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31. 10. 2009 - pdf-Format 1,73 mB - Prof. Dr. phil Horst Tiwald

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74<br />

Befreiung<br />

Sie sind offensichtlich "gefangen genommen" von Texten, wo es um "Ich"<br />

und seine "Befreiung", um "Sprache" und "Beschränkung" usw. geht.<br />

Lassen Sie probehalber einmal davon los. Man muss doch vorerst<br />

erstmals das "Märchen von einer Freiheit", von einer "Unbeschränktheit",<br />

einer "absolut zutreffenden Wahrheit" in die Welt<br />

setzen, um dann nachweisen zu können, dass alles "beschränkt",<br />

"nicht die ganze Wahrheit" und letztlich "unfrei" ist.<br />

Das Bejammern dieses diagnostizierten Zustandes ist daher letztlich ohne<br />

Grund.<br />

Man könnte bestenfalls bejammern, vorerst einen Unsinn in die<br />

Welt gesetzt zu haben.<br />

Wer sagt denn überhaupt, dass es Sprache gibt, weil etwas als sogenannte<br />

Wahrheit abzubilden wäre? Dieser Unsinn, dass Sprache die Aufgabe habe,<br />

etwas "eins zu eins" anzubilden, ist doch glatter Unsinn. Ein Leuchtturm,<br />

der identisch mit der Klippe wäre, hätte doch keine Funktion! Die Sprache<br />

ist so etwas "Hinweisendes", "Warnendes" usw.<br />

Ein Leuchtturm, der die Klippe selbst wäre, der wäre doch unnütz.<br />

Man erwartet also von der Sprache etwas, was sie gerade<br />

nicht sein will, nicht sein kann und auch nicht sein dürfte!<br />

Sprache ist ein "Werkzeug des Hinweisens" im Dialog zwischen Menschen.<br />

Sie ist Erinnerungshilfe, die auf einen Gedanken verweist, der wiederum<br />

nur in seinem Verweisen seine Brauchbarkeit hat. Sprache ist merkbar und<br />

merkwürdig. Sie merkt an und markiert die Welt.<br />

Wenn es nun heißt, man soll mit den Augen hören, damit ist das<br />

gleiche gemeint, wie wenn man sagt, man solle mit dem Herzen<br />

sehen.<br />

Es geht hier nicht um die Beschränkung einer Sinnesmodalität, die durch<br />

eine weitere Sinnesmodalität zu ergänzen wäre, weil sie beschränkt ist!

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