strong> Gefahr eines faschistischen<br />

Sieges vermitteln, eine wesentliche Frage in den Hintergr<strong>und</strong><br />

tritt, <strong>der</strong>en Beantwortung vor je<strong>der</strong> Beschreibung von „Wi<strong>der</strong>standsvorbereitungen"<br />

zumindest geleistet werden müßte, wenn man<br />

schon — wie Matthias — von vornherein darauf verzichtet, die politische<br />

Praxis <strong>der</strong> Partei <strong>und</strong> ihre Konsequenzen an <strong>der</strong> realen Entwicklung<br />

des Faschisierungsprozesses zu messen: die Frage nämlich,<br />

welche Einsichten über die Ursachen des Faschismus in Deutschland<br />

<strong>und</strong> über die Möglichkeiten eines faschistischen Sieges in <strong>der</strong> SPD<br />

überhaupt vorhanden waren. Daß Matthias diese Frage aus seiner<br />

Darstellung ausklammert, geschieht sicherlich nicht ohne Gr<strong>und</strong>:<br />

49 Erich Matthias, Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, a.a.O.,<br />

S. 121 ff.<br />

50 a.a.O., S. 127.

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