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31. 10. 2009 - pdf-Format 1,73 mB - Prof. Dr. phil Horst Tiwald

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127<br />

Er sieht sich deshalb selbst als leer an unvergänglicher Form, weil er ohne<br />

die Anderen, die im „Verflochten-Sein-mit-ihm“ die Bedingung seines So-<br />

Seins sind, nicht so-sein könnte, wie er scheinbar erscheint. Er unterstellt<br />

nicht, dass das Sein des Anderen mit seinem eigenen Sein „identisch“ ist<br />

und die anderen aus dem selben formlosen Grund „sind“ wie er selbst, sondern<br />

dass der Andere, den es ja eigentlich genau so wenig wie es ihn selbst<br />

als dauerhafte Form gibt, die Ursache seines Seins wäre.<br />

Die Vergänglichkeit der „Vielheit“ schafft für ihn gleichsam die<br />

„Einheit“.<br />

Deswegen ist für ihn jenes So-Sein am schönsten, das am Vergänglichsten<br />

ist.<br />

Das schnellste Bewegen schlägt bei THICH NHAT HANH gleichsam in<br />

Bewegungslosigkeit um. So, als wäre um so mehr Identität in der<br />

sich verändernden Gleichheit, je rascher sich die scheinbare<br />

Gleichheit ändert. Dies ist sicher ein originelles Bewegungs-<br />

Modell, aber es ist mir weder gedanklich noch schauend nachvollziehbar.<br />

Er schreibt:<br />

„Weil ihr seid, kann auch ich sein. Das ist die wahre Bedeutung<br />

von Leerheit. Form hat keine eigenständige Existenz, und Avalokita<br />

möchte, dass wir diesen Punkt verstehen.<br />

Dank Leerheit sind wir lebendige Wesen, wir können atmen und<br />

denken. Leer zu sein bedeutet, lebendig zu sein, ein- und auszuatmen.<br />

Wir könnten nicht lebendig sein, wenn wir nicht leer wären.<br />

Leerheit ist Unbeständigkeit, steter Wandel. Wir sollten uns<br />

nicht über Unbeständigkeit ärgern, denn ohne sie ist nichts möglich.“<br />

(38/39)<br />

Nun ist also bei THICH NHAT HANH plötzlich die „Leere“ zur Unbeständigkeit,<br />

zum Wandel des Soseins, zur Bewegung geworden. Nach ihm ist die „Leere“<br />

als „Formlosigkeit“ plötzlich zur „Form“ geworden<br />

Es geht ihm nicht darum, die Leere als ein formloses Erfüllt-Sein<br />

zu beschreiben, sondern als ein Verbunden-Sein mit allem anderen<br />

vergänglichen So-Sein, als ein „Erfüllt-sein-von-allem“ im<br />

Sinne eines „Erfüllt-sein-von-der-so-seienden-Vielheit“ als der<br />

„Be-Dingung“ seiner Individualität.<br />

Weil die Form vergänglich und nichts Isoliertes ist, deshalb ist nach THICH<br />

NHAT HANH die Form erst überhaupt möglich. Form gibt es daher nur, weil

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