jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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112 Nicolae Lupu<br />
die Geschicklichkeit der Handwerker, die in der Antike für die Herstellung<br />
von Eisen und bestimmten Stahlarten zum Schmieden von<br />
Werkzeugen, vor allem aber von Waffen spezialisiert waren, lenkt jedoch<br />
gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die Vorteile der Bronze".<br />
Doch wie gut die Bronzestempel auch sein mochten, sie nützten sich<br />
ziemlich rasch ab und mußten während des Prägens erneuert werden.<br />
Man nimmt an, daß im allgemeinen mit einem Stempel 50 Münzen<br />
geprägt werden konnten".<br />
Bei einer Untersuchung der Stücke von Tilieca läßt sich unschwer<br />
feststellen, daß sie im Gußverfahren hergestellt wurden. Ihr Befestigungszapfen<br />
und die ganze Unterseite der Platte sind sehr glatt, ohne<br />
jegliche Spur von Nachbearbeitung. Am Rand der Platte sieht man<br />
deutlich die Herstellungsweise und die Nähte des geschmolzenen Metalls<br />
in der Gußform. Die Form muß aus zwei oder vielleicht drei genau<br />
aneinanderpassenden Teilen bestanden haben. Das Vorhandensein<br />
von Gußzapfen, deutlich sichtbar bei den Stempeln Nr. 1, 4, 7 und 9,<br />
zeigt einwandfrei, daß in der Gußform, die ihrerseits verschiedene Einzelformen<br />
enthielt, mehrere Stempel zugleich gegossen wurden. Die<br />
Form für das Münzbild wurde dagegen durch Einpressen des Originals<br />
in eine Lehmmasse hergestellt". Dieses Verfahren stellt vom technischen<br />
Standpunkt gesehen einen Fortschritt dar, denn damit erübrigte<br />
sich die Arbeit des bis dahin unerläßlichen Graveurs. Das Gravieren<br />
war nicht mehr notwendig und beschränkte sich auf die römische<br />
Münzstätte, wo das Münzvorbild zum erstenmal geschaffen wurde. Im<br />
Falle der Münze von Tilieca zog man den Graveur wahrscheinlich nur<br />
bei unerläßlichen Nachbearbeitungen heran.<br />
Bei den geschilderten Voraussetzungen für eine Prägung handelt es<br />
sich nach unserer Meinung nicht mehr um ein Nachahmen, das ein<br />
künstlerisches Geschick der Münzarbeiter erforderte, sondern lediglich<br />
um eine technische Vervielfältigung der Münze. Das ist der Grund,<br />
weshalb die in diesen Münzstätten geprägten Stücke keine stilistischen<br />
Abweichungen und lückenhaften Inschriften mehr aufweisen, wie es<br />
früher bei den dakischen Münzen griechischen Typs im 3. und 2. Jh.<br />
v. Chr. der Fall war.<br />
Interessant ist auch die Feststellung, daß die Stempel nicht alle in<br />
derselben Weise bearbeitet sind. Während einige schön rund ausge-<br />
in der Antike Aristoteles (Meteor. IV, 6) und verweist auch auf die Artikel von<br />
V. Lemaire in Revue beige de numismatique 1892, 99; 1897, 276 und 1898, 335.<br />
" Zur Information und Dokumentation s. auch die Feststellungen von de Luynes in<br />
Revue numismatique 1843, 14; s. desgl. Babelon a. a. 0., 916-917, wo ein Auszug<br />
aus dem Artikel von de Luynes zitiert wird.<br />
15 Babelon a. a. 0.<br />
16 Babelon a. a. 0. 920; in dem Zitat von de Luynes heißt es, daß man, wenn die<br />
Lehmmasse rein und fein war, alle Einzelheiten der Gravierung genau wiedergeben<br />
konnte.