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jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com

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24<br />

Konrad Kraft<br />

burt. In diesem Sinne wurde Livius zufolge schon nach Caesars Tod<br />

diskutiert, ob es besser für den Staat gewesen sei, daß dieser Mann geboren<br />

wurde, oder ob es besser gewesen wäre, wenn er nicht geboren<br />

wäre: de Caesare maiore volgo dictatum est et a Tito Livio positum,<br />

in incerto esse, utrum illum nasci magis rei publicae profuerit an non<br />

nasci (Seneca rhet., nat. quaest. 5, 18, 4)18. Das ist nichts anderes, als<br />

die Frage, ob Caesar ein Tyrann gewesen sei oder nicht. Mit einer aufschlußreichen<br />

Verschiebung findet man für Augustus eine ähnliche Debatte:<br />

cunctis vulgo iactantibus: Utinam aut non nasceretur aut non<br />

moreretur. (Epit. de Caes. 1, 28-29). Die auf den ersten Blick recht<br />

sonderbar anmutende Alternative erklärt sich damit, daß Augustus in<br />

adipiscendo principatu opp r essor libertatis est habitus, später sich<br />

aber so gebessert habe, daß man wünschen müßte, er möge nie sterben".<br />

Eindeutig ist dagegen das Urteil über Caligula: homo natus in<br />

hoc, ut mores liberae civitatis Persica servitute mutaret (Seneca, de<br />

benef. 2, 12, 2).<br />

Daß der natus ad rei publicae salutem identisch mit dem vindex libertatis<br />

und ebenso der zum Unheil des Staates geborene identisch mit<br />

dem oppressor libertatis ist, ist an Hand der zitierten literarischen<br />

Zeugnisse wohl eindeutig klar geworden". Daß der gleiche Inhalt<br />

auch für die Bezeichnung vindex libertatis auf Cistophoren des Augustus<br />

(Taf. 2, 10) gelten muß, ist an sich schon selbstverständlich,<br />

kann aber auch mit numismatischen Mitteln gestützt werden, wobei<br />

sich bestätigen soll, daß der Capricorn auf den Münzen des Augustus<br />

in der Tat das bildliche Pendant zu den Formeln natus ad rei publicae<br />

salutem und damit auch zu vindex libertatis ist.<br />

Einmal ist zu vermerken, daß die vindex libertatis-Cistophoren (Taf.<br />

2, 10) ebenso die Angabe COS V/ tragen, wie die schon behandelten<br />

Denare mit dem kleinen Capricorn unter dem Kopf des Octavian (Taf.<br />

2, 2). Beide Prägungen sind also zum gleichen Zeitpunkt entstanden.<br />

Es wurde vorher gezeigt, daß die Darstellung des kleinen Capricorn auf<br />

dem Denar eine polemische Antithese gegen M. Anton beinhaltet. Auch<br />

die vindex libertatis-Cistophoren sind, wenn wir von der Legende zunächst<br />

einmal absehen, ihrer ganzen Form nach eine offenkundige polemische<br />

Distanzierung von M. Anton. M. Anton hatte sich auf den Cistophoren<br />

(Taf. 2, 6) als Schützling des Dionysos mit einem Efeukranz<br />

auf dem Haupt darstellen lassen. Octavian wählte dagegen den apolli-<br />

18 Vgl. auch Senecas, allerdings etwas anders akzentuierte Bemerkung an Nero:<br />

quanto autem non nasci melius fuit, quam numerari inter publico malo natos<br />

(Sen. dem. 1, 18, 3).<br />

19 Für Augustus ähnlich Joh. Lydus, de mag. II 3. Der gleiche Gedanke für Septimius<br />

Severus bei Aur. Victor 20, 6-7 und SHA, vita Severi 18, 7.<br />

9 Vgl. auch Dessau ILS 157: Providentiae Ti. Caesaris Augusti nati ad aeternitatem<br />

Romani nominis sublato boste (= Seian) perniciosissimo p. R.

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