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31. 10. 2009 - pdf-Format 1,73 mB - Prof. Dr. phil Horst Tiwald

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221<br />

„Mein Leib dagegen ist zunächst die eine von einer subjektiven<br />

Perspektive her vorgefundene, allen weiteren Erfahrungen vorgängige<br />

und immer in einer Eigenzuordnung auftauchende Existenzweise,<br />

die untrennbar mit meinen Erlebnissen einhergeht.“<br />

Nun ändern Sie aber (wenn man Sie beim "Wort" nimmt) Ihre<br />

Meinung. Nun reduzieren Sie nämlich den "tatsächlichen Leib",<br />

das Ding, auf das Bild einer ebenfalls spezifischen Sichtweise. Sie<br />

führen nun eine sog. "subjektive Perspektive" ein. Mit dem Wort<br />

"Leib" bezeichnen Sie nun ein "vorgängiges subjektives Bild" von<br />

jenem Ding, von dem nun sowohl das mit "Körper" als auch das<br />

mit "Leib" bezeichnete bloß reduzierte Bilder des Tatsächlichen<br />

sind.<br />

„Meine materielle Wirklichkeit geht immer mit zwei gleichzeitig<br />

vorhandenen Betrachtungsmöglichkeiten einher, nämlich aus objektiver<br />

Sicht als ein Körper, der so in einem Außenbezug gehalten<br />

ist, dass ich nie dem Gegenständigen der Welt entkomme und<br />

aus subjektiver Sicht als ein Leib, der aber in seinem Innenbezug<br />

so abgerückt ist, dass ich bei allen Erfahrungen nie vollständiges<br />

Eigensein mit allem Übrigen erreiche. Wenn ich mit meinen Leib<br />

etwas berühre, hat mich auch immer die Welt.“ Nun entwerfen<br />

Sie ein Modell von zwei alternativen und anscheinend unversöhnlichen<br />

Betrachtungsmöglichkeiten, so, als ob es eine Außensicht<br />

ohne Mitwirken der Innensicht, und eine Innensicht ohne Mitwirken<br />

der Außensicht gäbe. Alles, was Sie hier sagen, das hat meiner<br />

Ansicht nach mit dem "tatsächlichen Ding" wenig zu tun, sehr<br />

viel dagegen mit Ihrem "Modell von den tatsächlichen Dingen",<br />

mit dem Sie sich in Ihrem Bewusstsein herumplagen. Sie beschreiben<br />

dies ja selbst: "Aber irgendwie ist diese Wahrheit auch<br />

in mir materiell abgespeichert, also versuche ich das Auslesen<br />

dieser Information".<br />

„Dass ich mit meinem Leib nie das Eigensein von allem übrigen<br />

erreiche, schmerzt. Dieser Schmerz ist gleichsam der leibliche<br />

Abdruck der Welt.“ Das verstehe ich nicht. Was schmerzt da warum?<br />

Was haben Sie da für Ziele, deren Verfehlen Sie "schmerzt"?<br />

„Die Grenzen sind dabei fließend. Aus meiner subjektiven Innen-<br />

Sicht kann man sich immer mehr Welt einverleiben, aus meiner<br />

objektiven Außen-Sicht kann ich immer mehr verkörpern.“ Sie<br />

formulieren dies nicht genau. Dass Sie sich immer mehr Welt einverleiben,<br />

das können Sie in Ihrer Inneren Erfahrung zwar "beobachten".<br />

Aber Sie leiben ja nicht nur in Ihrem semantischen<br />

Raum Begriffe gegenseitig ein, sondern Sie verleiben sich die tatsächliche<br />

Welt ein. Dies aber in ihrem achtsamen tatsächlichen<br />

Tätigsein nach außen. Um sich Geräte, z.B. Bleistifte, Skier usw.<br />

einzuverleiben, müssen Sie sich mit ihnen achtsam bewegen.

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