jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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180 Baruch Kanael<br />
auf Landpflegermünzen sind bei Reifenberg (Nr.118-136) zusammengestellt.<br />
Viele der von Kindler (214) und früheren zusätzlich genannten<br />
Daten müssen bis zur Veröffentlichung besser erhaltener Exemplare<br />
als schlechtgeprägte Exemplare von Münzen mit den bereits<br />
gesicherten Daten angesehen werden, (s. unten). Die ersten Landpflegermünzen<br />
tragen das Datum LA ci des Augustus (Hill, S. 248, Nr. 1-8).<br />
Das angebliche Datum LAF hat Th. Mommsen (83) zu der Annahme<br />
bewogen, diese Münze sei nach Anni Augusti ab 27 v. Chr., datiert. Jedoch<br />
ist nur Datierung nach der aktischen Aera, also ab 30 v. Chr.<br />
möglich; die letzten Landpflegermünzen unter Augustus tragen das<br />
Datum LMA (Hill, S. 249, Nr. 21 f.), sie sind demnach dem Jahr 10/11<br />
n. Chr. zuzurechnen.<br />
Kennedy (58) hat vermutet, daß mehrere Landpfleger jeweils bei<br />
ihrem Amtsantritt Münzen zu prägen pflegten. Die Symbolik der Procuratorenmünzen<br />
unter Augustus (Palmbaum, Aehre), kommt den jüdischen<br />
Empfindungen sicherlich entgegen. Doch erscheint die Ansicht<br />
Goodenoug h's (283), daß die Procuratoren mehr als die jüdischen<br />
Herrscher auf solches Entgegenkommen bedacht waren, übertrieben.<br />
Unter Tiberius, als diese Beamten bekanntlich viel länger als unter<br />
Augustus die Provinzen regierten, trugen sie den jüdischen Vorstellungen<br />
schon wenig Rechnung. So kommt auf einer Münze des Gratus<br />
aus dem dritten Jahr des Tiberius (Hilf, S. 522, Nr. 10f.) ein Caduceus<br />
vor. Doch ging Gratus, der mehr Typen als die anderen Landpfleger<br />
prägen ließ, später davon ab. Seine restlichen Münzen bringen keine<br />
eindeutig heidnischen Symbole mehr. Die Bedeutung von Kantharos<br />
und Amphora auf seinen Münzen ist in der Literatur nicht behandelt<br />
worden. Gratus hat auch Silbermünzen des Types mit Amphora schlagen<br />
lassen. In ihrer Ausführung entsprechen sie den Bronzemünzen.<br />
Eine solche Münze wurde von Meyshan (215) veröffentlicht. Er sieht<br />
in ihnen Probemünzen, die Gratus verteilen ließ.<br />
Die umstrittene Persönlichkeit des Pontius Pilatus findet auch in seinen<br />
Münzen Ausdruck. Auf diesen erscheinen Simpulum (Hill, S. 257 f.<br />
Nr. 54-68, und Lituus Hill, S. 258 ff. Nr. 69-84), beide Attribute des<br />
Kaiserkultes. Wie E. St auf f er (218) gezeigt hat, spiegelt sich hierin<br />
die judenfeindliche Politik des Pilatus und seines Gönners Sejanus<br />
wider. Die Existenz von zusätzlichen Daten auf Münzen mit Simpulum,<br />
die Kindler (214) mit Vorbehalt behauptete, betrachtete Kadman<br />
(52) als gesichert. Er nimmt daher an, daß diese Münzart schon unter<br />
Gratus geprägt wurde. Dies hat Stauf f er aufgrund von Untersuchungen<br />
dieser Münzen in der Sammlung des British Museum und der Bibliotheque<br />
Nationale in Abrede gestellt. 0 es terreich er (216) hat<br />
auf die Gründe, aus denen die Daten gelegentlich verzerrte Formen annehmen,<br />
hingewiesen, nachdem schon H. J. Stein (117) früher ganz<br />
kurz auf Fehlprägungen auf solchen Münzen aufmerksam gemacht