jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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178 Baruch Kanael<br />
50 n. Chr. beginnenden Aera auf Münzen bedient hätte, und demzufolge<br />
seine Münzen mit ET EA nicht im Jahre 95 n. Chr. geprägt wurden,<br />
sondern schon im Jahre 84, ist abzulehnen. Auch die weitere Folgerung,<br />
daß Agrippa schon im Jahre 92 gestorben sei, überzeugt nicht.<br />
Die von H. Seyrig (209) neuerdings aufgestellte These, daß alle<br />
Münzen des Agrippa II. mit Ausnahme der Münzen mit dem Paralleldatum<br />
COS XII des Domitian (welche ja unzweifelbar nach einer 61<br />
n. Chr. beginnenden Aera des Agrippa datiert sind), der im Jahre<br />
56 n. Chr. anfangenden Aera folgen, ist wohl aus verschiedenen Gründen<br />
abzulehnen. So erscheint u. a. auf häufigen Münzen des Agrippa<br />
mit dem Datum ETO KA Domitian als FeQi,tavimic . Da er diesen<br />
Titel jedoch erst im Jahre 83 n. Chr. annahm, kann das Datum nicht<br />
nach einer im Jahre 56 beginnenden Aera berechnet sein.<br />
Unter Nero wurde das Porträt des Agrippa II. nochmals auf einer<br />
Münze abgebildet (Reifenberg, Nr. 75). Die wenig schmeichelhafte Ansicht<br />
Reif e n b e r g s, daß die Porträts des Herrschers einen „verweichlichten,<br />
charakterlosen Mann" darstellen (204), beruht wohl nur auf<br />
Reifenbergs kaum haltbarem historischem Bild des Agrippa, und ist<br />
wie dieses sehr problematisch. Auch P er o wne (202) hat sich kurz<br />
zu diesem Problem geäußert.<br />
Unter Nero bewahrt Agrippa in seiner Münzprägung noch einen gewissen<br />
Grad der Selbständigkeit. Die Münztypen und die Legenden betonen<br />
die Auffassung und den Geschmack des Herrschers, wenn auch<br />
nicht in demselben Maße, wie bei seinem Vater. Die Art und Weise, in<br />
welcher er seinem Gönner huldigt, die man schon bei der Datierungsweise<br />
des Königs antraf, entspricht den Gepflogenheiten jener Zeiten.<br />
Mit der Erwähnung der von ihm zu Ehren des Kaisers gegründeten<br />
Stadt Neronias (Hill, 1-4, Reifenberg, 76, 78, 79) huldigt Agrippa II.<br />
seinem Kaiser und Lehnsherrn. Auch Sepphoris wurde, wie Seyrig<br />
(207-208) gezeigt hat, damals in Neronias umgenannt. Diese gewisse<br />
Selbständigkeit in der Typenauswahl verliert sich unter den Flaviern.<br />
Die Typen gleichen jetzt mehr solchen des Kaisers und werden offensichtlich<br />
nicht mehr vom König nach Belieben bestimmt. Auf der Vs.<br />
erscheint das kaiserliche Porträt — des öfteren posthum —, ohne daß<br />
dies auf der Münze erwähnt wird, wozu eine endgültige Erklärung<br />
noch aussteht. Th. Momms en (199) bemerkte dazu, daß man in solchen<br />
entfernten Provinzen oft nicht recht wußte, was im Zentrum des<br />
Reiches geschah.<br />
Auf den Rss. findet man gewöhnliche Typen, die mit Judaea Capta-<br />
Münzen oder mit Darstellungen auf zeitgenössischen Städtemünzen eine<br />
gewisse Ähnlichkeit haben: So Tyche mit Kalathos und Füllhorn, oder<br />
Victoria (Nike) mit Helm oder Schild. Meyshan (196) hat auch eine<br />
bisher einzig dastehende Münze veröffentlicht, auf welcher Tyche ihren<br />
Schild ähnlich der Darstellung auf Judaea Capta-Münzen an einen