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31. 10. 2009 - pdf-Format 1,73 mB - Prof. Dr. phil Horst Tiwald

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314<br />

Steilvorlage<br />

Sie fragen, wozu eine Steilvorlage nötig sei und meinen:<br />

"Gedankenvoll zu sein und Gedanken immer weiter zu entfalten<br />

ist für mich nicht erstrebenswert, denn so lange ich an Seiendes<br />

denke, gewahre ich nicht das Sein. Zu leben ist etwas völlig anderes<br />

als Gedanken vom Leben zu haben.<br />

Wenn es wahr ist, dass lebendig sein zur Bedingung hat, Gedanken<br />

vom Leben nicht weiter zu entfalten, sondern ziehen zu lassen,<br />

wozu brauche ich eine Steilvorlage für das Denken?"<br />

Meiner Ansicht nach ist es dagegen gerade nicht wahr, dass man Gedanken<br />

ziehen lassen müsse, um lebendig zu sein.<br />

Gedanken im Denken zu verarbeiten ist wie ein inneres Probe-<br />

Handeln, also eine "menschliche Probe-Lebendigkeit", um das Leben<br />

zu erhalten.<br />

Wer als Mensch ohne zu denken in den Tag hineinlebt, der lässt bloß andere<br />

für sich denken und schmarotzt am Voraus-Denken anderer.<br />

Dieses Vorausdenken kann natürlich irren oder selbstherrlich aufgebläht<br />

sein. Wer aber nur schmarotzend nicht mitdenkt, der darf sich auch nicht<br />

darüber beklagen, dass andere und schlechte Vor-Denker den Karren an<br />

die Wand fahren.<br />

Es ist meiner Ansicht auch nicht wahr, dass ich, solange ich an<br />

das „Seiende“ denke, das „Sein“ nicht gewahre.<br />

Ich kann nämlich überhaupt nur dann aus dem „Seienden“ selbstständig<br />

"herausdenken", wenn ich im "Selbst" stehe, d.h. wenn ich das "Sein des<br />

Seienden" bzw. das „Sein im Seienden“ gewahre.<br />

Ob dies nun das „Sein meiner seienden Gedanken“ oder das „Sein<br />

des mit meinen Gedanken bedachten Seienden“ ist, dies gilt es<br />

eben zu unterscheiden.<br />

Das Denken stört nämlich solange nicht, als es das „Seiende“ betrifft und<br />

dieses als Hintergrund der bedachten Gedanken auch "trifft".

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