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31. 10. 2009 - pdf-Format 1,73 mB - Prof. Dr. phil Horst Tiwald

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Diese gedankliche Konstruktion, welche Ruhe und Bewegen kombiniert,<br />

unterstellt eben, dass ein „Bewegen am Ort jeweils in Ruhe sei“, also<br />

anhalte.<br />

Der Widerspruch dieses Gedankens liegt eben darin:<br />

• dass einerseits eine „ausdehnungslose Ruhe des Ortes“ unterstellt<br />

wurde;<br />

• dass aber andererseits diese „Ruhe“ als ein „Quantum“ ausreiche,<br />

dass sich die Schildkröte während dieser angeblichen<br />

„Nicht-Zeit“ sehr wohl „in der Zeit ihren Ort verändernd“ bewege;<br />

• diese Unterstellung führt aber gedanklich in keiner Weise zu<br />

einer „allmählichen Distanz-Verkürzung“ (an der die Mathematiker,<br />

welche in der „Falle des Zenon“ zappeln, tapfer herumbasteln,<br />

um ZENON zu widerlegen), sondern führt gedanklich,<br />

ab dem „Erreichen der tatsächlichen Position der Schildkröte“<br />

zu einer gleichbleibenden Distanz, wenn man der tatsächlichen<br />

Unterstellung gedanklich folgt.<br />

Auch AUGUSTINUS meinte, dass das „Hier und Jetzt“ ausdehnungslos sei<br />

und man ein Vorher und Nachher nur deshalb gewahre, weil man in der Erinnerung<br />

Bilder der vergangenen Augenblicke habe und sich die Zukunft<br />

auch nur als Bild gedanklich vorstelle.<br />

Obwohl AUGUSTINUS einen hervorragenden Bezug zur Inneren Erfahrung<br />

hatte, ist ihm aber diese Meinung nicht aus seiner tatsächlichen<br />

Erfahrung, sondern nur aus seinen spekulativen<br />

Denkprozessen erwachsen.<br />

Dieser Spekulation saß später auch noch KANT auf, der meinte,<br />

„Raum“ und „Zeit“ als „subjektive Anschauungsformen“ nicht aus<br />

der Erfahrung, sondern „transzendental“ herleiten zu müssen.<br />

In der Inneren Erfahrung begegnet man aber keinem ausdehnungslosen<br />

„Hier und Jetzt“ als einem „ausdehnungslosen Augenblick“, sondern einer<br />

„Ausdehnung, die Vergangenes und Zukünftiges in der Gegenwart<br />

unmittelbar gewahrt“, wie zum Beispiel eben auch eine Melodie als ein<br />

„Ganzes“.<br />

Man gewahrt im „Augenblick“ also kein „ruhendes Nichts“ als „gedankliche<br />

Schnittstelle, bzw. als Grenze zwischen Vorher und<br />

Nachher“, sondern man gewahrt die „Fülle eines raumzeitlichen<br />

Bewegens“, das „mehr oder weniger“ (aber „unbegrenzt“!)<br />

ausgedehnt sein kann.

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